Schwelm. Marc Dülm übernimmt den Fußball-A-Ligisten mitten im Umbruch. Favorit auf den Aufstieg sind laut ihm andere Teams als die Linderhausener.

Die vergangene Saison war eine der ereignisreichsten Spielzeiten der vergangenen Jahre für den Fußball-A-Ligisten SpVg. Linderhausen. Mit großen Zielen war der Klub in die Saison gestartet, landete aber schnell auf dem Boden der Tatsachen. Im Winter trennte sich die Spielvereinigung von Trainer Marvin Borberg, Luca Schreiber übernahm interimsweise bis zum Saisonende. Ab sofort soll es mit dem neuen Trainer Marc Dülm wieder etwas ruhiger werden an der Rennbahn – aber nicht minder ambitioniert.

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Ihr Vorgänger Marvin Borberg hat vor der vergangenen Saison gesagt, dass er mit Linderhausen Meister werden möchte. Das flog ihm später ein wenig um die Ohren. Wie beurteilen Sie die Aussagen?

Marc Dülm: Ich fand die Äußerungen von Marvin damals überhaupt nicht schlimm. Mit dem Kader, den er zur Verfügung hatte, konnte er ja kaum etwas anderes sagen. Am Ende war es für ihn aber auch unglücklich, dass er in der Hinrunde viel Verletzungspech hatte. Ich hätte das Ziel vielleicht nur ein wenig anders formuliert.

Was hätten Sie denn vor der vergangenen Spielzeit gesagt?

Er hat mit seinen Worten die Gegner natürlich noch einmal extra motiviert. Dann spielen sie immer gegen den selbst ernannten Meister – da will man dann unbedingt gewinnen. Ich hätte vielleicht eher gesagt, dass wir alle Spiele gewinnen möchten.

Wollen Sie denn nun alle Partien in diesem Jahr gewinnen?

Gewinnen wollen wir natürlich immer so viele Spiele wie möglich (lacht). Wir müssen aber auch festhalten, dass ich in diesem Jahr komplett andere Voraussetzungen habe als in der abgelaufenen Saison.

Was meinen Sie damit?

Mir sind viele wichtige Spieler für die neue Saison weggebrochen. Einige Routiniers und Leistungsträger haben ihre Karriere leider beendet. Mit Patrick Franke verlieren wir einen Torjäger, der immer für 20 Treffer gut war. Zu Sascha Römer muss ich nichts sagen. Fabian Voshage ist als Mittelfeldmotor auch ein herber Verlust. Und auch, dass mit Tim Gustmann ein Abwehrchef aufhört, wiegt schwer.

Glauben Sie, dass Ihre Mannschaft eine böse Überraschung erleben könnte, wenn diese wichtigen Stützen wegbrechen?

Davon gehe ich nicht aus. Wir haben immer noch sehr viele gute Spieler in unseren Reihen. Und wir können in der Theorie unsere Abgänge ja auch alle wieder reaktivieren. Dafür müsste aber einiges passieren, dass wir den Umbruch zwischenzeitlich stoppen. Sie wechseln schließlich nicht den Verein, sondern möchten nur kürzer treten.

Trotzdem bleibt eine Lücke, die hinterlassen wird. Wie wollen Sie das kompensieren?

Wir haben die Abgänge fast nur mit jungen und wilden Spielern aufgefüllt. Diese müssen wir jetzt schnell an die Senioren heranführen. Der Umbruch, den wir ja auch wollen, wurde schon im vergangenen Jahr angefangen. Den müssen wir nun fortführen.

Wie bewerten Sie die ersten Ansätze dieser Umbauarbeiten am Kader im vergangenen Jahr?

Durchweg positiv. Vergangenes Jahr hatten wir noch ein paar junge Leute, die von vielen Erfahrenen angeführt wurden. Jetzt ist es komplett andersherum: Wir haben viele junge und noch ein paar Routiniers in unserem Team. Wir sind mit einer guten Mischung auf einem guten Weg.

Wie viel Verantwortung liegt auf den Schultern der Nachwuchsspieler, die gerade erst am Anfang ihrer Karriere stehen?

Es sind ohne Frage große Fußstampfen, in die sie nun treten müssen. Vor allem sind jetzt diejenigen in der Pflicht, die schon im letzten Jahr gekommen sind. Sie haben den Schritt von der Jugend zu den Senioren schon gemeistert – und können den ganz jungen Kräften nun ein wenig mit ihren Erfahrungen helfen.

Was spielte bei den Zugängen neben des Alters eine wichtige Rolle?

Uns war wichtig, dass wir nicht Leute von außerhalb holen, die nichts mit uns zu tun haben. Solche Spieler sind oft schnell wieder weg. Wir möchten, dass Leute aus Schwelm für Schwelm spielen. Sie sollen sich mit uns identifizieren können, weil sie mal in unserer Stadt angefangen haben mit dem Fußball.

Was ist mit der Mannschaft in diesem Jahr tabellarisch möglich?

Wir wollen so gut es geht in der Meisterschaft abschneiden. Aber für die Plätze ganz vorne wird es wahrscheinlich nicht reichen. Um die Meisterschaft werden sich andere Mannschaften streiten.

Wer ist denn in Ihren Augen Favorit?

Für mich zählt ganz klar der TuS Hasslinghausen zu einem der Anwärter auf den Titel. Aber auch die beiden Reserven vom TuS Ennepetal und der TSG Sprockhövel gehören zu den heißen Kandidaten. Sie sind der FC Bayern, RB Leipzig und BVB der Liga.

Stichwort Dortmund: Luca Schreiber rückt vom Interimstrainer wieder ins zweite Glied. Könnte das wie bei Edin Terzic ein Problem werden?

Ich glaube, dass er aktuell gar kein Cheftrainer sein möchte – anders als Terzic beim BVB. Ich kann mir deswegen kaum vorstellen, dass es irgendwelche Probleme geben könnte. Bei Entscheidungen werde ich ihn als spielenden Co-Trainer aber immer zurate ziehen.

Was sind Ihre langfristigen Ziele bei Linderhausen?

Auf Dauer möchten den Blick nach oben richten. Der Aufstieg in die Bezirksliga ist für uns ein großes Ziel. Das steht aber jetzt noch nicht auf der Tagesordnung. In zwei, drei Jahren können wir den Aufstieg dann mal konkreter ins Visier nehmen.