Ennepetal. Der stärkste Mann Deutschlands will er werden. Doch direkt im ersten Wettkampf streikt der Körper von Dennis Biesenbach. Doch er trainiert weiter
Ein klein wenig unnötig war es schon. Die 160 Kilogramm, die Dennis Biesenbach im ersten Versuch gestemmt hatte, hätten schon gereicht, um die Disziplin „Log Lift“ bei einem Strongman-Wettkampf in den Niederlanden Anfang April zu gewinnen. Doch der Ennepetaler wollte mehr. 170 Kilogramm im zweiten Versuch? Geschenkt. Im dritten Versuch wollte es Biesenbach dann wissen: 190 Kilogramm, ein Gewicht, dass beim Log Lift noch nie ein Athlet aus Deutschland gestemmt hatte, wollte er über seinen Kopf hieven. Doch dann streikte der Körper.
Ein „Knacken“ oder „Ploppen“, so ganz genau weiß Dennis Biesenbach das nicht mehr, war zu hören. Biesenbach bricht den Versuch ab, legt die 190 Kilogramm wieder ab und krümmt sich vor Schmerzen. „Das war das erste Mal in meiner Karriere, dass ich einen Wettbewerb abbrechen musste“, schildert Dennis Biesenbach. Bevor er den Wettkampf aber abbrach, versuchte er sich noch in zwei weiteren Disziplinen – doch das rechte Knie, das beim Log Lift weggebrochen war, verhinderte eine Fortsetzung des Wettkampfs.
Klar war nur, dass da irgendwas kaputt sein muss im Knie. Nach einer MRT-Untersucht folgt der Schock für den Ennepetaler, der sich in diesem Jahr anschicken wollte, der stärkste Mann Deutschlands zu werden. Diagnose: Kreuzbandriss im rechten Knie.
Keine neue Verletzung
Mit dem Untersuchungsergebnis vom MRT macht sich Biesenbach auf dem Weg zu einem Kniespezialisten im Helios-Klinikum in Schwelm. Dort dann die nächste Überraschung. „Die Verletzung ist wohl nicht frisch gewesen, sondern eher durch Verschleiß entstanden“, sagt der 30-Jährige. Der Arzt vermutete eine Verletzung aus seiner Fußball-Karriere, die aber bereits lange beendet ist. „Bestimmt zwölf Jahre“, weiß Biesenbach. Viel wahrscheinlicher ist es daher, dass die Verletzung durch die Belastungen aus den vergangenen Jahren entstanden ist – durch die immer kräftiger werdende Muskulatur aber nie in Erscheinung trat.
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Und weil es sich nicht um eine frische Verletzung handelt und die Oberschenkel des Strongman so durchtrainiert sind, ist eine Operation zunächst nicht notwendig. Und so macht Dennis Biesenbach das, was er einfach am liebsten macht: Er fängt an zu trainieren. „Ich habe dann ein paar Wochen Pause gemacht“, sagt er, ehe er diese Aussage selbst ein wenig einschränkt. „Ich habe dann drei Wochen nur Oberkörper trainiert.“ Bis er die Belastung in den vergangenen Tagen wieder steigerte, dauerte es aber etwas länger. „Das ist schon noch im Kopf“, gibt „Beazy“ offen zu.
Von seinem Ziel lässt er sich nicht abbringen
Eines ist aber für Dennis Biesenbach vollkommen klar. „Wenn ich trainieren kann, dann trainiere ich auch weiter“, sagt der Ennepetaler. Von seinen großen Zielen in diesem Jahr will er sich auch trotz der schweren Verletzung nicht abbringen lassen – vor allem nicht, nachdem er sich bereits im ersten Wettkampf in diesem für ihn so bedeutungsvollen Jahr verletzte.
Vor diesem ersten Wettkampf hatte sich Dennis Biesenbach klar positioniert. „Es gibt jetzt keine Ausreden mehr, dieses Jahr will ich es schaffen“, sagt er angesprochen auf das Ziel, ob er im August bei der Deutschen Meisterschaft in Gera ganz oben auf das Podest steigen wird. Davon bringt ihn auch nicht die Verletzung in seinem rechten Knie ab. „Stand jetzt glaube ich nicht daran, dass mich die Verletzung von diesem Ziel abbringen wird“, sagt Dennis Biesenbach weiterhin offensiv. Bis zu den Meisterschaften aber wird er wohl von unnötigen Versuchen bei Wettkämpfen verzichten.