Ennepetal. Die erste OP ist gut verlaufen, eine zweite steht noch aus. Wir haben mit Ibrahim Lahchaychi vom TuS Ennepetal über seine Verletzung gesprochen.

Die Form von Ibrahim Lahchaychi war zuletzt bestechend. Der Offensiv-Allrounder vom Fußball-Oberligisten TuS Ennepetal hatte in der Abstiegsrunde der vergangenen Saison maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt der Ennepetaler, und auch in der Vorbereitung auf die neue Spielzeit unter dem neuen Trainer Dragan Petkovic zeigte sich der 32-Jährige in guter Verfassung. Eine stetige Verbesserung war zu erkennen, die nun vorerst gestoppt ist. Bei einem Vorbereitungsturnier in Hagen brach sich Lahchaychi das Schien- und Wadenbein, seine Rückkehr auf dem Platz ist ungewiss.

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Die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Ihnen aktuell?

Ibrahim Lahchaychi: Den Umständen entsprechend, aber eigentlich ganz gut. Die erste Operation am Samstag ist gut verlaufen, da wurde mir eine Schiene in den Knochen eingesetzt. Aktuell habe ich noch eine offene Wunde, da nicht genug Haut vorhanden war, um die Wunde direkt zu schließen. Deswegen ist auch ein Vakuumgerät angeschlossen, dass die Bakterien aus der Wunde saugt. Die Wunde soll nun am Freitag in einer zweiten Operation geschlossen werden, ich hoffe darauf, dass ich irgendwann in der kommenden Woche wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden kann.

Sie wurden unglücklich vom gegnerischen Torhüter erwischt. Wie haben Sie die Szene erlebt?

Aus meiner Perspektive weiß ich, dass ich eindeutig vorher am Ball war und dann getroffen wurde. Allerdings unterstelle ich dem Torwart auf keinen Fall Absicht, er hat sich auch schon bei mir gemeldet und sich entschuldigt. Mir haben vor allem die anderen Leute Leid getan, die wenige Sekunden nach der Aktion um mich herumstanden und das mitansehen mussten. Einige hatten Tränen in den Augen, mein Bruder hat versucht mir zu erzählen, dass die Verletzung gar nicht so schlimm sei. Das habe ich ihm aber nicht geglaubt, ich hatte schon starke Schmerzen und habe auch gefühlt, dass der Knochen durch ist. Ich habe einfach versucht meine Kraft zu bündeln, um den Schmerz ertragen zu können. Das werde ich nicht mehr vergessen.

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Seit Samstag sind einige Tage vergangen. Wie haben Sie diese im Krankenhaus verbracht?

Ich habe immer was zu tun (lacht). Eigentlich sind pausenlos Familie, Freunde und Mitspieler da, schreiben oder rufen mich an und beschäftigen mich. Das gibt mir viel Kraft und bedeutet mir viel, wie viele Menschen mir gute Besserung wünschen. Ich weiß noch gar nicht, wohin mit den ganzen Geschenken, die ich von all den Besuchern bekommen habe. Ansonsten schaue ich mir viel Fußball an, den Fernseher habe ich dabei aber eigentlich nie an.

Ihr langjähriger Mitspieler Abdulah El Youbari hatte vor einigen Jahren die gleiche Verletzung. Konnte er Ihnen schon einige Tipps geben?

Abi war auch schon hier, wir haben insgesamt drei Stunden miteinander geredet. Natürlich konnte er mir viel erzählen, wie die nächsten Schritte aussehen, wie das damals bei ihm abgelaufen ist und worauf ich achten muss. Er hat mir klar gemacht, dass ich in guten Händen bin. Sein Comeback gibt mir auch Kraft und zeigt, dass man mit alter Stärke wieder zurückkommen kann.

Abdulah El Youbari, Kapitän des Fußball-Oberligisten TuS Ennepetal, zu Besuch bei seinem schwer verletzten Mitspieler Ibrahim Lahchaychi. Ebenfalls im Bild: Ben Binyamin (rechts neben Lahchaychi) sowie zwei Spieler vom FC Iserlohn.
Abdulah El Youbari, Kapitän des Fußball-Oberligisten TuS Ennepetal, zu Besuch bei seinem schwer verletzten Mitspieler Ibrahim Lahchaychi. Ebenfalls im Bild: Ben Binyamin (rechts neben Lahchaychi) sowie zwei Spieler vom FC Iserlohn. © Abdulah El Youbari

Sie sind ein sehr gläubiger Mensch. Wie viel Kraft schenkt Ihnen ihr Glaube?

Am meisten, ganz klar. Meiner Meinung nach passiert nichts im Leben ohne Grund, in meinem Glauben sagt man, dass Gott das so für einen vorgesehen hat, um mich zu prüfen. Ich bin ein positiv eingestellter Mensch und kein Typ, der sich von so einem Rückschlag zurückwerfen lässt. Mein Ziel ist es, diese Prüfung zu bestehen und gestärkt daraus hervorzukommen.

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Im letzten halben Jahr haben Sie sich in guter Verfassung präsentiert. Umso bitterer ist natürlich jetzt die Verletzung, oder?

Tatsächlich habe ich mich so gut gefühlt, wie noch nie in meiner Karriere. Ich habe viel Arbeit investiert, war viel im Fitnessstudio und war gerade im Oberkörper noch stabiler als in der Vergangenheit. Außerdem haben wir jetzt schon eine gewisse Aufbruchstimmung gehabt. Die neuen Spieler und der neue Trainer haben sich schnell eingefunden, wir wurden alle von Einheit zu Einheit fitter und haben die neuen Impulse von Dragan immer besser aufgenommen. Durch die Verletzung bin ich jetzt erst einmal raus, aber ich hoffe, dass die Jungs dadurch vielleicht noch einmal enger zusammenrücken. So könnte die ganze Geschichte doch noch einen positiven Effekt haben.

Haben Sie denn schon eine Vorstellung, wann Sie wieder auf dem Fußballplatz zu sehen sein werden?

Nein, das ist noch ganz weit weg für mich, da mache ich mir jetzt keine Gedanken drüber. Ich werde aber, sobald ich hoffentlich schnell wieder laufen kann, zu jedem Heimspiel kommen und die Mannschaft so gut unterstützen, wie ich kann. So fußballverrückt wie ich bin, weiß ich jetzt schon, dass das bei mir das Feuer wecken wird. Ich möchte natürlich so schnell wie möglich auf den Platz zurück kommen, aber die Gesundheit hat jetzt erst einmal absoluten Vorrang. Jetzt geht es erst einmal Schritt für Schritt. Ich habe aber allen versprochen, dass ich noch stärker zurückkommen werde.