Freudenberg/Ennepetal. Nach Verlängerung verliert Voerde in Freudenberg – bis eine E-Mail vom Abteilungsleiter kommt. Das steckt dahinter.
Nach so einem Spiel des Basketball-Oberligisten TG Voerde braucht Martin Schrader erst einmal eine Zigarette. Vor allem dann, wenn ein Spiel so nervenaufreibend ist wie die vermeintliche Niederlage der Voerder beim TV Freudenberg. Doch als Schrader nach der Partie am Sonntag alles noch einmal in Ruhe Revue passieren lässt, erhält er eine seltsam anmutende Nachricht seines Abteilungsleiter Markus Eicker. Der gratulierte Schrader und dem Team nämlich zum überraschenden Sieg im Siegerland. „Ich dachte, dass er mich veräppeln will“, sagt Schrader. Wollte Eicker aber nicht, denn er gratulierte zu Recht. Mit 85:83 gewann die Turngemeinde nach Verlängerung, die aufgrund einer Verkettung von Fehlern gar nicht gespielt hätte werden müssen.
Dabei kannte die Freude über den Ausgleich in letzter Sekunde der normalen Spielzeit gar keine Grenzen. Moritz Lindner hatte mit seinen Punkten dafür gesorgt, dass das Spiel in die Verlängerung gehen sollte. Was zu diesem Zeitpunkt allerdings keiner in der Halle bemerkt hatte, war, dass der Spielstand auf der Anzeigetafel gar nicht dem tatsächlichen Ergebnis entsprach. Weder die Schiedsrichter noch die beiden Teams. „Eigentlich“, so erläutert Voerdes Trainer Schrader am Montagmorgen, „hatten wir das Spiel laut Spielbericht zu diesem Zeitpunkt schon mit drei Punkten gewonnen.“ Nur wusste das eben keiner, weshalb es in eine nicht notwendige Verlängerung ging.
Software gibt keine Fehlermeldung aus
Die Gastgeber des TV Freudenberg hatten an diesem Sonntag zum ersten Mal den für die kommende Saison verpflichtenden elektronischen Spielbericht am Anschreibetisch in Nutzung. Statt wie bisher mit Stift und Papier wird ein Basketballspiel in den Amateurklassen, wie in anderen Sportarten schon länger, ab der Saison 24/25 nur noch per Laptop dokumentiert. In der noch freiwilligen Testphase in dieser Saison nutzten die Freudenberger das Spiel gegen Voerde, um sich an das neue System zu gewöhnen. „Die Frau am Tisch hat sich wirklich alle Mühe gegeben, aber ich hatte das Gefühl, dass sie ein wenig überfordert war“, schildert Schrader seine Wahrnehmung der Bemühungen des Kampfgerichts.
Für gewöhnlich sorgen die Schiedsrichter in Besprechungen mit dem Kampfgericht während eines Spiels dafür, dass der korrekte Spielstand auch auf der Anzeigetafel in der Halle angezeigt wird. „Das ist dieses Mal aber offensichtlich nicht geschehen“, sagt Schrader. Seine Kritik gilt dabei weniger den beiden Freudenberger Vertretern am Anschreibetisch oder den Unparteiischen als dem neuem System. „Wieso ist es denn möglich, dass wenn ein Spiel nicht unentschieden steht, eine Verlängerung in dem Spielbericht gestartet werden kann? Da muss doch eigentlich eine Fehlermeldung aufploppen“, lautet die Kritik des Voerder Trainers an der Software, die der Deutsche Basketball-Bund (DBB) für die Erfassung des Spielberichts zur Verfügung stellt.
Verhängnisvolle Glückwünsche von Eicker
Auch interessant
Weil eben keine Fehlermeldung angezeigt wurde und die Anzeigetafel einen Gleichstand auswies, ging es für die Voerder nach spannenden 40 Minuten mit wechselnden Führungen in einer stimmungsvollen Atmosphäre in die nicht notwendige Verlängerung. In dieser unterlag das Team von Schrader mit 8:9, was im Spielbericht dann auch richtig festgehalten wurde. „Ich habe den Jungs dann ein Lob dafür gezollt, wie sie sich hier verkauft haben“, schildert Schrader. Anschließend ging es für die Spieler in die Kabine und Schrader vor die Halle zu seiner obligatorischen Zigarette.
Ein wenig Ärger über die knappe Niederlage sei in den Minuten nach dem Spiel schon dabei gewesen - bis eben die Glückwünsche von Markus Eicker eintrafen. Dieser bekommt, wie die beteiligten Verantwortlichen des Spiels auch, das Protokoll der Begegnung mit Unterschrift der beiden Teams und der Schiedsrichter per E-Mail zugeschickt. „Und da stand eben, dass wir bereits in der regulären Spielzeit gewonnen haben“, sagt Schrader.
Freudenberg legt Protest ein
Mit eben dieser E-Mail ging der Voerder Trainer auf die Freudenberger zu, deren Co-Trainer anschließend aufgebracht in Richtung der Kabine der Unparteiischen ging. Schrader folgte, erlebte dabei „Schiedsrichter, denen ein wenig schummerig wurde“, und rief anschließend sein Team noch einmal in der Kabine zusammen. Als er seinen Spielern vom Irrtum rund um die Anzeige des Spielstandes erzählte und anschließend zum Sieg gratulierte, herrschte eine Mischung aus Freude und Ungläubigkeit in der Voerder Umkleide.
Ob es allerdings bei dem Endergebnis bleibt, ist aktuell noch abzuwarten. Die Freudenberger kündigten an, gegen die Wertung vorgehen zu wollen, wofür Schrader Verständnis zeigte. Allerdings ist in den Statuten des DBB klar geregelt, dass ein solcher Einspruch nur unmittelbar vor der Unterzeichnung des Spielberichts möglich ist - und dies erfolgte von Freudenberger Seite nicht. Kein Wunder, denn die gingen ja auch davon aus, dass sie das Spiel gewonnen hatten.