Ennepetal. Die Handballdamen der TG Voerde sind auf Erfolgskurs. So schätzt Coach Hohmann die Chancen der Ennepetalerinnen für einen Aufstieg ein

Christian Hohmann hat die Bezirksliga-Handballerinnen der TG Voerde seit fünf Jahren unter seinen Fittichen. Sie feierten den Aufstieg und klettern nach einem zunächst schwierigen Start in der neuen Liga Jahr für Jahr in der Tabelle weiter nach oben. Mit einer Bilanz von 12:2 Punkten nach sieben Spielen und dem aktuellen Tabellenplatz Zwei übertreffen sie in der derzeit laufenden Saison alle bisherigen Erfolge. Wir haben nachgefragt, wieso es aktuell so gut läuft.

Herr Hohmann, Sie und Ihre Mannschaft feiern derzeit einen Sieg nach dem anderen und stehen aktuell auf Tabellenplatz Zwei. Worauf baut dieser Erfolg?

Christian Hohmann Wenn man oben in der Tabelle steht, liegt das in der Regel an zwei Komponenten: a) die Leistungsstärke der Gegner und b) die Leistungsstärke, die man selber abrufen kann. Wir haben momentan einen ziemlich guten Zusammenhalt mit der zweiten Mannschaft und können dadurch in den meisten Spielen auf einen sehr großen Kader zurückgreifen. So können wir ein Tempogegenstoß-Spiel forcieren und das brauchen wir zwingend. Das ist aber eben nur möglich, wenn Quantität auf der Bank sitzt.

Sind Sie überrascht, dass es spielerisch gerade so gut funktioniert mit den beiden Mannschaften?

Die Spielerinnen haben sich vorher schon immer gut verstanden. Daher bin ich nicht überrascht, dass das Ganze funktioniert.

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Es ist aber schon überraschend, dass wir so weit oben stehen, denn wir sind besorgt in die Saison hineingegangen. Wir haben immer noch einen nicht unwesentlichen Grad an Ausfällen, was gerade aber weitgehend kompensiert werden kann.

Wo sehen Sie denn aktuell die Stärken und wo die Schwächen der Mädels?

Die herausragende Stärke der Mannschaft ist das Tempogegenstoß-Spiel und die andere ist, dass wenn es in kritische Situationen hineingeht, wir uns sehr stark auf das Spiel konzentrieren und uns auch emotional nach oben pushen können. Die Schwächen sind, dass der originäre Kader der Mannschaft sehr klein ist. Im gesamten Damenbereich des Vereins haben wir ein Rückraum-Problem, das wir durch Schnelligkeit kompensieren müssen.

Seit fünf Jahren spielen die Damen nun in der Bezirksliga. Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass jetzt tatsächlich der Aufstieg in die Landesliga glückt?

Es steht zweifelsfrei fest, dass sie es packen könnten. Wir haben jetzt noch gute Mittelfeld-Mannschaften vor uns. Diese Spiele muss man sicherlich abwarten, aber im Wesentlichen wird der Aufstiegskampf zwischen dem TuS Ferndorf, der SG TuRa Halden-Herbeck und uns stattfinden.

Die drei haben gerade die Favoritenrolle und sind einfach die stärksten Mannschaften der Liga. Unser Problem ist eben nur, dass der Kader sehr eng besetzt ist und wir damit vom Support der Reserve abhängig sind.

Wie ist denn nun Ihre Strategie für die kommenden Partien?

Die nächsten drei Spiele werden durchweg personell eng bleiben. In der letzten Saison haben wir versucht in solchen Situationen das Tempo rauszunehmen. Egal wie eng der Kader ist, wir brauchen dennoch unser Tempo-Spiel, das wir einfach durchhalten müssen.

Steigende Inzidenzzahlen, neue Regulationen der Politik… Gerade wird das Thema Corona ja wieder präsenter. Haben Sie Bedenken im Hinblick auf die Fortführung der Saison?

Wir müssen uns nichts vormachen – es ist Realität, dass das Gesundheitssystem kollabieren wird. Breitensport und viele andere Bereiche haben eine sekundäre Bedeutung, auch wenn das nicht jeder hören will. Die Wahrscheinlichkeit für einen Saisonabbruch ist jetzt schon sehr hoch, das ist meine persönliche Prognose.

Ich kalkuliere das momentan schon ein. Wir haben in den letzten Jahren Aufstiege erlebt, die nur bedingt sportlich begründet waren. Ich hoffe einfach, dass der Aufstiegskampf diesmal sportlich fair dargestellt wird im Falle eines Saisonabbruchs.

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Falls die Saison aber doch regulär verlaufen sollte, wird das Spiel gegen Ferndorf auf uns zukommen. Wenn wir aus den Vollen schöpfen können, ist von einem Sieg gegen den aktuellen Tabellenersten auszugehen. Beim Hinspiel waren wir so dünn besetzt und wollten das Spiel verlegen, was Ferndorf aber nicht zuließ.

Vor ein paar Monaten ging die Nachricht rum, dass Sie das Traineramt in Voerde ablegen wollen. Nun stehen Sie immer noch neben dem Spielfeld. Was war an den Gerüchten dran? Wie geht es weiter?

Ich kann nicht genau sagen, was durchgesickert ist und bei wem wie angekommen ist. Fakt ist, dass ich damals nach Voerde gekommen bin, um ein halbes oder eineinhalb Jahre zu bleiben. Die TG Voerde ist mir aber mittlerweile ans Herz gewachsen und da ist eine emotionale Verbundenheit. Auf der anderen Seite muss man sehen, dass es irgendwann einfach zu persönlich wird nach einer langen Zeit. Das möchte ich nicht mehr haben. Ich habe auch noch ein Leben neben dem Handball, das ist der Hauptgrund, weshalb ich angekündigt habe, die TGV nach Saisonende zu verlassen.

Aber was ist denn an einer persönlichen Bindung zum Verein auszusetzen?

Da ist überhaupt nichts dran auszusetzen, das ist im Gegenteil sogar gut, aber ich glaube es ist auch gut, wenn jemand mehr in der Nähe der Mannschaft ist und sich das soziale Umfeld auch dahin entwickelt. Voerde liegt 35 Kilometer von meinem Wohnort Iserlohn entfernt und diese Entfernung spielt in meine Entscheidung auch mit ein. Letztendlich ist man ein externer. Es war spannend für mich dieses externe Verhältnis kennenzulernen, aber dass daraus ein noch längeres Engagement gemacht wird, ist nicht mein Ziel.

Aber Sie bleiben dem Verein bis Saisonende erhalten?

Ja, das habe ich auch früh signalisiert. Es wurde auch darüber gesprochen, ob noch jemand anderes in Frage kommt, das war aber nicht der Fall und dann habe ich nochmal bis Saisonende zugesagt und so ist es auch von Mannschaft und Vorstand gewollt.