Sprockhövel. Läuferin Annika Faber aus Haßlinghausen macht sich aktuell in Australien fit. Dort gibt es einige Besonderheiten im Vergleich zu Deutschland.
Es sind viele Kilometer an den Küsten rund um Adelaide, die Annika Faber jede Woche in ihren Laufschuhen zurücklegt. Oft am Strand, direkt neben den Ausläufern des Indischen Ozeans. Und das in hohem Tempo. Die Langläuferin aus Haßlinghausen bringt sich immer mehr in Form, um im Sommer wieder auf der Bahn in Deutschland auf höchster Ebene zu starten.
Die Halbaustralierin, die sich aktuell auf dem fünften Kontinent aufhält, hat ihre Verletzungen auskuriert und ist erneut ambitioniert dabei. Auf der Südhalbkugel ist aktuell Sommer und deshalb ist in Australien derzeit die Leichtathletik-Saison noch voll im Gange – bis es bald weitergeht im Bereich „Track&Field“. Beides hat Annika Faber im Blick, sie ist Ende 2022 erstmals wieder offiziell bei einem Wettkampf gestartet – im Trikot ihres in der Bundesrepublik renommierten TV Wattenscheid.
Trainingsbedingungen sind schlecht
Der erste Lauf in Australien hat sich übrigens spontan ergeben, wie die junge Läuferin erzählt: „Ich wurde gefragt, ob ich als Volunteer bei der Organisation helfen kann. Ich habe zugesagt und wollte mir dabei den Lauf anschauen. Dann habe ich erfahren, dass ich selbst das Startrecht bekommen kann und habe es angenommen.“ Es sei ein schönes Gefühl gewesen, wieder in einem großen Feld mit dabei zu sein. Gleichzeitig war es der beliebteste Volkslauf in Südaustralien, der „City to Bug“, vom Stadtzentrum Adelaides aus zur Küste und zurück – mit vielen Teilnehmern auf der Strecke von zwölf Kilometern.
Es gibt zwar viele kleinere Läufe, die in Adelaide angeboten werden, doch die Möglichkeiten des professionellen Trainings in der Leichtathletik sind gering. Gute Trainingsstätten sind rar gesät. „Es gibt im Süden keinen Olympiastützpunkt wie etwa in Deutschland beim TV Wattenscheid. Hier gibt es nur zwei Stadien mit einer Laufbahn, die vor noch vor gar nicht langer Zeit gebaut worden sind“, berichtet die Ausdauersportlerin. Sie sei etwa mit dem Zug mindestens eine Stunde unterwegs, wenn sie in einem der beiden Stadien trainieren möchte – was vor Ort schon kurz sei.
Höheren Stellenwert als in Deutschland
Sie hat sich vor Ort nach dem „Flinders Athletic Club“ nun dem „Saints Athletic Club“ angeschlossen. Dort trainiert sie fleißig unter Trainer Robin Gorringe. „Es gibt mehrere Leistungsgruppen. Ich bin in der Langstreckengruppe und mit einigen jungen Erwachsenen im Training. Ich möchte die Möglichkeiten so gut es geht ausnutzen“, zeigt sich die 20-Jährige entschlossen. Im selben Verein kann sie parallel zu ein paar Athleten schielen, die in Australien einen großen Namen haben. Beispielsweise zu Jessica Stenson: Die 35-Jährige hat sich auf den Marathon spezialisiert und ist mehrfach international gestartet, darunter bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London.
Im ehemaligen Verein hatte Annika Faber vermehrt mit jüngeren Läufern trainiert. „In Australien beginnen viele früher, sich auf die Langstrecke zu spezialisieren. Daher gibt es eine große Konkurrenz, viele laufen starke Zeiten“, weiß sie. Schulen lassen schon jüngere Altersklassen gegeneinander antreten, das Laufen hat einen hohen Stellenwert. „Vielen begegnet man bei Läufen am Strand und die Menschen legen mehr Wert auf Bewegung als in Deutschland“, so Annika Faber.
Sie hat noch Ziele vor sich
Als sie im Januar beim „Mile End Chase“ über 5000 Meter startete, musste sie sich unter vielen Talenten und professionellen Sportlern beweisen. Mit ihrer Zeit von genau 19 Minuten war die Studentin noch nicht zufrieden, da sie mehr als eine Minute über ihrer Bestzeit liegt. Doch sie will sich weiter vorbereiten, um im Sommer wieder auf einem hohen Niveau laufen zu können. Vor allem wieder auf der gewohnten Tartanbahn, die es direkt in Haßlinghausen gibt. Oder auch in unmittelbarer Nähe. In Australien wird viel auf Rasen trainiert, mit Markierungsfarbe werden Linien für eine Stadionrunde gezogen. Annika Faber bekommt dadurch ganz andere Einblicke und ist weiter ambitioniert dabei. Der Sport stehe für sie ganz oben – hinter der Familie, wovon ein Teil weiterhin in Haßlinghausen wohnt.
Sie möchte im Down Under noch auf Mittelstrecken zwischen 1500 und 3000 Metern bei Wettkämpfen antreten. Einmal war sie schon über 3000 Meter am Start, lief die in 10:52 Minuten. „Es lief nicht schlecht, aber Teamkolleginnen hatten Zeiten mit 9 Minuten, daher fand ich meine Zeit nicht so gut. Auf den kürzeren Strecken muss ich von Anfang an auf Tempo laufen und kann eine Laktatsteigerung in der Muskulatur erreichen, die mir für die Ausdauerdistanzen helfen kann“, erklärt sie.
Eine Sache fehlt
Das einzige was rund um Adelaide mit Blick auf Ausdauertraining fehlt: nahe gelegene Hügel, die noch einmal besonders fordernd sind. Auf die muss Annika Faber warten, bis sie zurück in Haßlinghausen ist. Bis dahin genießt sie weiterhin ihre Lebensphase in der Heimat ihres Vaters in Australien. Auch mal zur Erfrischung im Meer, neben dem sie ihre Kilometer fleißig abspult.