Wetter. Das große Kirchboot steht bereit, dazu 18 Vierer: Beim NRW-Wanderrudertreffen in Wetter starten mehr als 100 Teilnehmer aus Deutschland.

Zum Gottesdienst - wie früher in Finnland - geht es mit diesem Kirchboot nicht. Sondern, gemeinsam mit einer aus insgesamt 19 Booten bestehenden Ruder-Flotte, von Wetter an einem Tag nach Schwerte, am anderen in Richtung Bochum. Das 3. NRW-Wanderrudertreffen, das diesmal von der Sportgemeinschaft Demag ausgerichtet wird, zieht am Wochenende mehr als 100 Teilnehmer aus ganz Deutschland an. Auch weil das 55. Wanderrudertreffen des Deutschen Ruder-Verbands in Saarbrücken auf das nächste Jahr verschoben werden musste, trifft sich die nationale Szene in Wetter. Und lernt an zwei Tagen die Ruhr zwischen Kemnade und Hengsteysee intensiv kennen. Was den Reiz der Disziplin ausmacht, wie Organisator Klaus Ullrichskötter bekennt: „Das Schönste am Wanderrudern ist das Neuwasser, auf dem man noch nie zuvor gerudert ist.“

Auf die Wetter-Vorhersage blickt Klaus Ullrichskötter zwiegespalten. Regen vor der Großveranstaltung der SG Demag Wetter wäre sehr genehm, während des Wanderrudertreffens eher nicht. „Unsere größte Sorge ist das ständige Niedrigwasser der Ruhr, selbst bei Regen ist es nicht viel höher als 1,50 Meter“, sagt er, „Normalwasser haben wir das ganze Jahr nicht erreicht.“ Das beeinträchtigt vor allem den zweiten Ruder-Tag, wenn es ruhrabwärts geht. „Hinter der neuen Ruhrbrücke liegen relativ dicke Steine kurz unter der Wasseroberfläche, die schlitzen jedes Boot auf“, schildert Ullrichskötter eine kritische Stelle an der so genannten ,Gelben Mauer’. Deshalb sind DLRG aus Wetter und Witten im Einsatz, um den Teilnehmern anzuzeigen, wo sie entlangrudern sollen.

Mit vielen Mitgliedern bereitet die SG Demag Wetter um Klaus Ullrichskötter (4. v. re.) das Wanderruder-Treffen vor.
Mit vielen Mitgliedern bereitet die SG Demag Wetter um Klaus Ullrichskötter (4. v. re.) das Wanderruder-Treffen vor. © Unbekannt | Axel Gaiser


Die an der Ruhr beheimateten Wanderruderer - die Nachbarn von RC Westfalen Herdecke, RC Mark Wetter oder aus Bochum stellen Boote - wissen das, die Gäste aus Berlin, Sachsen oder den Niederlanden dagegen nicht. Neben den Demag-Ruderern haben 95 externe Teilnehmer gemeldet, wobei nach schleppendem Meldungsstart die Absage des nationalen Wanderruderns in Saarbrücken und die deutschlandweite Öffnung des NRW-Treffens in Wetter die Zahlen ansteigen ließen. „Wir haben in einer Fachzeitschrift inseriert, jetzt kommen Ruderer aus ganz Deutschland“, freut sich Wanderruderwart Ullrichskötter, der vor Wochenfrist die Freigabe der Veranstaltung unter Corona-Auflagen durch das Ordnungsamt erhalten hat.

19 Boote gehen an den Start

Neben dem Kirchboot des NRW-Verbandes werden die Teilnehmer auf 18 Vierer mit Steuermann aufgeteilt, dabei haben Nachbarvereine der SG Demag mit Booten ausgeholfen. „Einige Vereine, deren Mitglieder unter sich bleiben wollen, kommen mit eigenen Ruderbooten“, ergänzt Ullrichskötter. Ab neun Uhr am Samstag fahren sie vom Demag-Bootshaus am Obergraben zunächst ruhraufwärts über Harkort- und Hengsteysee in Richtung Schwerte, dabei werden sie zweimal - an der Stiftsmühle und dem Schiffswinkel in Herdecke - vom Ruhrverband geschleust: „Anders ginge es auch nicht, das Umtragen wäre ein Abenteuer.“ Nicht vor 17 Uhr wird die Ruderflotte in Wetter zurückerwartet, tags darauf geht es dann in die andere Richtung bis nach Linden-Dahlhausen in Bochum.

Nur 15 Kirchboote in Deutschland

Klaus Ullrichskötter hat sich für die beiden Touren einen Platz im Kirchboot reserviert. Nur etwa 15 dieser Großboote, in denen üblicherweise 14 paarweise sitzende Ruderer plus Steuermann aktiv sind, gebe es in Deutschland. Das des NRW-Verbandes haben die Demag-Mitglieder in der Vorwoche bereits von Herdecke nach Wetter gefahren. „Kirchboote stammen aus Finnland“, kennt Ullrichskötter die Historie des zwölf Meter langen Holzkahns: „Dort ist man von Insel zu Insel zur Kirche gerudert.“ Am Wochenende ist ein Bootshaus am Obergraben das Ziel.