Hagen. Phoenix Hagen verliert am 14. Spieltag der ProA gegen den starken Tabellendritten Tübingen. Eine Szene lässt Hagens Trainer Harris ausrasten.
Chris Harris schritt auf das Basketballfeld, brüllte, ballte seine Fäuste und fuchtelte animierend mit den Armen. Die Zuschauer in der Krollmann Arena sollten aufstehen und Stimmung machen. Denn nachdem Hagens Kapitän Dominik Spohr in der 36. Spielminute einen Dreier traf, lag man nur noch mit 69:76 hinten und hatte eine reelle Chance, den zweiten Sieg in Folge einzufahren. Aber am 14. Spieltag der 2. Bundesliga ProA waren die Tigers Tübingen einfach zu abgezockt für Phoenix. Verdient gewannen die Baden-Württemberger mit 87:81 (45:41).
„Wir wollten ihnen den Rhythmus nehmen mit vielen Variationen in der Verteidigung. Das ist uns auch einigermaßen gelungen“, sagte Harris nach dem Spiel. „Aber wir haben den Ball nicht gut bewegt und wir haben am Brett nicht mitgehalten. Tübingen ist mit sehr viel Energie und Leidenschaft jedem Ball nachgegangen und wir konnten die entscheidenden Bälle nicht einsammeln.“
Moore bringt frischen Wind ins Hagener Spiel
Shawn Occeus erzielte vor 869 Zuschauern die ersten Phoenix-Punkte des Spiels von der Dreierlinie zum 3:4 (3.), aber ansonsten tat der US-Guard seinem Team in den Anfangsminuten nicht gut. Vier seiner sechs genommenen Würfe vergab Occeus, zweimal verlor er den Ball. Tübingen nutzte das aus, agierte geordneter im Angriff und fand die offenen Schützen; so wie Ryan Mikesell, der in der sechsten Minute schon einen zweistelligen Vorsprung herbeiführte (8:19). Dringend benötigten frischen Wind brachte der eingewechselte Marquise Moore, der erst zweimal hintereinander zum Korb zog und erfolgreich abschloss und anschließend den Assist zum freien Schützen Paul Giese spielte (15:19/8.).
Auch interessant
Gegen die Hagener Zonenpresse fanden die Tiger vorerst kein Mittel, so dass CJ Walker kurz vorm ersten Viertelende die erste Phoenix-Führung besorgte (21:19). Die Zuschauer sahen auch im zweiten Viertel ein Spiel der schnellen Läufe. Nachdem Occeus per Distanzwurf auf 24:21 erhöhte, konterte Tübingen prompt mit einem 11:0-Lauf, den Erol Ersek mit zwei Dreiern in Folge vollendete (24:32/14.). Harris bat sein Team zur Besprechung. Lange dauerte es nicht, bis die Hausherren in Person des in Halbzeit eins stark aufspielenden Marcel Keßen (12 Punkte, 6 Rebounds in Halbzeit eins) wieder zum 34:34 ausglichen. „Hagen hat uns jedes Mal bestraft, wenn wir einen Fehler gemacht haben“, sagte Tübingens Trainer Daniel Jansson. „Das hat uns weh getan.“
Phoenix hatte aber Probleme, den effektiven und treffsicheren Tigers-Topscorer Mikesell (25 Punkte) zu stoppen. Der erhöhte in der 19. Minute per Dreier auf 39:45. Mit leichten Vorteilen für die Gäste ging es in die Kabine. Hagens Karrington Ward war nach einer langen verletzungsbedingten Pause wieder auf dem Feld, konnte aber noch keine Impulse setzen (0 Punkte in 10 Minuten).
Mikesell ist kaum aufzuhalten
Während Keßen in der ersten Halbzeit nur schwer zu stoppen war, drehte in der zweiten Halbzeit Dominik Spohr auf. 13 Punkte erzielte der Teamkapitän in den zweiten 20 Minuten, darunter zwei Dreier in Folge zum 47:50 (23.). Aber egal, was Phoenix an diesem Abend tat, Tübingen war davon unbeeindruckt und antwortete eiskalt.
Harris musste die nächste Auszeit nehmen, nachdem Timo Lanmüller einen Layup zum 50:62 in den Korb bugsierte (26.). Passten die Hagener mal kurz nicht auf, waren die Tigers schon wieder davongezogen – und Phoenix musste sich mit Mühe wieder heranarbeiten. Das taten die Hausherren zwar immer wieder, aber die entscheidende Wende gelang nicht. Bei Gieses Dreier zum 64:67 (33.) stand die Halle Kopf, und es gab nun einige Chancen, das Comeback zu schaffen. Aber nun stand man sich mehrmals selbst im Weg.
Keßen muss nach unsportlichem Foul vom Feld
Auch interessant
Keßen foulte beim Versuch, den Offensivrebound zu holen, danach schlug ihm Lanmüller den Ball aus den Händen. Dem Hagener Center schmeckte das nicht, er schubste den Tübinger von hinten und handelte sich ein unsportliches Foul ein. Mit der Foulhöchstzahl musste Keßen auf der Bank Platz nehmen. Dort angekommen schrie ihn Harris wütend an. „Egal, was Lanmüller vorher gemacht hat, Marcel darf nicht so reagieren. Das war ein Rückfall in alte Zeiten“, sagte Harris auf der Pressekonferenz.
Nicht nur Keßens Abgang, sondern auch die vielen Offensivrebounds der Tübinger, die unter anderem dazu führten, dass Mikesell von der Dreierlinie auf 70:79 erhöhte (36.), schmerzten Phoenix. Der aufopferungsvoll kämpfende Walker brachte sein Team noch mal per Korbleger auf 75:79 heran (38.), doch nach einer Auszeit der Gäste machte Seric mit einem Dreier aus der Ecke alles klar.
Phoenix: Walker (12), Keßen (12, 7 Rebounds), Spohr (16), Baumann, Giese (11), Occeus (12), Moore (5), Daubner (6), Moreaux (7), Ward.