Gelsenkirchen. 13 Jahre hat Mike Neumann schon für Viktoria Resse gespielt, kommt nun vom SuS Beckhausen zurück. Was ihn zum Bezirksliga-Vorletzten zieht.

Auch im Winter finden im Amateurfußball manchmal Spielerwechsel statt, die Aufsehen erregen. Einen solchen Wechsel hat es jetzt zwischen Beckhausen 05, dem Tabellenzweiten der Kreisliga A, und dem Bezirksliga-Vorletzten Viktoria Resse gegeben. Mike Neumann kehrt von der Braukämperstraße an den Emscherbruch in den Nordosten der Stadt zurück.

Die Rückkehr zu dem Klub, mit dem er 2015 in die Landesliga und zwei Jahre danach in die Westfalenliga aufgestiegen ist, ist für den inzwischen 39-Jährigen eine Herzensangelegenheit. „Meine größten Erfolge hatte ich mit der Viktoria“, sagt Mike Neumann. Von 2007 bis 2020 trug er das Trikot der Resser. Er war einer der Köpfe der Mannschaft.

Vom SuS Beckhausen 05 zu Viktoria Resse: MIssion Klassenerhalt

Im Grunde war er nie weg von der Viktoria. Denn: Auch während seiner Zeit beim SC Hassel und zuletzt bei Beckhausen 05 war er am Emscherbruch aktiv, und zwar als Trainer einer Nachwuchsmannschaft, in der auch sein Sohn Mika spielt. Jetzt soll er mithelfen, die Mission Klassenerhalt möglich zu machen. Nach Abschluss der Hinrunde liegen die Resser in der Bezirksliga fünf Punkte hinter dem rettenden Ufer.

Obwohl Mike Neumann ein gewisses Fußballer-Alter erreicht hat, traut ihm sein ehemaliger Mitspieler und neuer Trainer Matthias Potthoff zu, die erhoffte Verstärkung zu werden. „Ich bin mir sicher, dass seine Ballsicherheit, seine Präsenz auf dem Platz und seine Torgefahr unserer jungen Mannschaft enorm helfen werden“, betont er. „Mike ist immer anspielbar und auch unter Druck nur schwer vom Ball zu trennen.“

Viktoria Resses Trainer Matthias Potthoff.
Viktoria Resses Trainer Matthias Potthoff. © FUNKE Foto Services | Alex Brander

Beckhausen: Für uns ist das schade, aber wir können das nachvollziehen“

In Beckhausen ist man natürlich etwas traurig darüber, dass Mike Neumann sich entschlossen hat, die Braukämperstraße nach etwas mehr als zwei Jahren wieder zu verlassen. „Für uns ist das schade, aber wir können das nachvollziehen“, sagt Tim Woberschal. Das Spielertrainer-Trio, das er gemeinsam mit Alexander Buda und Mike Neumann gebildet hat, ist also gesprengt. Aber die Null-Fünfer haben bereits eine Nachfolge-Regelung gefunden. Chris Niewerth rückt vom Spieler zum Spielertrainer auf und wird damit zum gleichberechtigten Partner von Tim Woberschal und Alexander Buda.

Die Beckhausener haben Mike Neumann auch deshalb keine Steine in den Weg zurück nach Resse gelegt, weil die Saison für sie so gut wie gelaufen ist. Als Tabellenzweiter werden sie sich bei einem Zehn-Punkte-Rückstand auf den VfB Kirchhellen wohl keine ernsthaften Hoffnungen mehr machen, den ersehnten Aufstieg in die Bezirksliga zu schaffen. Andererseits dürfte die Qualifikation für die eingleisige Kreisliga A reine Formsache sein.

Tim Woberschal, Trainer des SuS Beckhausen 05.
Tim Woberschal, Trainer des SuS Beckhausen 05. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Mike Neumann hat während seiner Zeit in Beckhausen erlebt, wie schwierig es ist, die Kreis-Ebene zu verlassen. „Es ist einfacher, die Bezirksliga zu halten, als aus der Kreisliga A aufzusteigen“, erklärt er. Er ist davon überzeugt, dass es für Viktoria Resse noch möglich ist, den dritten Abstieg innerhalb von sechs Jahren zu vermeiden. „Wenn ich davon nicht überzeugt wäre, hätte ich den Wechsel nicht vollzogen“, sagt er. „Wenn ich Fußball spiele, dann will ich auch etwas erreichen. Das Ziel ist ganz klar der Klassenerhalt.“

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Obwohl er 13 Jahre lang für die Viktoria gespielt hat, betritt er jetzt auch irgendwie Neuland. Das Umfeld kennt er zwar noch, aber von den damaligen Spielern ist kaum noch jemand übrig geblieben. Sven Jubt und Robin Albrecht sind nach Abstechern ebenfalls nach Resse zurückgekehrt. „Und Christoph Körner hat seinerzeit in der Jugend das Tor gehütet“, erinnert sich Mike Neumann. Er wird sich viele neue Gesichter einprägen müssen.

Im nächsten Jahr wird der ehemalige Oberliga-Kicker 40 Jahre alt. Wie lange Mike Neumann noch spielen wird, lässt er offen. „Darüber mache ich mir noch keine Gedanken“, sagt er. „Mein Engagement in Resse gilt erst einmal nur für das nächste halbe Jahr.“ Es bleibt ihm, der Viktoria und auch dem Gelsenkirchener Amateurfußball zu wünschen, dass das halbe Jahr nicht mit dem Abstieg in die Kreisliga A endet.

Zweimal nach Kreuzbandriss zurückgekehrt

Der 27. Juli ist für Mike Neumann ein markantes Datum. Zweimal erlitt er an einem 27. Juli einen Kreuzbandriss, erst im linken Knie und fünf Jahre später im rechten Knie. Am 27. Juli 2012 passierte es im Training und am 27. Juli 2017 in einem Testspiel mit Viktoria Resse bei RW Deuten.

Er war danach jeweils lange außer Gefecht gesetzt und verpasste Viktorias einzige Saison in der Westfalenliga fast vollständig. Trotzdem scheut Mike Neumann es nicht, an einem 27. Juli gegen den Ball zu treten. In diesem Jahr tat er es in einem Testspiel mit Beckhausen 05, und das ausgerechnet gegen Viktoria Resse.