Menden/Gevelsberg. Dramatisches wie emotionales Finale der Handball-Verbandsliga: Meister Gevelsberg wirft Gegner eine Liga tiefer. Feueralarm sorgt für 25 Minuten Pause.

Bösperdes Niklas Bichmann hatte gerade zum 28:26 für seine Mannschaft getroffen, ehe der Alarm in der kleinen, aber stimmungsvollen Sporthalle im Mendener Vorort ertönte. Die Schlusssirene war das noch lange nicht, denn auf der Anzeigetafel waren noch 12:30 Minuten zu spielen. Aus Versehen hatte ein Zuschauer den Feueralarm ausgelöst und damit für eine rund 25-minütige Unterbrechung des Verbandsliga-Spiels zwischen der DJK SG Bösperde und dem Meister HSG Gevelsberg/Silschede gesorgt. Nach dieser Pause drehte das Team von Trainer Sascha Šimec den Rückstand noch und sorgte in einer wilden Schlussphase mit einem 31:30 (15:17)-Auswärtssieg für den Abstieg der Hausherren aus der Verbandsliga.

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Viel bitterer hätte es für die Bösperder gar nicht laufen können. Dank eines gewohnt beherzten Auftritt vor der bekannt giftigen Heimkulisse sorgten die Gastgeber für ein ausgeglichenes Spiel, in dem sie lange Zeit in Führung lagen. „Bei uns haben natürlich die Emotionen und die Anspannung ein wenig gefehlt“, sagte Gevelsbergs Spielmacher Nils Rüggeberg. Zwei Wochen nach der besiegelten Meisterschaft war das wenig verwunderlich, zudem verteilte Trainer Sascha Šimec die Spielanteile deutlich gleichmäßiger als regulär. So kamen unter anderem Marco Friedberg und Vincent Schubert zu vermehrten Einsatzzeiten.

Gevelsberg kommt wie so oft stark aus der Kabine

Abschütteln ließen sich die Gevelsberger deshalb aber nicht, auch ein 11:15-Rückstand kurz vor der Pause brachte die HSG nicht aus der Bahn. Wie so oft in dieser so erfolgreichen Spielzeit kam Gevelsberg stark aus der Halbzeitpause und glich vier Minuten nach Wiederbeginn, zum ersten Mal nach dem 1:1, zum 19:19-Zwischenstand aus. Die zu diesem Zeitpunkt noch auf den Klassenerhalt hoffenden Gastgeber aber hielten dagegen und konnten sich nach einer zwischenzeitlichen Führung der HSG wieder auf zwei Tore absetzen – ehe der Feueralarm für eine ungewollte Unterbrechung sorgte.

Wegen eines ausgelösten Feueralarms rückt die Feuerwehr zur Sporthalle Bösperde an, die deswegen geräumt werden musste.
Wegen eines ausgelösten Feueralarms rückt die Feuerwehr zur Sporthalle Bösperde an, die deswegen geräumt werden musste. © Dietmar Reker | WP

Beide Teams und die Zuschauenden mussten die Sporthalle verlassen und sich auf dem Schulhof vor der Halle versammeln. „Da standen wir dann mit den Zuschauern und haben gequatscht“, sagt Nils Rüggeberg. Die 25-minütige Unterbrechung kam den Gevelsbergern dabei nicht ganz ungelegen, wie Trainer Šimec offen zugibt. „Wir hatten einige Ausfälle und viele Spieler, die nach dieser intensiven Saison auf dem Zahnfleisch gingen. Das hat man heute eindeutig gemerkt“, so der Übungsleiter nach seinem letzten Spiel als HSG-Trainer.

Gevelsbergs Aushilfstorwart wird zum Matchwinner

Als es dann wieder aufs Feld ging, überraschte Šimec die Gastgeber mit der Einwechslung von Reserve-Keeper Vincent Schubert, der sich gleich mit einer Parade im Spiel anmeldete und in der dramatischen Schlussphase durchaus zum Faktor für die Gevelsberger wurde.

Die Zahlen zum Spiel

DJK SG Bösperde - HSG Gevelsberg/Silschede 30:31 (17:15)

HSG: Scholz, Schubert - Gusewski (10/6), Schrouven (5), Lindemann (4), Skupin (3), Krüger (3), Bulk (2), Friedberg (2), Schöter (1), Rüggeberg (1), Freitag.

Beste Werfer Bösperde: Tillmann (9/4), Punshorn (6), Bichmann (5).

Offensiv verpasste es die HSG durch einige ausgelassene Chancen, die Paraden ihres Aushilfstorwartes zu nutzen, um die Partie etwas früher für sich entscheiden zu können. Den Gastgebern dagegen machte das Nervenkostüm in einigen Szenen einen Strich durch die Rechnung, schließlich hatte die Nachricht von den Siegen der beiden Konkurrenten im Rennen um den Klassenerhalt durch die Verzögerung bereits die Runde gemacht. Bösperde musste nun gewinnen und hatte auch alle Chancen dazu.

Bösperde lässt Chance auf Klassenerhalt aus

Beim Stand von 30:30 zwanzig Sekunden vor Schluss verlor Gevelsberg nämlich den Ball an die Gastgeber, die nach einer Auszeit allerdings keinen klaren Abschluss mehr zustande brachten. Der Bösperder Abschluss landete am Pfosten, anschließend leistete sich Antonio de Cabaca ein Foulspiel, das folgerichtig für einen Siebenmeter für die Gevelsberger sorgte. Tom Gusewski zeigte sich bei diesem Strafwurf mit Ablauf der Spielzeit humorlos und verwandelte den Ball im rechten oberen Torwinkel – und besiegelte damit den Abstieg der Bösperder.

Trainer Hendrik Ernst (Mitte) wird von Sascha Šimec und seiner Frau nach dem Spiel getröstet.
Trainer Hendrik Ernst (Mitte) wird von Sascha Šimec und seiner Frau nach dem Spiel getröstet. © Dietmar Reker | WP

Ein Abstieg, der Sascha Šimec für den Gegner Leid tat. „Ich habe ein gutes Verhältnis zu Hendrik Ernst und kenne die Situation, so zu absteigen. Aber wir wollten uns nichts vorwerfen lassen, deshalb hat die Mannschaft heute noch einmal den Charakter gezeigt, der sie in dieser Saison ausgezeichnet hat“, so der Gevelsberger Trainer, der gemeinsam mit seiner Frau noch lange beim Bösperder Trainer saß, um diesen zu trösten.