Gelsenkirchen. Der Negativ-Trend aus der Vorsaison hält an. Kreisvorsitzender Christian Fischer will sich dagegen wehren - und die Vereine in die Pflicht nehmen.
Die Hoffnungen auf eine krawall- und stressfreie Gelsenkirchener Fußball-Saison 2023/2024 haben sich schon nach wenigen Spieltagen zerschlagen. „Die letzte Spielzeit war eine Katastrophe“, sagt Kreisvorsitzender Christian Fischer, „da geriet der Fußball leider immer mehr zur Nebensache.“
170 Verfahren im letzten Jahr
170 Verfahren wurden im Senioren- und Jugendbereich vor der Sportgerichtsbarkeit abgehalten. Das erste Zwischenfazit nach etwa einem Saisonviertel lässt keine Rückschlüsse darauf zu, dass sich das Bild bessert. Bisher gibt es 40 Verfahren, die sich alleine auf den Gelsenkirchener Fußball-Seniorenbereich beschränken.
Fischer: „Die Hoffnung, dass wir es dieses Mal mit einer ruhigeren Saison zu tun bekommen, wird durch die aktuelle Zahl an Verfahren zunichte gemacht. Allerdings muss man differenzieren: Bei den Verfahren handelt sich nicht ausschließlich um Gewalt, sondern auch um Einsprüche gegen Wertungen oder ausgesprochene Platzverweise.“
Abbruch und Anzeigen: Trauriger Höhepunkt
Der traurige Höhepunkt der aktuellen Serie war der Spielabbruch der Partie ETuS Gelsenkirchen gegen SW Gelsenkirchen-Süd in der Kreisliga C2. Schiedsrichter Kerim Polat verteilte mehrere Rote Karten an ETuS-Spieler, brach schließlich nach insgesamt fünf Platzverweisen gegen die Gastgeber das Spiel ab. Grund: Er sah „seine eigene Sicherheit nicht mehr gewährleistet“. Nach dem Duschen wurde Polat körperlich angegangen und wehrte sich reflexartig durch das Werfen einer Glasflasche. Die Polizei nahm mehrere Anzeigen auf.
Christian Fischer: „Was da passiert ist, kann man sicherlich nicht als alltäglich bezeichnen. So etwas sind Szenen, die niemand auf dem Platz und außerhalb des Platzes sehen möchte. Wir müssen die Vereine noch mehr in die Pflicht nehmen. Deswegen mein klarer Appell und Hilferuf an Klubs, Dachorganisation, Politik und Verwaltung: Wir müssen handeln.“Christian Fischer denkt dabei über den Tellerrand.
„Wenn wir es nicht schaffen, eine Wende einzuleiten, werden wir am Ende sowohl Schiedsrichter als auch Spieler und Mitglieder verlieren. Wir haben hier kein Problem, das es nur bei uns in Gelsenkirchen gibt, sondern auch in anderen Kreisen. Es ist ein gesellschaftliches Problem. Fußball soll in erster Linie Spaß machen – bei allem Ehrgeiz.“ Um den Schritt zurück in die Normalität machen zu können, ist der Fußballkreis dabei, zusammen mit der Stadt, Gelsensport, dem FC Schalke 04 und der Polizei einen Arbeitskreis einzurichten.