Ennepetal. Peter Pearson fehlt dem Fußball-Oberligisten TuS Ennepetal aktuell noch verletzt. Noch im März hofft er aber seine Länderspiele drei und vier.
Das erste Mal in der Geschichte des TuS Ennepetal hat der Verein einen Senioren-Nationalspieler in seinem Kader. Der in den USA geborene und aufgewachsene Peter Pearson wurde im vergangenen Jahr in das Aufgebot des Karibikstaats St. Lucia berufen und kickt seit diesem Winter im Bremenstadion. Nach einem guten Start muss er aktuell an der Seitenlinie warten, um wieder auf den Platz zu dürfen. Er erzählt von seinen Länderspiel-Erfahrungen, einem möglichen Einsatz in der Nations League, seiner Verletzung kurz vor dem Oberliga-Saisonstart und seiner Ankunft in Deutschland.
In der Vorbereitung gegen Concordia Wiemelhausen ist es das zweite Spiel im Trikot der Ennepetaler für Pearson. Sportlich schien er gut angekommen. Nachdem der defensive Mittelfeldspieler sogar zur zwischenzeitlichen 2:0-Führung selbst traf, ging er kurze Zeit später herunter zu einer Grätsche, die für ihn fatale Folgen haben sollte. Er renkte sich seinen Daumen aus und musste einige Tage später auf den OP-Tisch. „Das war ein unglücklicher Unfall, aber so ist es im Sport nun mal manchmal“, so Pearson. Während der TuS am Sonntag bereits in seinen vierten Oberliga-Spieltag der Rückrunde geht, verweilt Pearson am Spielfeldrand. In drei bis vier Wochen soll er laut der Ärzte wieder vollständig trainieren können. Damit könnte auf ihn eine große Möglichkeiten warten.
Knapp vor Gibraltar und San Marino
Denn Ende März stehen für sein Nationalteam St. Lucia zwei Spiele in der Nations League gegen Anguilla und Dominica an. Seit seiner Berufung in den Nationalkader im Mai 2022 hat der 27-Jährige bereits zwei Spiele für sein Land gemacht und dabei zwei Siege eingefahren. „Das ist eine großartige Möglichkeit, die ich bekommen habe. Für seine Nation zu spielen ist ein Moment, den sich jeder Fußballer wünscht“, beschreibt Pearson.
Die Nationalmannschaft von St. Lucia rangiert in der FIFA-Weltrangliste auf dem 172. Platz – und damit weit vor Großmächten wie Gibraltar oder San Marino.
Möglich wurde das, weil die mütterliche Seite seiner Familie aus der Karibik kommt. Er hätte auch für den Nachbarstaat Barbados spielen können, da er auch dort Vorfahren hat. St. Lucia bemühte sich letztendlich mehr um ihn. So soll er auch bald die Staatsbürgerschaft des kleinen Staates erhalten. In Zukunft will er außerdem noch öfter seine Familie dort besuchen.
Sein Ziel ist es, bis zu den beiden Länderspielen wieder fit zu sein und sich für den Nationalkader zu empfehlen. „Ich hoffe, dass ich das schaffe, um danach wieder mit dem TuS Ennepetal weitere Schritte nach vorne machen zu können“, so Pearson. Für den Verein wäre es eine Neuheit, dass ein Spieler mitten in der Saison für Länderspiele weit reisen muss.
Riedel ist gar nicht so begeistert
Nach allen formellen Schwierigkeiten, die der Wechsel Pearsons nach Ennepetal für den Verein mit sich brachte, zeigt sich der Sportliche Leiter Thomas Riedel mit der Eventualität der Abwesenheit seines neuen Spielers nicht gerade zufrieden. „Wenn er für uns kein Spiel in der Oberliga macht, zur Nationalmannschaft fliegt und uns nicht im Abstiegskampf helfen kann, wäre das sehr ärgerlich“, so Riedel. Ein Verein muss immer auf die endgültige, offizielle Nominierung warten, erst wenn diese in einer bestimmten Frist nicht erfolgt, kann der Verein den Spieler einsetzen.
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Sein Trainer Sebastian Westerhoff hofft darauf, dass Pearson Mitte des Monats wieder ins Training eingreifen wird. Von den Qualitäten des Mittelfeldspielers ist er indes vollauf überzeugt, auch wenn dieser Spieler mit seinen 1,65 Metern nicht gerade die typische Größe für einen defensiven Mittelfeldspieler mitbringt. „Trotz seiner geringen Körpergröße ist er schon ein kräftiges Paket. Da ist kein Gramm Fett am Körper“, so Westerhoff über die physische Verfassung.
In Ennepetal sind jedoch alle guter Dinge, dass Pearson bald schon wieder für den TuS auf dem Platz stehen darf. Vor seinem Wechsel hat er sein ganzes Leben in den USA Fußball gespielt, darunter in der USL Championship, der zweiten amerikanischen Liga. Sein letzter Verein Greenville Triumph verlängerte seinen Vertrag nicht und als er in der spielfreien Zeit der vergangenen Saison kein Angebot bekam, schlug sein Berater vor, mal etwas Neues zu versuchen. „Er sagte, dass es diese Mannschaft namens TuS Ennepetal gibt, die zuvor schon Spieler aus meiner Liga verpflichtet hat“, erzählt Pearson. So sprach er unter anderem mit Andrew Kendall-Moullin, der vor der Pandemie beim TuS spielte und holte sich bei diesem Rat ein.
Vorerst nur bis zum Sommer
„Ich bin hier hingekommen, um möglicherweise meine europäische Fußball-Reise zu starten“, so Pearson. Wenn sich in Zukunft die Chance ergibt, könnte er sich vorstellen, auch in der Regionalliga oder der 3. Liga zu spielen. Falls das nicht klappt, sei Ennepetal trotzdem für ihn eine gute Station, um in guter Form wieder vielleicht in die USA zurückzukehren. Aktuell steht er erst einmal bis zum Saisonende beim TuS unter Vertrag.
In der Jugend spielte Pearson bereits bei internationalen Turnieren, beispielsweise schon in Deutschland gegen Vereine wie Kaiserslautern. Er vergleicht die Oberliga trotz des Klassenunterschieds auf dem Papier mit dem Niveau, auf dem er in Amerika gespielt hat. So dürfte sich Pearson also schnell an den hier gespielten Fußball gewöhnen – wenn er denn bald auch wirklich auf dem Feld zu sehen sein wird.