Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen-Erle gibt es drei Fußballklubs. Es waren sogar mal vier, der FC Erle 68 ist aber von der Bildfläche verschwunden. Ein Rückblick.
Der Stadtteil Erle ist fußballerisch in Farben aufgeteilt. Da gibt es den Erler SV 08, die Grün-Weißen. Und die Spvgg Erle 19, die Lila-Weißen. Und natürlich auch Eintracht Erle, die Schwarz-Gelben. So mancher mag sich jetzt fragen: Gibt es denn kein Blau-Weiß in Erle? Nein, nicht mehr. Aber auch diese Farben gab es mal im Stadtteil. Sie wurden vom FC Erle 68 getragen - von jenem Klub aus dem Erler Quartett, der inzwischen längst Geschichte ist.
Es gab mal eine kurze Zeit, in der die 68er die Nummer eins an der Oststraße und hinter dem traditionsreichen ESV 08 die Nummer zwei im Stadtteil waren. Man schrieb die Spielzeit 1987/88, als der FC Erle 68 dicht vor dem Aufstieg in die Bezirksliga stand. Trainer damals: Rüdiger Kürschners, der sich später beim Erler SV 08, bei der STV Horst, beim SC Hassel und bei der SSV Buer überkreislich einen Namen als innovativer und erfolgreicher Trainer gemacht hat. „Der FC Erle 68, das ist der Verein, der mich aufs Treppchen gehoben hat“, erinnert sich der 74-Jährige sehr gerne an diese Zeit zurück.
1990 steigt der FC Erle 68 aus dem Kreis-Oberhaus ab
Die 68er erreichten in jener Saison die Entscheidungsspiele um den Meistertitel in der Staffel 1 der Kreisliga A. Sie unterlagen allerdings dem SV Zweckel in zwei packenden Duellen. „Wir hatten eine richtig starke Mannschaft“, sagt Rüdiger Kürschners rückblickend. Michael Leyk, Andreas Poggemann sowie die Lau-Brüder Raimund und Uwe - das sind Namen, die bei älteren Fußballfreunden auch heute noch für Zungenschnalzen sorgen.
Nach dem knapp verpassten Aufstieg brach die Mannschaft auseinander. Auch Rüdiger Kürschners ging. Hans Rüther, damals Vorsitzender des Erler SV 08, blieb das aufstrebende Trainer-Talent nicht verborgen. Er lockte Rüdiger Kürschners von der Oststraße zum Forsthaus.
Werner Papies übernahm für kurze Zeit das Trainer-Amt der 68er, mit denen es fortan Schritt für Schritt abwärts ging. Während die 1980er Jahre als die goldene Zeit in die Vereinschronik eingingen, verblasste das Blau und Weiße im folgenden Jahrzehnt. Nach der Saison 1989/90 musste der FC Erle 68 als Tabellenletzter das Kreis-Oberhaus verlassen. Er hatte sich dort insgesamt fünf Jahre lang halten können.
Der FC Erle 68 schließt sich Ülküspor aus Ückendorf an
Vier Jahre danach ging es sogar noch tiefer. Es folgte der Abstieg in die Kreisliga C. Zu diesem Zeitpunkt, 1994, hatte der Verein längst seine Identität verloren. Von der Truppe, die nach der Gründung im Jahre 1968 die Aufnahme in den Amateursportverband und später in den Deutschen Fußball-Bund erwirkte, ging einer nach dem anderen von Bord, auch aus Altersgründen.
Auch Klaus Gärtner, ein Akteur der ersten Stunden, war Mitte der 1990er längst nicht mehr dabei. „Die Spieler wechselten den Verein, es war kein Geld mehr vorhanden und der Zulauf neuer Spieler geriet ebenfalls ins Stocken“, erinnert er sich. Der FC Erle 68 wurde immer mehr ausschließlich zur Anlaufstelle türkischer Fußballfreunde und fristete einige Jahre lang ein eher karges Dasein in der untersten Spielklasse.
Irgendwann zum Ende der 1990er Jahre kam man dann beim FC Erle 68 zu dem Entschluss, dass es so keinen Sinn mehr machen würde. Und man zog Konsequenzen: Der Klub schloss sich Ülküspor an, einem Verein aus Ückendorf, der an der Dessauerstraße beheimatet war und der sich um die Jahrtausendwende anschickte, eine größere Nummer im Gelsenkirchener Fußball zu werden. Aber daraus wurde nichts. Erst ging der FC Erle 68 unter und später auch Ülküspor. Aber das wiederum ist eine ganz andere Geschichte.
Ex-Profi Helmut Lausen hat für den FC Erle 68 gespielt
Obwohl der FC Erle 68 insgesamt nur etwas mehr als drei Jahrzehnte existierte, hat er bei einigen Leute bis heute Eindruck hinterlassen. Auch bei Uwe Lau. Er erinnert vor allem an Bernhard Müller, der die Mannschaft bis 1986 coachte: „Er war der Trainer, der den FC Erle 68 nach vorne gebracht hat.“
Hermann Schmidt, der langjährige Vorsitzende, ist ein weiterer Name, der untrennbar mit der Historie des FC Erle 68 verbunden ist. Mit der Historie eines Klubs, der sich zum Ziel gesetzt hatte, sich mit den traditionsreicheren Platz-Nachbarn Spvgg Erle 19 und Eintracht Erle auf Augenhöhe zu bewegen. Dies gelang jedoch nur für kurze Zeit. Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist Blau und Weiß im Erler Fußball nur noch Vergangenheit.
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Sogar ein ehemaliger Bundesliga-Spieler kickte einige Zeit lang für den FC Erle 68: Helmut Lausen. Der heute 71-Jährige, der bei Schwarz-Weiß Essen groß wurde, kam für den Wuppertaler SV und für Borussia Mönchengladbach in der deutschen Eliteliga zum Einsatz. Nachdem der Angreifer zum Sportinvaliden erklärt worden war, durfte er nicht mehr höherklassig spielen. Er schloss er sich deshalb dem FC Erle 68 in der Kreisliga A an.
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