Ennepetal/Schalke. Aus Spaß wird ein Profivertrag. Darum sorgt der Ennepetaler Joe Hellmann an der Konsole erst auf Schalke, jetgzt bei „IQONIC“ für Furore.

Für Joe Hellmann könnte es mit der A-Jugend des TuS Ennepetal gerade nicht besser laufen. Sein Team führt mit acht Siegen aus acht Spielen die Bezirksligatabelle an und der 18-Jährige hat bereits 18 Tore auf dem Konto. Zudem hat der Offensivspieler bereits in der U13 und U14 von Borussia Dortmund in der höchsten deutschen Jugendliga gespielt. Eine Karriere, die sich durchaus sehen lassen kann, die jedoch nicht seine einzige ist. Über dem Fußball steht nämlich für Hellmann noch der eSport.

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Premiere mit kleineren Turnieren

Angefangen hat es für Joe Hellmann im 13. Lebensjahr. Er fing an, an der Konsole die bekannte Fußball-Simulation „Fifa“ zu spielen. „Ich habe das immer so hobbymäßig gemacht, aber ich hatte schon immer richtig viel Spaß am Zocken“, so Hellmann. Zunächst erstmal nichts Außergewöhnliches, doch in ihm sollte größeres Talent stecken. Vor knapp zwei Jahren spielte er sich dann das erste Mal unter die Top 200 der wöchentlichen Online-Wettkämpfe und nahm fortlaufend an kleineren Turnieren teil, an denen er gestandene Spieler besiegte. „Dann habe ich gemerkt, okay das könnte was werden“, erklärt Hellmann.

Die Szene interessierte ihn schon länger und er schaute sich nach möglichen Vereinen um, mit denen er kompetitiv antreten könnte. Er fand eine kleine Organisation, die ihn aufnehmen wollte, die jedoch ihr Projekt wieder verwarf. Zu seinem Glück gründete der Geschäftsführer in Zusammenarbeit mit einem guten Freund, dem Nationaltorhüter Bernd Leno, einen neuen eSports-Verein und so wurde Hellmann bei „Leno e-Sports“ aufgenommen. Dort sammelte er eine Saison Erfahrung.

Volle Konzentration beim eSpiel: „JH7“ alias Joe Hellmann, der auch für die A-Jugend des TuS Ennepetal spielt.  
Volle Konzentration beim eSpiel: „JH7“ alias Joe Hellmann, der auch für die A-Jugend des TuS Ennepetal spielt.   © WP | Privat

Schalke-Fan seit Kindesbeinen an

Im September 2020 folgte ein großer Schritt in Hellmanns Zocker-Karriere. Er wechselte zum FC Schalke 04 und konnte sich nach Unterzeichnung seines Vertrags offiziell als eSports-Profi bezeichnen. „Ich bin Schalke-Fan seitdem ich klein bin. Wenn du einer bist, der in der Szene noch relativ unbekannt ist und dann zu deinem Herzensklub gehen kannst, dann ist das im ersten Moment natürlich ein riesengroßer Traum, der in Erfüllung geht“, beschreibt Hellmann. Er bekam das Vertrauen, eine große Herausforderung anzunehmen, die seine Entwicklung rasch vorantrieb. Es hieß nun nicht mehr, zuhause in seinem Zimmer Fifa zu spielen und gelegentlich aus der Emotion heraus einen Controller durch die Gegend zu schmeißen, sondern sich voller Konzentration mit den besten der Welt zu messen. „Man muss sagen, von Jahr zu Jahr wird man professioneller und reifer, weil man echt vieles dazu lernt“, sagt Hellmann.

Nennenswerte Erfolge trotz Corona

Der Großteil seiner Karriere unterlag natürlich auch der Corona-Pandemie. Viele Turniere in Präsenz waren nicht möglich, dennoch konnte Hellmann einige nennenswerte Erfolge erzielen. Im Oktober vergangenen Jahres gewann er den „DFM eFootball-Cup 2020“ im deutschen Fußball-Museum und konnte in seinem ersten Turnier für den FC Schalke gleich einen Sieg einfahren. Obendrauf gab es als Preis zwei Karten für das DFB-Pokal-Finale. Des Weiteren qualifizierte er sich mit dem S04 für die Klub-WM 2021. Dort nehmen Tausende von Teams teil und überhaupt die umfangreiche Qualifikation zu schaffen, ist für viele ein Traum. Am Ende schafften Joe Hellmann und sein Teamkollege es aber in die Top 4 der Welt und nahmen ein Preisgeld von 7500 Dollar mit nach Hause. Mit Schalke nahm der 18-Jährige außerdem über die ganze Saison an der virtuellen Bundesliga teil. Coronabedingt konnten regelmäßige Turniere lediglich online veranstaltet werden. Die Zeit im Lockdown hatte auch ihre Vorteile. „Da hat man aber auch wirklich dann gemerkt, der eSport wächst. Zu dem Zeitpunkt waren täglich Turniere, das kannte man vorher gar nicht“, erklärt Hellmann.

Bewegung in Deutschland wird immer größer

Seit „Fifa 22“, dem aktuellen Teil der Spiele-Serie, läuft Joe Hellmann nun für das eSports-Team „IQONIC“ virtuell auf dem Rasen auf. Dieses wurde jüngst von seiner Management-Agentur „Academy of eSports“ und den bekannten Fifa-YouTubern „Tisi Schubech“ gegründet, die mit über 800.000 Abonnenten auf YouTube und ihren Videos über das Fifa-Zocken einen starken Einfluss auf die immer größer werdende Bewegung in Deutschland und ihr überwiegend jugendliches Publikum haben. Also allemal bekannte Figuren des Bereiches.

Für „IQONIC“ spielt der Ennepetaler Joe Hellmann. So steht es auch auf seinem Hoodie.  
Für „IQONIC“ spielt der Ennepetaler Joe Hellmann. So steht es auch auf seinem Hoodie.   © WP | Privat

Auch Joe Hellmann ist, seitdem er bei seinem ersten Team gespielt hat, vor der Kamera beim Spielen zu sehen. Unter seinem Gamer-Namen „JH7“ zeigt er sich beim Streaming-Portal Twitch per Liveübertragung beim Zocken und kommt auf über 5000 Abonnenten. Dies macht er vier- bis fünfmal die Woche. „Es ist im eSport sehr sehr wichtig, medial anwesend und aktiv zu sein“, erklärt Hellmann. So konnte er sich bereits eine gewisse Zahl an Fans aufbauen und damit nebenbei noch etwas Geld verdienen. Doch ist seine oberste Priorität jedoch, die Leute zu unterhalten. Mit den großen Turnieren, die er mit seinem Verein absolviert, kommt da schon etwas mehr finanzieller Profit zusammen.

Profi als Test nach dem Abitur

Dies lässt Joe Hellmann auch überlegen, ob er den eSport möglicherweise zu seinem Beruf machen kann. Vielleicht testet er es nach seinem diesjährigen Abitur, für ein Jahr hauptberuflich in den eSport zu gehen. Der 18-Jährige hat allerdings auch Pläne eines Studiums im Hinterkopf und blickt also gelassen und mit Vorfreude auf seine weitere Zukunft im virtuellen Sport.

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