Schwelm. Eine kleine Fan-Truppe reist den Baskets durch ganz Deutschland hinterher. Dass der Spaß ein wenig kostet, nehmen die Anhänger gerne in Kauf.
„Die Cateringabteilung“, witzelt Rainer Bertram auf der Rückbank im Auto, „ist eröffnet.“ Er kramt in seiner Tasche und holt Getränke, Duplos und einen Halloween-Mix aus Fruchtgummis heraus. „Passend zur Jahreszeit“, sagt er beim Herumreichen dazu. Er hat alles dabei, was die Truppe, die sich das „Fan-Taxi“ nennt und gerade auf dem Weg zum Auswärtsspiel der EN Baskets Schwelm nach Leverkusen ist, so braucht.
Bertram ist für die Verpflegung verantwortlich. Das ist so eine Kleinigkeit, die sich seit der Gründung der Fahrgemeinschaft 2017 etabliert hat. Mit dem Auto fahren mehrere Schwelmer immer wieder weite Fahrten, um die ProB-Basketballer auswärts zu sehen und zu unterstützen. Mal geht’s nach Dresden, mal nach Berlin. Am vergangenen Freitagabend ist die kleine Schwelmer Fan-Truppe die erste Fahrt in diesem Jahr angetreten: Zum Derby gegen die Bayer Giants Leverkusen, das die Schwelmer überraschend mit 71:68 gewonnen haben. Auch dank der Unterstützung der vielen Schwelmer Fans, zu denen auch die Gruppe des Fan-Taxis zählt.
Erste Fahrt geht nach Karlsruhe
„Wir haben eine coole Truppe zusammen. Die Fahrten und Touren machen Bombenspaß“, erzählt Thomas Hahn, der am Steuer sitzt und mit Stefan Peschel und Bertram in eigens bedruckten Hoodies rund 50 Minuten zum Lokalrivalen aus Leverkusen fährt.
Das „Fan-Taxi“ hat einen erweiterten Kader von sechs Personen. Es sagt auch immer mal jemand ab, weil er keine Zeit hat. Dafür springt dann ein anderer von der kleinen Fan-Truppe ein.
Wie kam die Idee überhaupt zustande? „Weil wir nichts Besseres zu tun hatten“, lacht Thomas Hahn – und die Mitinsassen stimmen wie so oft auf der Fahrt ins ausgelassene Lachen ein. Erstmals ging es 2017 nach Karlsruhe. Dass daraus mal das „Fan-Taxi“ entstehen würde, war nicht abzusehen. „Das war damals spontan. Wir haben überlegt, was wir machen sollen und haben gesehen, dass Schwelm in Karlsruhe spielt“, erinnert sich Hahn an die erste Fahrt. Angekommen in der Ferne waren sie dann die einzigen Schwelmer, die vor Ort und für ihr Team da waren.
Wo kommt der Name her?
Die Hälfte der Fahrt nach Leverkusen ist mittlerweile vorbei. Doch jetzt geht es stockend auf der Autobahn weiter. Rechts auf dem Standstreifen überholt ein Auto. „Die wollen alle zum Spiel“, witzelt einer im Auto. Zu einem Spiel zu spät gekommen seien sie noch nie. Auch, weil Hahn als Fahrer, den er immer gibt, einen guten Job macht. „Das macht er in Perfektion“, sagt Bertram.
Warum eigentlich der Name „Fan-Taxi“? „Von uns kam der Name nicht“, lacht er. Irgendwann hätte mal jemand gesagt, sie seien das ,Fan-Taxi’, erzählt Bertram – seitdem hat sich das etabliert und sie nennen sich auch selbst so.
Die Fahrten gehen dann auch schon mal ein wenig auf den Geldbeutel. Bertram rechnet das vor: Karten, Verpflegung, in der Halle was kaufen: „Da kommen wir alle zusammen in Summe pro Fahrt schon auf 120 Euro insgesamt. Fahrtkosten kommen da noch oben drauf.“ Wenn sie mal übernachten, dann wird es noch teurer. „Aber das sind dann die schönsten Fahrten“, sagt Bertram.
Nächte Tour geplant
Das alles machen sie gerne, weil ihnen die Touren, die Spiele und die Zeit in den fremden Städten großen Spaß bereiten. Und das, obwohl sie eigentlich in jedem Jahr einer neuen Mannschaft hinterher reisen. „Ich finde es ein wenig blöd, dass jedes Jahr ein neues Team auf der Platte steht. Ich hab mich mittlerweile damit abgefunden, da kann man nichts dran ändern“, sagt Hahn gelassen zu der großen Spielerfluktuation im Basketball. Selbst gespielt haben sie nicht. Die Leidenschaft für die Baskets kommt eher durch die Verbundenheit zur Stadt.
Jetzt hält Hahn an, das Trio steigt aus und geht in die Halle. Sie feuern ihr Team das Spiel über an. Und nach dem Duell sagt Hahn mit brüchiger und heiserer Stimme, aber ob des sensationellen Sieges euphorisch: „Ich kann nicht mehr sprechen, ich bin durch.“ Auf der Rückfahrt wird dann schon mal über die nächste mögliche Auswärtsfahrt gesprochen. Denn ihre Mannschaft wollen sie natürlich weiter unterstützen.