Schwelm. Dieses Tor wird er so schnell nicht vergessen. Ein Fußballer aus der Kreisliga A2 schafft es mit einer sehr unglücklichen Aktion ins Fernsehen.

Besonders hoch und weit flog er eigentlich nicht, der lange Ball des Gegners. Doch trotzdem reichte er aus, um den Keeper Philip Rother zu düpieren. Der Schlussmann rannte aus seinem Kasten, das Spielgerät tickte vor ihm auf, und nahm von da an eine andere Flugbahn als der Torwart erwartet hatte. Die Situation versuchte Rother noch zu retten, und sprang hoch, ging zum Kopfball – doch den Ball touchierte er nur leicht mit seinem Kopf. Die Kugel flog weiter, bis sie schließlich im Tor eintrudelte.

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Das war die Szene, die am Sonntag auf den Bildschirmen in ganz Deutschland flimmerte, die Fernsehsendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ nominierte den Treffer zum „Kacktor des Monats“. Auch im Internet ging der Treffer daraufhin viral. Die große Ehre wurde dabei Philipp Rother zuteil, Zugang des Fußball-Kreisligisten TuS Hasslinghausen. Im Auswärtsspiel gegen den SSV Sudberg war es der erste Gegentreffer, der zur 0:4-Pleite führte.

Schlimmer Start für Rother

In der Partie waren gerade mal zwei Minuten gespielt, als es zu der unglücklichen Szene mit dem neuen Schlussmann kam. Dabei hat sich in den wenigen Momenten, die die Begegnung erst lief, eine solche Aktion bereits angedeutet. „Unser Gegner hat von Anfang an auf lange Bälle gesetzt und ich habe in meinem Stellungsspiel schon auf weite Bälle spekuliert“, erzählt Rother. Deshalb stand der Hasslinghausener, der im Sommer vom Ligakonkurrenten TuS Ennepetal II kam, bei gegnerischem Ballbesitz immer ein wenig höher.

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Das war aber nicht der entscheidende Grund, der zu seinem Fehler führte. Vielmehr vermasselte Rother seinen Klärungsversuch in dem Augenblick, als er zum Ball gehen wollte. Als das Spielgerät vor ihm aufprallte und wieder in die Höhe stieg, „habe ich einfach den Absprung nicht richtig hinbekommen“, erklärt Rother. So konnte er sein geplantes Zuspiel in Richtung des Außenverteidigers, der freistand, nicht mehr in die Tat umsetzen.

Hier hält Philip Rother, damals noch beim TuS Ennepetal, den Ball sicher in den Händen. Bei seinem „Kacktor“ lief es anders.
Hier hält Philip Rother, damals noch beim TuS Ennepetal, den Ball sicher in den Händen. Bei seinem „Kacktor“ lief es anders. © Marinko Prša

Ein Hoffnungsschimmer blieb ihm allerdings noch, wie er selber zugibt. „Nachdem der Ball meinen Kopf gestreichelt hatte, habe ich mich noch umgedreht und gehofft, ich hätte ihn wenigstens neben das Tor geklärt“, hielt er sich noch an einem Wunder fest. Doch der Ball schlug zum peinlichen Gegentreffer ein, der Schlussmann konnte nur noch handlungsunfähig zusehen.

Er selber ärgerte sich in dem Moment sehr über seinen kuriosen und lustig anzuschauenden Fehler. „Ich war sehr frustriert und mir war das ganze wirklich peinlich“, gibt der Hasslinghausener Kicker einen Einblick in sein Innenleben zu diesem Zeitpunkt.

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Doppelt ärgerlich war die Situation, weil es für Rother das erste Spiel im Trikot seines neuen Vereines war. „Dann will man den Coach ja eigentlich besonders überzeugen“, sagt der Keeper. Doch nach zwei weiteren gespielten Minuten war dieses Vorhaben bereits gescheitert: „Da denkt man sich, dass man das erste halbe Jahr vergessen kann“, meint er. Und schiebt ironisch hinterher: „Ich bin eingeschlagen wie ein Komet. Besser hätte mein erstes Spiel nicht beginnen können.“

Gesunde Selbstironie

Doch, und das wird schnell deutlich wenn er über das Tor spricht, der Keeper nimmt den peinlichsten Gegentreffer seines Lebens mit Humor. „Das war der schlechteste Fußballmoment meiner Karriere und er ist auf Video“, meint der Torwart des TuS Hasslinghausen.

Dass er in der Fußballshow von Arnd Zeigler gelandet ist und sein Video so große Wellen geschlagen hat, nimmt er sehr gelassen. „Ich habe mich kaputtgelacht, als ich das alles erfahren habe“, meint er. Mitbekommen habe er das über die Mannschaftsgruppe auf Whatsapp. „Meine Teamkollegen haben einen Link vom Video in unsere Gruppe geschickt“, berichtet Rother.

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Nun geht es bei der Auszeichnung rund um das „Kacktor des Monats“ aber auch um einen Preis, eine Klodeckel-Trophäe gibt es zu gewinnen, wenn man sich gegen die weiteren Nominierten durchsetzt. Und genau das ist nun Rothers Ziel. „Wenn ich schon dabei bin, dann will ich den Wettbewerb auch gewinnen“, sagt er. „Für mich ist es eine Ehre, dabei zu sein, auch wenn es etwas peinlich ist“, so Rother.

Dass er sich den ersten Platz sichert, hängt nun von den Stimmen der Menschen im Internet ab. Aktuell liegt er mit einem deutlichen Vorsprung vorne: Ganze 43 Prozent stimmten bisher für ihn. So könnte aus dem schlimmsten Gegentor vielleicht doch noch ein Highlight seiner Fußballer-Laufbahn werden.