Schwelm. Jede Woche müssen sich Schiedsrichter in verschiedenen Sportarten viel gefallen lassen. Wer meckert, kann auch pfeifen. Ein Kommentar.

Am Wochenende ist es für mich wieder soweit: Einsatz als Schiedsrichter, Bezirksoberliga der Frauen in Essen. Was mich da erwarten wird, weiß ich schon ganz genau. Die Handballerinnen, die ich dann pfeifen werde, werden wahrscheinlich mehr Fehlwürfe und technische Fehler produzieren als ich falsche Entscheidungen. Und trotzdem werde ich vermutlich mehr Kritik von den Zuschauerinnen und Zuschauern aushalten müssen als die Spielerin. Das ist der Job, ich weiß eben, was mich erwartet.

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Was aber nicht heißt, dass ich das gut finde. Es gibt diesen Satz, der besagt, dass ein Schiedsrichter in der Kreisliga auch eben nur so gut ist wie die Liga, die er pfeift. Da steckt ein Fünkchen Wahrheit drin, aber angesichts des Mangels an Schiedsrichtern in verschiedenen Sportarten darf sich eigentlich niemand darüber beschweren, dass vielleicht auch mal ein Unparteiischer schlechter ist als die Spielklasse, in der er gerade eine Partie leitet. Jeder, der sich am Wochenende über vermeintlich schlechte Schiedsrichter aufregt, kann ja einfach selbst einen Schein machen und sich mal in die Situation bringen.

Wieso bringt ihr eure Zeit nicht als Schiri ein?

Aber nein, das machen die wenigsten. Stattdessen stehen sie als Spieler auf dem Feld, Trainer am Rand oder Zuschauer auf der Tribüne und wissen alles besser. Das mag ja mitunter auch sein, aber wieso bringt ihr eure „Expertise“ dann nicht für euren Sport ein? Die Zeit dafür scheinen ja gerade mosernde Zuschauer oder Eltern durchaus zu haben.

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Nun bin ich als Handball-Schiedsrichter ja noch gesegnet. Das Umfeld ist meist freundlich, die Kommentare, die man zu hören bekommt, beziehen sich oft nur auf das Sportliche. Im Fußball aber erlebe ich Woche für Woche, wie manche „Meckerköppe“ persönlich werden, auf äußere Merkmale reduzieren oder den Schiedsrichter einfach als jemanden hinstellen, der nur pfeift, weil er selbst ja kein Fußball spielen könne.

Da muss man schon ein ziemlich verschobenes Selbstvertrauen haben - denn die, die immer durch ihre Moserei auf sich aufmerksam machen, haben ja anscheinend keine Courage, sich bei Wind und Wetter selbst auf den Platz zu stellen, ein Spiel zu leiten und anderen damit ihren Sport zu ermöglichen.

Einfach mal für den Schiedsrichter einstehen

Irgendwann, wenn sich wirklich kaum noch Menschen dazu bereit erklären, werden wir auch bei „König Fußball“ die Anarchie erleben, wie es ist, ein Spiel ohne Schiedsrichter zu machen. Dann ist keiner da, der nach bestem Wissen versucht, objektiv zu entscheiden. Dann könnt ihr das Spiel ja von der Tribüne aus leiten! Aktuell betrifft das nur die untersten Klassen - aber macht ruhig so weiter, ihr allwissenden Besserwisser. Oder reißt euch zusammen, schluckt mal einen Kommentar in Richtung des Schiedsrichters runter oder haut euren Nebenmann an, wenn der über das Ziel hinausschießt.