Gevelsberg. Zum zweiten Mal steht das Stadion Stefansbachtal unter Wasser. So waren vor zwölf Jahren die Ereignisse.

Beim Blick ins Stadion Stefansbachtal stellt sich ein Déjà vu ein. Ein schlimmer Blick nach dem starken Regen, dem Unwetter, der für viele Menschen in der Umgebung eine persönliche Katastrophe bedeutet. Der Kunstrasen ist leicht verschoben – wie ein Teppich. Der Naturrasen in weiten Teilen unter Wasser. Das ist das Bild dieser Tage. Es ähnelt dem, was Anfang Juli 2009, vor gut zwölf Jahren zutage kam, als eine Flutwelle das Stadion unter Wasser setzte, den Kunstrasen verschob, benachbarte Firmen und Privathäuser stark beschädigte. „Das kann man einfach nicht glauben, wenn man es nicht selbst gesehen hat“, sagt Claus Jacobi. Der Gevelsberger Bürgermeister hat beide Regen-Katastrophen miterlebt.

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Erinnerung an den 3. Juli 2009

Jacobi kann sich noch sehr gut an den 3. Juli 2009 erinnern. Es war die Rückfahrt von einer Klausurtagung aus Bergneustadt bei Gummersbach. In einem Mannschaftswagen der Feuerwehr. Es wurde dunkler und dunkler, die Wetterlage bedrohlicher und schließlich kamen die ersten alarmierenden Meldungen aus Gevelsberg. Der damalige Feuerwehrchef Rüdiger Schäfer stellt Martinshorn und Blaulicht an, „so dass wir sehr schnell in Gevelsberg an den Orten des Geschehens sein konnten“, so Claus Jacobi. Und was der Gevelsberger Bürgermeister vor Ort sah, war schlimm. „Damals war das für mich ein Jahrhundert-Ereignis. Doch was dieser Tage passiert ist, ist ungleich schlimmer“, sagt Jacobi.

45,1 Liter Pro Quadratmeter vor zwölf Jahren

Es waren vor zwölf Jahren sintflutartige Niederschläge, die für vollgelaufene Keller, überschwemmte und unterspülte Straßen, querliegende Bäume, kilometerlange Staus und die gefluteten Fußballplätze im Stefansbachtal in Gevelsberg – sowohl Kunst- als auch der Naturrasen waren betroffen – sorgten. Hoher Sachschaden, zumal Wohnungen und Firmen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Stadion Stefansbachtal betroffen waren. Glücklicherweise gab es keine nennenswerten Personenschäden.

45,1 Liter Wasser pro Quadratmeter hatten sich innerhalb einer Stunde über Gevelsberg ergossen – der dritthöchste Wert in Deutschland an diesem 3. Juli 2009. Etwa 80 Einsätze verzeichnete die Feuerwehr in kürzester Zeit (am Mittwoch waren es 147). Die von Westen her durch die Stadt fließende Stefansbecke schwoll innerhalb von Minuten zu einem reißenden Fluss an. Im Stadion Stefansbachtal, das drei Jahre zuvor erst aufwendig renoviert und mit Kunstrasen belegt worden war, hoben die Wassermassen den Kunstrasen des Nebenplatzes in großen Teilen an.

Nach einem Hilfeaufruf kommen im Juli 2009 etwa 50 Helferinnen und Helfer sowie Bürgermeister Claus Jacobi, um den Kunstrasen halbwegs glatt zu ziehen, ehe eine Spezialfirma diesen in die endgültige Position bringen kann.
Nach einem Hilfeaufruf kommen im Juli 2009 etwa 50 Helferinnen und Helfer sowie Bürgermeister Claus Jacobi, um den Kunstrasen halbwegs glatt zu ziehen, ehe eine Spezialfirma diesen in die endgültige Position bringen kann. © Archiv | Ralf Sichelschmidt

Es war ein Anblick, den keiner vergessen wird. Der Kunstrasen hatte sich aufgefaltet wie ein schlecht verlegter Teppich. Den Untergrund zum Kunstrasen hatte der Wasserstrom freigelegt. Und das, obwohl der Kunstrasen mit Granulat beschwert wird, um ihn so fest auf den Boden zu halten. Wie schwer, das hat sich Tage später gezeigt, als viele Menschen um Bürgermeister Claus Jacobi versuchten, mit geballter Kraft, den Kunstrasen wieder glatt zu ziehen. Auch, dass hier und da das Granulat mit der Schüppe abgetragen wurde, um so den „Teppich“ zu erleichtern. Immerhin: Der herbeigerufene Architekt des Sportplatzes, Lothar Knebel, begutachtete die Spielfläche und stellte nach einer ersten Besichtigung keine gravierenden Schäden am Untergrund fest.

Beeindruckende Welle der Solidarität

Dem kurzfristigen Aufruf der Vereine FSV und Vatanspor Gevelsberg, in das Stadion Stefansbachtal zu kommen, folgten über 50 Sportler und Freiwillige. „Es war eine unglaublich tolle Welle der Solidarität“, erinnert sich Claus Jacobi. Mit ihrer Hilfe sollte dort der von der Flutwelle aufgerollte und in Falten gelegte Kunstrasenplatz entrollt werden. Dies sollte auf Anraten der Fachfirma aus Belgien erfolgen, die drei Jahre zuvor den Platz gebaut hatte. So sollten Schäden am Kunstrasen vermieden werden. Der aktuelle FSV-Vorsitzende Roberto Buchholz war seinerzeit als Helfer mit dabei. Er kann sich erinnern, wie er 2009 aussah. „Er ist nicht ganz so wellig wie damals, aber die Arbeit ist die gleiche. Es wird mühselig, das wieder in Ordnung zu bringen“, sagt er.

Alle, auch FSV-Vorstand Knut Kaiser, packen mit an, als der Kunstrasen im Stefansbachtal von Geröll und Granulat befreit wird.
Alle, auch FSV-Vorstand Knut Kaiser, packen mit an, als der Kunstrasen im Stefansbachtal von Geröll und Granulat befreit wird. © Archiv | Ralf Sichelschmidt

Durch diese Vorarbeiten konnte schließlich eine Fachfirma den Kunstrasen in Gänze wieder glatt ziehen. Nachdem die Helferinnen und Helfer mit Schüppen und Schubkarren das Granulat sowie den angeschwemmten Dreck vom Kunstrasen (weitestgehend) entfernt hatten, konnte eine Spezialfirma mit hydraulischem Gerät mit einem Greifer, welcher einem Nagelbrett ähnelte, den Rasen Stück für Stück wieder glatt ziehen. Anschließend wurde die Fläche wieder beschwert. Michael Pfleging, seinerzeit im Büro des Bürgermeisters tätig: „Ein Teilaustausch wäre sehr teuer und würde sich auch optisch nicht gut machen, da das neue Stück nie ganz den gleichen Farbton hat, wie die vorhandene Fläche.”

Gevelsberg diesmal stärker betroffen

Der Schaden an Kunst- und Naturrasen ist heute ähnlich schlimm wie es an den Tagen nach jenem 3. Juli 2009 gewesen ist. „Aber dieses Ereignis ist kein Vergleich zu dem, was diesmal passiert ist. Der Starkregen hat Gevelsberg erheblich härter getroffen – ganz zu schweigen von dem was in Hagen, in Altena oder an anderen Orten passiert ist“, so Jacobi. „Ganz schlimm, dass Menschen gestorben sind, dass viele ihr Hab und Gut verloren haben.“

In den kommenden Tagen werden die Flächen repariert. Nicht sofort, denn in Gevelsberg stehen erst einmal wichtigere Hilfen oben auf der Agenda. „Damals ist nur die Stefansbecke übergelaufen. Diesmal auch die Ennepe. Wir haben erheblich größere Schäden, um die wir uns kümmern müssen“, so Claus Jacobi. Der Bürgermeister schätzt, dass vielleicht in zwei Wochen die Arbeiten am Kunstrasen beginnen können. Eine erste Besichtigung „durch Otto Hoffmann und sein Team hat bereits stattgefunden“, so Jacobi. Eine Hilfsaktion, um den Kunstrasen gerade zu ziehen, ist heuer nicht nötig, „die Geräte sind besser.“