Gevelsberg. Elf Tore, eine sehr gute Kulisse und nahbare Profis: Der Fußball-Bundesligist VfL Bochum präsentiert sich beim Testspiel in Gevelsberg volksnah.
Bereits am Vormittag hörten Anwohner rund um die Bahnhofsstation Gevelsberg-Kipp zweimal einen lauten Knall. Womöglich waren es Böller, die entweder Jugendliche in ihrer Ferienlaune gezündet haben oder vielleicht Fußballfans, die sich schon eingestimmt haben. Denn laut wurde es am Dienstagabend im Stadion Stefansbachtal. Dort spielte zwar nicht der FSV Gevelsberg selbst, aber der richtete in seiner Heimspielstätte das Testspiel des Bundesligisten VfL Bochum gegen die Kickers Emden aus. Mit einem Fußballfest rund um den Rasenplatz.
Der Rasen wurde in den vergangenen fünf Wochen streng geschont, um gute Spielbedingungen zu ermöglichen. Anfangs wirkte er sehr gepflegt, sogar die Sprinkleranlage wurde noch einmal eingeschaltet. Nach dem intensiven Spiel war er kaum gepflügt, selbst, wenn viele Fans für Autogramme auf den Platz liefen. Zu Beginn wurden die Fußballer von Einlaufkindern auf das Feld begleitet. Die waren Kicker der E- und D-Jugend des FSV Gevelsberg. Sie freuten sich tierisch, waren aber teilweise auch nervös. Der kleine Erik war sogar schon mal bei einem Heimspiel des VfL im Ruhrstadion vor Anstoß dabei. „Aber nur mit dem Schiedsrichter. Ich freue mich, an der Hand eines Spielers zu laufen“, sagte er und hoffte, dass es Simon Zoller wird. Wurde es jedoch nicht.
Aufgeregte Kinder und glückliche Mütter
Einige andere Kids wirkten sogar etwas neidisch. Und die Eltern stolz, es kullerten sogar Freudentränen. „Ich wollte schon filmen, als der VfL-Bus ankam, aber mein Sohn war vor Freude so fertig“, erzählt Mutter Tatjana Kruse. Die Tribünen- und Stehplätze waren gut gefüllt. Etwa 1700 Zuschauer waren gekommen, großes Gedränge herrschte im Vorfeld nicht. Zudem lief alles neben dem Feld friedlich ab. Neben Ordnungsamt und Polizei sicherte der Ruhr Sec Sicherheitsservice die Anlage gemeinsam mit dem vom VfL bei jedem Heimspiel gebuchten Sicherheitsdienst Krüh ab.
VfL Bochum in Gevelsberg- Die Bilder zum Fußball-Volksfest
Dafür hatten die Organisatoren des FSV so einiges zu tun. Rund 1100 gekaufte Würstchen drehten sich gefühlt immer schneller auf dem heißen Grill. Einige Helfer waren engagiert, die gar nicht dem Verein angehören. Viele Wege im Stadion machte auch der FSV-Vorsitzende Christian Bauermeister. „Ich würde es wieder machen“, sagte er grinsend, ehe er hinterher schob: „Aber nicht jeden Tag.“ Die Helfer gönnten sich zwischendurch auch mal ein Bierchen. Jugendtrainer Kevin Best verrät: „Es ist schon anstrengend, der größte Schweiß auf der Stirn kommt aber von der Sonne. Ich helfe gerne, vor allem, weil es für die Kinder etwas Schönes ist.“ Auch für die Balljungen, die rund um den Platz platziert waren.
VfL dreht nach der Halbzeit doch noch einmal auf
Das Ergebnis spielte am Dienstagabend nur eine Nebenrolle, zumindest für den FSV Gevelsberg. Der VfL Bochum gewann letztlich mit 9:2 gegen die Kickers Emden (2:2).
Die Tore erzielten Philipp Hofmann (2), Simon Zoller, Moritz Broschinksi, Tim Oermann, Gerrit Holtmann, Jordi Osei-Tutu und Christopher Antwi-Adjei. Für Emden trafen Marvin Eilerts und Tido Steffens zum zwischenzeitlichen Ausgleich.
Nach der Pause drehten die Bochumer mit komplett ausgewechselter Elf noch einmal auf und ließen den Ostfriesen keine Chance.
Das freute die Fans des VfL. „Wenn Testspiele in der Nähe sind, schauen wir sie gerne. Das Witzige ist, dass wir hier vor ein paar Jahren ein Firmenturnier hatten. Also: Da, wo wir gespielt haben, will der VfL nun auch mal auflaufen“, erzählen Wolfgang Nebing und Markus Cieplik lachend. Sie kennen außerdem den stellvertretenden Jugendleiter Jens Wiemann. Er koordinierte die Balljungen, die B-Jugendlichen. Sie wurden mit der Aufgabe für ihre guten sportlichen Leistungen in der Vorsaison belohnt. „Sowas haben wir natürlich sofort genutzt, es ist eine einmalige Gelegenheit“, freuen sich Junus und Sam.
Entspannte Autogrammwünsche
Nicht nur sie bekamen vor oder nach dem Spiel Autogramme der Profis oder Selfies mit ihnen. Immer wieder wurden die Spieler gerufen oder angehalten. Gerrit Holtmann fragte einen Jungen: „Was brauchst du?“ Dann stellte er sich für ein Foto bereit. „Wir können bei so viel Unterstützung positiv vorausblicken.“ Simon Zoller stimmte zu und zeigte sich bezüglich des Andrangs der Fans entspannt: „Es ist nicht nervig. Sogar angenehmer als in vollen Stadien.“ VfL-Cheftrainer Thomas Letsch befand den Platz im Stefansbachtal in einem „Top-Zustand“. Es sei generell etwas anderes, als in großen Arenen zu spielen, auch aufgrund der Nähe zu den Fans. Er wurde genauso oft wie seine Spieler von Fans angesprochen. „Das war völlig okay. Jeden Tag muss es in diesem Umfang natürlich nicht sein“, so Letsch.
Der FSV zeigte sich insgesamt zufrieden: „Ich denke, dass wir es gut gestemmt haben. Zugegebenermaßen wurden wir zwischenzeitlich dem Ansturm sogar nicht ganz Herr, weil aufgrund des Wetters so viel getrunken wurde“, verrät Christian Bauermeister. Eine kleine Anekdote hat unsere Redaktion zudem am Rande erfahren: Als für das VfL-Team eine Kaffeemaschine bereitgestellt wurde, wollte der VfL eigenes Wasser benutzten – um im Falle einer Dopingkontrolle nicht plötzlich vor Probleme zu geraten. Es soll ja nicht zu einem erneuten Knall kommen.