Voerde. Die unerwartete Rückkehr von Leifels ist ein Glücksfall für die Voerde. Zwischendurch wollte er ganz mit dem Fußball aufhören.
Ein unerwarteter letzter Zugang hat bei Emrah Özüsaglam besondere Freude ausgelöst. Der Trainer des Fußball-Bezirksligisten Blau-Weiß Voerde charakterisiert Okan Leifels, der sich im Juli zur Rückkehr ans Tanneneck entschlossen hat, als sehr spiel- und zweikampfstark und zudem noch torgefährlich. Das hat er mit seinen ersten beiden Treffern am vergangenen Spieltag unter Beweis gestellt. Özüsaglam: „Okan ist ein Leader-Typ und bringt viel Erfahrung aus höheren Ligen mit. Er ist noch nicht bei 100 Prozent, aber daran arbeiten wir.“
Als erste Station nach seiner Jugendzeit beim TuS Ennepetal – da spielte er in der dritthöchsten deutschen Jugendspielklasse – hatte sich Leifels den Landesligisten SV Hohenlimburg 10 ausgesucht. Doch dort war der damals 19-Jährige nicht wirklich zum Zug gekommen. Erst in der Rückrunde bekam er einige Einsätze. Deshalb schloss er sich den Voerdern an und begründete dies so: „Ich wollte wieder zocken können.“
Ab in Richtung Sauerland
Nach zwei erfolgreichen Jahren am Tanneneck wagte er den Wechsel in die zweithöchste Spielklasse auf Verbandsebene – zu Borussia Dröschede in die Westfalenliga. „Ich habe in der Jugend höherklassig gespielt und will wieder versuchen, qualitativ guten Fußball zu spielen“, lautete sein Credo, als er die Voerder 2020 nach zwei Spielzeiten in Richtung Sauerland verließ.
In der wegen der Corona-Pandemie im Oktober 2020 abgebrochenen Saison 2020/21 hatte Leifels schon überlegt, mit dem Fußball ganz aufzuhören, hat sich dann aber im Sommer 2021 dem Kreisligisten TSV Fichte Hagen angeschlossen. „Da haben Freunde von mir gespielt, mit denen ich zusammenspielen wollte“, erläutert Leifels. Doch nach der Saison 2021/22 war erst einmal Schluss mit dem Fußball. Kampfsport – das war in der Folge sein Thema. Kickboxen hatte er schon zuvor „nebenbei“ betrieben, jetzt konzentrierte er sich voll darauf. „Zu der Zeit hatte ich einfach mehr Bock auf Kickboxen als auf Fußball“, sagt Leifels.
Zwei Sportarten gleichzeitig
Warum jetzt die Rückkehr zum Fußball? „Kickboxen mache ich noch immer, aber bei dem Einzelsport hat mir das Gemeinschaftsgefühl gefehlt – das Sitzen in der Kabine nach Training und Spiel, mit einem Bierchen in der Hand über den Alltag zu sprechen. Jetzt passt es auch zeitlich, sodass ich Fußball und Kampfsport kombinieren kann.“
Dass bei der Entscheidung, wieder Fußball zu spielen, Voerde die erste Wahl war, lag zum einen daran, dass Leifels sich am Tanneneck sehr wohlgefühlt hatte. Aber auch die früheren Mitspieler haben dabei eine Rolle gespielt. „Matz Völlmecke, ein guter Freund, hat mich immer wieder versucht, zu einem Comeback zu überreden.“ Zudem habe für die Höhendörfler die familiäre Atmosphäre im Verein gesprochen. „Da wird Gemeinschaft ganz groß geschrieben, und da macht es viel Spaß, Fußball zu spielen, zum Training zu fahren. Jetzt ist mit der neuen Mannschaft und der Größe des Kaders auch das Training unfassbar viel besser geworden“, berichtet der 25-Jährige Sportler und fügt hinzu: „Da ist eine enorme Intensität drin, es macht einfach Spaß.“
Leifels sieht Qualität im Kader
Dass es „nur“ die Bezirks- statt der Verbandsliga ist, stört Leifels nicht. „Ich will einfach nur noch kicken. Aber wenn ich sonntags auf dem Platz stehe, will ich gewinnen. Dann tue ich alles dafür, um der Mannschaft zu helfen, drei Punkte einzufahren.“
Von „Projekten“ im Amateurfußball hält Okan Leifels nichts. „Wenn darüber geredet wird, muss ich immer schmunzeln. Wenn wir von Spiel zu Spiel denken, können wir viel schaffen. Die Mannschaft ist gut aufgestellt, aber jetzt von Meisterschaft oder Aufstieg zu reden, ist völliger Quatsch. Es ist gut, wenn wir unter die Top fünf kommen. Dazu ist die Qualität in unserem Kader vorhanden“, denkt er. Wichtig ist für ihn, dass am Spieltag abgeliefert wird. „Schönrederei bringt uns nichts. Schön ist es, wenn wir die ‚Großen‘ in der Bezirksliga ärgern können.“
In den ersten drei Spielen ist Okan Leifels zweimal eingewechselt worden. Grund ist eine Oberschenkelzerrung, an der er noch laboriert. „Deshalb hat es am zweiten Spieltag nicht zu einem Einsatz gereicht“, sagt er. „Aber da bin ich dem Trainer nicht böse. Ich stelle mich in den Dienst der Mannschaft.“