Hagen. Sie stehen in der Kreisliga A an der Spitze: Die Fußballerinnen des SC Berchum/Garenfeld sprechen über Vorurteile, Erfolg und Nachwuchssorgen.
Der höchste Sieg in dieser Saison war bisher ein 33:0. Dabei handelt es sich nicht etwa um ein Ergebnis beim Football, sondern um die Kreisliga-Partie zwischen den Fußball-Damen des SC Berchum/Garenfeld und dem SV Boele-Kabel. Die Garenfelderinnen dominieren die Liga nach sechs Spieltagen. Drei Gegentore hat das Team von Trainer Udo Sträßer bisher nur zugelassen. Doch macht es überhaupt noch Spaß, wenn die Ergebnisse so deutlich ausfallen? Und hat der Frauenfußball noch immer mit Vorurteilen zu kämpfen? Dazu nehmen die beiden Spielführerinnen des Sportclubs Annika Lefeld und Melanie Wulf Stellung.
Beide sind seit 2013 für die Garenfelder aktiv, sie wechselten gemeinsam vom TuS Wandhofen ins Waldstadion. Und haben es nicht bereut: „Es ist mehr als nur ein Hobby. Man findet hier nicht nur Mannschaftskolleginnen, sondern auch viele wirklich gute Freunde“, sind sich beide einig. Seit klein auf sind sie dem Mannschaftssport verfallen, haben früher „schon auf der Straße immer gespielt.“ In Garenfeld haben sie nun dazu beigetragen, dass sich ein eingespieltes Team entwickelt hat, dass fast alle Partien in dieser Saison klar dominiert hat.
Erfolg bringt Spaß
„Erfolg macht schon Spaß. Allerdings waren es vor allem die beiden knappen Spiele, die uns gefallen haben“, berichtet Melanie Wulf, die auch den Grund für die zum Teil sehr hohen Ergebnisse kennt: „Die Leistungsunterschiede in der Kreisliga sind einfach enorm.“ Denn auch die Garenfelderinnen wollen zwar Spaß in der Saison haben, doch der Leistungsgedanke ist ebenfalls vorhanden. Das wird auch deutlich, wenn man die beiden Mannschaftsführerinnen nach dem Saisonziel fragt. „Wir haben vor der Saison nicht gesagt, dass wir unbedingt aufsteigen müssen“, betont Annika Lefeld. Doch nach sechs Spielen, sechs Siegen und der deutlichen Tabellenführung können die Sportclub-Damen nicht mehr abstreiten, dass sie mit dem Aufstieg in die Bezirksliga liebäugeln. „Wir wollen jetzt nicht krampfhaft oben mitspielen, aber wenn es so gut läuft wie jetzt, dann beschweren wir uns natürlich nicht.“
Mit Vorurteilen gegenüber dem Frauenfußball haben die beiden indes nicht zu kämpfen: „Ich denke, dass jeder Verein froh ist, wenn er auch ein Damen-Team dabei hat. Und wir fühlen uns in Garenfeld auch ausgesprochen wohl, die Wertschätzung ist überall da“, findet Annika Lefeld nur positive Worte für ihren Verein. Und auch Melanie Wulf ergänzt: „Wenn man davon berichtet, dass man in seiner Freizeit Fußball spielt, dann ist eher ein Interesse da, als Abneigung.“
Leistungsgedanke steht nicht über allem
Eine Einstellung, die sie auch gerne weiter geben wollen: „Auch, wenn der Leistungsgedanke durchaus da ist, sind wir immer noch im Breitensport aktiv. Jeder kann vorbei kommen und mitmachen. Wir haben einige dabei, die auch erst vor zwei Jahren mit dem Fußball angefangen haben. Wir sind da sehr offen“, ermutigt Annika Lefeld. Das einzige, was sich die beiden Kapitäninnen für die Zukunft noch wünschen würden, wäre ein besserer Unterbau für die Damen-Mannschaft. „Eine Mädchenmannschaft, vielleicht sogar in der Bezirksliga, ist wahrscheinlich das, was sich alle Teams wünschen würden. So könnte man Abgänge auch besser kompensieren“, glaubt Melanie Wulf, die allerdings die Chancen nicht sonderlich hoch einstuft: „Wir haben einfach keine Kapazitäten mehr. Schon mit den Mannschaften, die wir jetzt haben, stoßen wir ja bei der Platzbelegung an die Grenzen.“
An Interesse würde es indes nicht Mangeln, wie Annika Lefeld betont: „Die Rückmeldungen sind schon da, dass sich auch immer mehr Mädchen für den Fußball begeistern.“ Und der Erfolg, den die Garenfelderinnen aktuell haben, tut dem Ganzen sicherlich keinen Abbruch.