Gevelsberg. Die Handball-Oberliga nimmt an diesem Wochenende wieder Fahrt auf – und zwar richtig. Bei Gevelsbergs Trainer ist die Vorfreude aber getrübt.
Eine Mammut-Saison liegt vor dem Handball-Oberligisten HSG Gevelsberg/Silschede. 17 Teams gehören der höchsten Spielklasse des Handballverbandes in diesem Jahr an, neben drei Drittliga-Absteigern sind einige ambitionierte Aufsteiger hinzugekommen. Erschwerend kommt hinzu, dass es in dieser Spielzeit mindestens fünf, bei entsprechenden Abstiegen aus der 3. Liga noch mehr Absteiger aus der Oberliga geben wird. Für die Gevelsberger, die bisher in fast allen ihrer bisherigen sechs Spielzeiten in dieser Liga gegen den Abstieg gekämpft haben, scheint der Klassenerhalt ein fast schon aussichtsloses Unterfangen sein. Was der Vorfreude auf die kommende Saison, die am Samstag mit einem Auswärtsspiel beim Drittliga-Absteiger TuS Volmetal beginnt, keinen Abbruch tut – auch wenn es viele Fragezeichen gibt. Wir haben mit HSG-Trainer Sascha Šimec gesprochen.
Wie groß ist die Vorfreude auf eine Saison, die aller Voraussicht nach ziemlich schwierig für Sie und Ihr Team werden wird?
Sascha Šimec: Die Vorfreude ist eigentlich wie immer zum Start in eine neue Saison riesig. Bei mir ist das in diesem Jahr eher mit gemischten Gefühlen, aber die Spieler freuen sich sehr auf die Oberliga.
Was dämpft Ihre Vorfreude?
Ich weiß einfach nicht, wo wir stehen. Außerdem haben wir im Laufe der Vorbereitung mit einigen Verletzungen zu kämpfen gehabt. Trotzdem freue auch ich mich auf eine sehr attraktive Liga mit tollen Spielen. Es ist ungemein viel Qualität in der Liga, wir spielen in schönen Hallen und hoffentlich auch wieder vor mehr Zuschauern als in der vergangenen Saison.
Zum Auftakt geht es zum TuS Volmetal, einem von insgesamt drei Absteigern aus der 3. Liga. Ein undankbarer Auftakt, oder?
Das sehe ich etwas anders, es hätte uns auch durchaus schlimmer treffen können.
Was meinen Sie damit?
Naja, wir müssen zumindest nicht gleich am ersten Spieltag nach Ostwestfalen, das ist schon einmal ganz angenehm. Dazu herrscht in Volmetal immer eine besondere Atmosphäre und dann ist es natürlich ein Derby. Außerdem haben wir als klarer Underdog nichts zu verlieren, das sorgt für eine ganz andere Drucksituation bei uns und unserem Gegner. Wenn wir gleich gegen einen Aufsteiger spielen würden, wäre das sicherlich anders.
Den Druck, ab dem ersten Spieltag in der Oberliga um den Klassenerhalt zu spielen, kennt man in Gevelsberg – das dürfte auch in dieser Saison nicht anders sein, oder?
Wir sind uns alle bewusst, dass die Liga in diesem Jahr deutlich stärker besetzt ist, als in der vergangenen Saison. Mit Altenhagen-Heepen und Hagen II sind zwei Teams dabei, die die Meisterschaft unter sich ausmachen werden und meiner Meinung nach auch in der 3. Liga eine gute Rolle spielen könnten. Dahinter sehe ich einige Teams wie Loxten, Bommern, Soest oder Menden. Der Rest wird aufgrund des vermehrten Abstiegs lange um den Klassenerhalt spielen. Grundsätzlich glaube ich aber, das bis auf die beiden Top-Teams der Liga jeder jeden schlagen kann. Das wird ein Hauen und Stechen werden.
Wie zufrieden sind Sie mit der Vorbereitung Ihres Teams?
Grundsätzlich war die Vorbereitung top. Das Pensum, die Beteiligung, das Programm mitsamt dem Athletiktraining liefen rund. Was mir allerdings Sorgen macht, sind die Verletzungen. Mit Daniel Krüger wird uns ein wichtiger Zugang noch mindestens bis Oktober fehlen, hinzu kommt, dass mit Christopher Fege ein weiterer wichtiger Spieler noch im Aufbau ist. Das ist bei unserem dünnen Kader ein großes Problem.
Sie sprechen den knapp besetzten Kader an. Wieso hat man sich vor dieser Saison nicht breiter aufgestellt?
Das hätten wir gerne und wir sind auch immer noch auf der Suche. Allerdings ist der Markt leer gefegt. Oder die Spieler, die noch zu haben sind, sind für uns nicht bezahlbar. Wenn uns noch jemand zuläuft, nehmen wir ihn gerne dazu. Bedingt durch einige Ausfälle fahren wir am Samstag vermutlich mit nur acht Feldspielern ins Volmetal und das wird in den kommenden Wochen nicht großartig anders. Der Saisonstart könnte holprig werden.
Wie groß ist die Sorge, dass Corona den Spielplan wie in der vergangenen Saison wieder durcheinanderwirbeln wird?
Mir fehlt der Glaube, dass es noch einmal so eine Saison geben wird. Aber auszuschließen ist das natürlich nicht. Mir machen aber auch die Energieknappheit und die neuen Regeln Sorgen.
Welche Bedenken haben Sie bezüglich der neuen Regeln?
Es ist einfach seltsam, dass wir in der Vorbereitung auf viele Schiedsrichter getroffen sind, die die neuen Regeln nicht oder nur sehr ungenau kannten. Der Verband hat da erst in den vergangenen Wochen geschult, die Schiedsrichter hatten kaum Gelegenheit, das nun auch in den Spielen zu testen. Da sind einfach noch viele Fragezeichen offen und wir werden sehen, inwieweit die Schiedsrichter das umsetzen können – und wie lange es dauern wird, bis alle die Regeln beherrschen.