Schwelm. Manche Fans wollten nach der Halbzeit schon nach Hause gehen, doch was die Schwelmer Basketballer dann noch zeigten, ließ alle staunen.

Es ist ein Kampf zweier ProB-Teams, die beide in diesem Moment den Sieg mehr wollen als andere. 92:92 zeigt die Anzeigetafel, noch genau sechzig Sekunden sind zu spielen. Die „Baskets“-Rufe schallen durch die Schwelm ArENa, jede Schiedsrichter-Entscheidung gegen die Gastgeber wird aus den Tiefen der Lunge beschrien. Für die nächsten paar Minuten geben die Fans der EN Baskets Schwelm alles, ebenso wie ihre Helden auf dem Feld. Dann können sie aufatmen und ausgelassen feiern. Denn die Schwelmer Basketballer schaffen es tatsächlich, nach einem 19-Punkte-Rückstand zur Halbzeit noch mit 97:93 (41:60) gegen die SBB Baskets Wolmirstedt zu gewinnen.

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„Ich versuche immer, meine Spieler zu beruhigen. Wir mussten wieder langsamer machen und alles kontrollieren.“ Das ging in Schwelms Kapitän Chris Frazier vor, als er fünf Minuten vor Schluss den Freiwurf zur ersten Führung (86:85) seiner Mannschaft am Samstagabend verwandelte. Und was er dachte, sollten die Spieler in den gelben Trikots auch umsetzen: Allen voran der formstarke Robert Merz brachte sein Team mit drei furiosen Korblegern in der Schlussphase in eine gute Ausgangslage. Auch Topscorer Thomas Reuter elektrisierte die Halle mit seinen Aktionen. Als Sven Cikara seinen Freiwurf sechs Sekunden vor Schluss verfehlte, holte Khalil Miller in gewohnter Manier den Rebound und klammert den Ball so fest an seinen Körper, dass nur drei Wolmirstedter in zu Boden ringen konnten. Die zwei folgenden Freiwürfe versenkte er und sicherte den Schwelmern den Sensationserfolg.

Schlimmer Start für Schwelm

Auch wenn auf diesem Planeten eigentlich nur Falk Möller dafür in Frage käme, war es an diesem Abend unmöglich, den Coach nicht zu begeistern. „Die Mannschaft hat einen Mega-Charakter gezeigt und Moral bewiesen“, lobte Möller sein Team. Zumindest, wenn man die zweite Halbzeit in Betracht zieht. Denn los ging es alles andere als nach Plan für die Heimmannschaft. Die „unfassbare Qualität“ von Wolmirstedt, wie Möller weiß, ließ die Halle schnell verstummen. 76 Prozent aller Versuche landeten im Korb, die Spieler wechselten sich mit dem Punkten ab. Gegen vier Leute mit über zwei Metern auf dem Feld waren die Schwelmer zunächst chancenlos. Center Bill Borekambi setzte sich immer wieder in der Zone bis zum Wurf durch, Routinier Martin Bogdanov gestaltete das Spiel frei nach Belieben.

Die Mannschaft hat einen Mega-Charakter gezeigt und Moral bewiesen.
Falk Möller, Trainer des Basketball ProB-Ligisten EN Baskets Schwelm

Auch wenn die Schwelmer im zweiten Viertel zeitweise bessere Offensivaktionen zeigten, bekamen sie die Wolmirstedter Riesen nicht in den Griff. Mit 41:60 aus Sicht der Schwelmer ging es in die Pause. Nach dem Seitenwechsel legte sich der Schalter bei den Gastgebern um. Ein 22:9-Run bis zur 28. Minute brachte sie nicht nur wieder auf sechs Punkte heran, sondern schöpfte Hoffnung und Selbstvertrauen, dass doch noch etwas möglich ist. „Dann glaubt die Mannschaft auch an sich und wir hatten unseren Rhythmus“, so Möller. Der Matchplan, das großgewachsene Aufgebot der Gäste mit besonderem Einsatz zu stoppen, ging nach der Halbzeit auf. Auch offensiv gelangen Möllers Team im zweiten Durchgang gleich doppelt so viele Treffer von der Dreierlinie wie im ersten.

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Mit dem Sieg klettern die EN Baskets vorerst auf den fünften Tabellenplatz der ProB Nord. Wichtiger als der Punktgewinn ist womöglich die Erkenntnis, dass die Schwelmer auch nach einem derartigen Rückstand gegen ein Topteam zurückkommen können. „Wir wissen mittlerweile ganz genau, dass wir mit dem Teams oben mithalten können. Die anderen müssen jetzt auch mal herüberschielen und wissen, die Baskets können es auch“, betonte ein stolzer Chris Frazier nach der Partie.

EN Baskets: Reuter (24), Merz (18), Hornscheidt (15), Miller (13, 13 Rebounds), Frazier (12, neun Assists), Cikara (11, vier Steals), Ajagbe, Bergen (beide 2), Urspruch.