Siegen/Ennepetal. Fast über die komplette Spielzeit spielt der Fußball-Oberligist mit einem Mann mehr. Auch Siegens Trainer fliegt mit Rot von der Bank.
Spiele in großen und traditionsreichen Stadien scheinen dem Fußball-Oberligisten TuS Ennepetal einfach zu liegen. Wie vor zwei Wochen im Wattenscheider Lohrheidestadion konnte der TuS auch im Leimbachstadion der Sportfreunde Siegen mit 2:0 (1:0) gewinnen. Durch den achten Saisonsieg schieben sich die Ennepetaler mit nun 24 Punkten auf den sechsten Tabellenplatz. In Siegen profitierte das Team von Trainer Sebastian Westerhoff von einem frühen Platzverweis gegen die Gastgeber, bei denen auch Trainer Thorsten Nehrbauer das Spiel nicht auf der Bank beendete.
Fünf Minuten waren gerade einmal gespielt, als Siegens Lars Schardt übermotiviert in einen Zweikampf ging und Ennepetals Innenverteider Patrick Polk über dem Knöchel erwischte. „Für mich war das eine vertretbare Entscheidung“, befand Sebastian Westerhoff nach der Partie. Sein Gegenüber Thorsten Nehrbauer sah das etwas anders. „Ich tue mich eigentlich immer schwer, einem Schiedsrichter Vorwürfe zu machen, aber nach fünf Minuten bei einer 50:50-Entscheidung eine Rote Karte zu zeigen, zeugt von fehlendem Fingerspitzengefühl.“ Die aus dem Platzverweis resultierende Überzahl über die fast komplette Spielzeit spielte dem TuS in die Karten, die Ennepetaler hatten fortan deutlich größere Spielanteile und ließen den Ball geduldig in ihren Reihen laufen.
Gallus bringt Ennepetal humorlos in Führung
Große Chancen blieben aber vorerst Mangelware, erst Ben Binyamin hatte nach einer feinen Einzelaktion die erste gute Gelegenheit, doch ein Siegener konnte seinen Abschluss auf der Linie klären. Anschließend agierten die Gäste etwas zielstrebiger, doch auch Christoph van der Heusen konnte das Spielgerät aus aussichtsreicher Position nicht im Siegener Gehäuse unterbringen. Deutlich humorloser war da schon der Abschluss von Robin Gallus in der 41. Spielminute. Der dieses Mal deutlich offensiver agierende Co-Kapitän der Ennepetaler kam im Sechzehner zum Abschluss und knallte den Ball trocken ins untere rechte Eck. „In meinen Augen war das hochverdient, wir haben die Überzahl gut genutzt und sind geduldig geblieben“, so Sebastian Westerhoff.
SF Siegen - TuS Ennepetal 0:2 (0:1)
TuS Ennepetal: Weusthoff - El Youbari (90. Buchsteiner), Frölich, Polk, Yasar, Meckel (90.+4 Grgic), van der Heusen, Gallus (86. Wieczorek), Binyamin (69. Anhari), Marius Müller, Nettersheim (69. Zippel).
Tore: 0:1 Gallus (41.), 0:2 Marius Müller (63.).
Besondere Vorkommnisse: Rote Karte wegen groben Foulspiels für Siegens Lars Schardt (5.), Platzverweis für Siegens Trainer Thorsten Nehrbauer (78.).
Zuschauer: 807.
Yasar ist nicht zu halten, Müller bleibt cool
Zu Beginn des zweiten Spielabschnitts aber verlor sein Team ein wenig die Geduld und leistete sich zu viele Ballverluste, sodass die Sportfreunde folglich besser in die Partie kamen und sich die ein oder andere Chance erspielen konnten. Der in der vergangenen Woche noch patzende Marvin Weusthoff aber parierte vor allem die beste Siegener Gelegenheit stark. Mitten in die Drangphase der Gastgeber zog dann auf einmal Linksverteidiger Deniz Yasar mit Ball am Fuß einen starken Sprint über 40 Meter an, ehe er das Spielgerät ins Zentrum brachte. Ein Siegener Verteidiger klärte diese Hereingabe unzureichend, sodass der Ball vor den Füßen von Marius Müller landete, der cool blieb und überlegt in rechte untere Eck vollstreckte (63.)
Siegen gab sich daraufhin aber nicht geschlagen und bewies Moral. „In der ein oder anderen Situation hatten wir ein bisschen Glück und Marvin Weusthoff“, schilderte Sebastian Westerhoff die Schlussphase. Ennepetal fing sich aber keinen Gegentreffer mehr und durfte sich deswegen über Sieg Nummer acht in dieser Spielzeit freuen. In der Vorsaison waren es deren neun am Saisonende. „Wir geben uns jetzt aber nicht zufrieden, sondern wollen weiter punkten“, gibt Westerhoff die Marschrichtung für die noch ausstehenden drei Partien bis zur Winterpause aus. Vor allem am kommenden Wochenende dürfte die Motivation bei den Ennepetalern groß sein, denn dann kommt die TSG Sprockhövel zum Derby ins Bremenstadion.