Gevelsberg/Dortmund.

Echte Liebe – damit wirbt die Fußballabteilung von Borussia Dortmund. Doch auch die Handballabteilung vom BVB scheint ihren Spielerinnen schnell dieses Gefühl zu vermitteln. Wer bei den schwarzgelben Handballerinnen spielt, hat gute Aussichten auf eine Karriere im professionellen Handballsport. Genau diese Aussicht war es auch, die die beiden Gevelsbergerinnen Chantal Funke und Helena Engstfeld zum BVB lockte.

Die beiden Schülerinnen wechselten vor knapp einem Jahr aus der Jugendabteilung der HSG Gevelsberg-Silschede zum namhaften Verein nach Dortmund, der das Nonplusultra im Frauenhandball im Ruhrgebiet ist.

Drei- bis viermal die Woche heißt es seitdem für Funke und Engstfeld, sich auf den Weg nach Dortmund zu machen. Da wartet dann Trainer Frank Moormann und schult die talentierten Mädchen, die es teilweise aus ganz Westfalen zur Borussia lockt in allen Bereichen. Dass zum Handballspielen mehr als Laufen, Werfen, Springen gehört, lernten die Mädchen hier schnell. Doch gerade das war es ja, was sie dahin gelockt hat. In Gevelsberg waren sie die absoluten Leistungsträgerinnen, wussten ihre Leistungen abzurufen und trugen so ihren Teil zu diversen Kreismeistertiteln und Aufstiegen bei. Sowas erregt Aufmerksamkeit, die beiden Talente waren stets umworben von den Frauenhandball-Hochburgen der Umgebung.

Dass nicht nur die geografische Nähe ausschlaggebend für einen Wechsel nach Dortmund war, ist mit Blick auf den Damenbereich verständlich. Denn der BVB bedient sich dort nicht einfach an Spielerinnen von anderen Vereinen, sondern versucht mithilfe einer aufwändigen Jugendarbeit, eigene Kräfte auszubilden.

Dort hinzu kommen ist auch das Ziel der beiden Gevelsbergerinnen. Der zeitliche Aufwand für das Hobby ist immens, doch Engstfeld und Funke erfahren eine großartige Unterstützung aus ihren Familien. Fahrdienste werden eingerichtet, die es den beiden ermöglicht, neben der Schule diesen Aufwand zu betreiben ohne die Schule zu kurz kommen zu lassen. Und dass es sich lohnt, finden beide Mädchen. „Es macht Spaß, auch wenn es am Anfang natürlich eine große Umstellung war“, so Chantal Funke, die sich inzwischen beim BVB einen Stammplatz hat. „Das erste Training war schon etwas ganz anderes“, weiß auch Helena Engstfeld zu berichten, die Halblinke, die nach anfänglichen Problemen inzwischen auch ein wichtiger Bestandteil des BVB-Teams ist.

Nachdem der BVB auf die beiden Spielerinnen aufmerksam wurde, lud man zu einer Art „Casting“ ein, knapp zwanzig junge Frauen stellten sich in einer Trainingseinheit den besonderen Anforderungen der BVB-Trainer. Funke und Engstfeld hinterließen einen blendenden Eindruck, merkten aber auch, dass es viel zu tun gibt um auf dem neuen, höheren Niveau mitzuhalten.

Dazu gehören Einheiten in allen Bereichen. Fitness, Koordination und sogar Turnen wird nun geschult, die Talente genießen eine Ausbildung in allen Bereichen des Handballs. Da passiert es natürlich schon mal dass die Schule in den Hintergrund gerät und vernachlässigt wird. Doch nicht bei den beiden Gevelsbergerinnen, darauf legen beide wert. „Die Schulnoten sind nicht schlechter geworden“ betont Helena Engstfeld, die in der Vorbereitung ihres Abiturs steckt.

Im Moment kämpfen die beiden mit der B-Jugend um den Titel in der Junioren-Oberliga. Die Vorrunde stellte kein Problem da für die Dortmunder, alle Spiele wurden teilweise souverän gewonnen. Wie ernst der BVB die Ausbildung der eigenen Jugendkräfte nimmt, zeigt sich auch dadurch, dass die Trainer des Damen-Bundesligisten den meisten Spielen beiwohnen. Sollte es nicht mit dem Titel klappen, wäre das kein Beinbruch: „Die Ergebnisse sind eigentlich zweitrangig“ sagt Funke „die Trainer achten mehr auf unsere Entwicklung“.

Der Kontakt zum Heimatverein ist immer noch gegeben, beide sind Stammgäste auf der Tribüne wenn ihre alten Freundinnen spielen. Funke trainiert neben ihren Einheiten beim BVB auch noch einmal die Woche bei den Gevelsberger Landesliga-Damen, Engstfeld streift sich Woche für Woche das Schiedsrichter-Trikot über. So ist das, wenn man Handballverrückt ist – echte Liebe eben.