Ennepetal/Köln. Am Freitag, 11. Juni, beginnt die Fußball-EM. Das ist der „Fahrplan“ von WDR-Reporter Holger Dahl aus Ennepetal.
Er hat das Fußballspielen beim TuS Ennepetal gelernt. Dieses Wissen bringt er übers Mikrofon an den Mann und an die Frau – zunächst bei Radio en, mittlerweile als routinierter und anerkannter Sportreporter beim WDR in Köln. Wir sprachen mit Holger Dahl, der auch zur ARD-Mannschaft der am kommenden Freitag, 11. Juni, beginnende Europameisterschaft 2020 zählt, im Vorfeld des Euro-Turniers.
Holger Dahl, an welche Stationen, zu welchen Spielen werden Sie zur Euro eingesetzt?
Ich bin für den kompletten ARD-Verbund im Einsatz, aber natürlich auch auf meinem Heimsender WDR 2 zu hören. In der Vorrunde bin ich unter anderem bei den beiden DFB-Gruppenspielen gegen Frankreich und Portugal in München im Einsatz, aber auch zur Partie Niederlande gegen Österreich in Amsterdam oder bei Spanien gegen Slowakei in Sevilla. Und bei mir steht auch die Finalteilnahme schon fest – mal sehen, ob ich Jogis Jungs in London treffen werde.
Wie lange werden Sie für die Euro unterwegs sein, wie lange weg von der Familie?
Da der WDR in der ARD-Familie die EM-Berichterstattung koordiniert und die Redaktion in Köln sitzt, komme ich zwischen den Spielen immer wieder nach Hause, was für mich und die Familie natürlich schön ist. Da die Quarantäne-Regelung für London noch unklar ist, müssen wir da noch die Entwicklungen abwarten.
Wie wird Ihr Kontakt zur Familie während der Euro sein?
Da ich nie längere Zeit am Stück unterwegs sein werde, ist das bei diesem Turnier anders als bei den letzten Großereignissen kein Thema.
Welche persönlichen Gefühle haben Sie im Hinblick auf Corona?
Ganz persönlich habe ich das Glück, schon geimpft zu sein. Das beruhigt natürlich. Da man ja immer wieder von neuen Mutationen hört, kann ich nicht sagen, dass ich mich uneingeschränkt auf das Turnier freue. Ich habe aber die Hoffnung, dass die Zahlen weiter sinken und die EM den Menschen die Möglichkeit bietet, wieder mehr Spaß und Normalität zu erleben. Natürlich mit der nötigen Vorsicht!
Wie sehen die eigenen Schutz- und Hygienemaßnahmen beziehungsweise die der Reporter und Reporter-Kolleginnen und -Kollegen aus?
Darauf wird natürlich geachtet. Bei uns in der Heimatredaktion wird regelmäßig getestet – je nach Reiseland werden PCR-Tests verlangt oder eine Impfbescheinigung. Das macht alles natürlich komplizierter, gibt aber auch ein besseres Gefühl.
Wie werden voraussichtlich Ihre direkten Kontakte zu den Euro-Protagonisten sein? Insbesondere zu denen der deutschen Nationalmannschaft?
Früher habe ich direkt von der Nationalmannschaft berichtet und war dann auch mit im Trainingslager. Jetzt bin ich ausschließlich als Live-Reporter unterwegs. Dann gehe ich zur Abschluss-Pressekonferenz und übertrage die Spiele – da gibt es nicht mehr viele direkte Kontakte. Darüber hinaus ist das in Corona-Zeiten ohnehin auch rund um das DFB-Quartier in Herzogenaurach verstärkt digital.
Was ist Ihre persönliche Einschätzung darüber, ob die Euro überhaupt Sinn macht? Wie sehen Sie es, dass Zuschauer zugelassen werden?
Meine Gefühlslage habe ich ja schon beschrieben. Wenn es jetzt in einem angemessenen Maß möglich ist, wie in München wieder rund 20 Prozent der maximal möglichen Zuschauer zuzulassen, dann finde ich das gut. Als Reporter ist es natürlich schön, wenn wieder etwas Stimmung ins Stadion kommt – das war jetzt auch für uns keine schöne Zeit in leeren Arenen.
Wer wird für Sie die Überraschungsmannschaft der Euro?
Das ist ja immer schwierig – beim aktuellen Stand und der Erwartungshaltung in Deutschland wäre für viele bestimmt ein Erfolg der Löw-Truppe eine Überraschung.
Wer wird Europameister 2020 im Jahre 2021?
Eigentlich muss der Weltmeister Europameister werden. Frankreich ist top besetzt – England hat sich Stück für Stück weiterentwickelt und hätte im Halbfinale und Finale Heimrecht. Das sind meine Favoriten.
Wie wird Deutschland abschneiden, was trauen Sie Löw & Co zu?
Deutschland ist immer für eine Überraschung gut. Ich habe die auf jeden Fall als Halbfinalisten auf dem Zettel. Wenn sie als Team auftreten und sich voll reinhauen, wäre das absolut möglich.
Wie beurteilen Sie die Chance, dass bzw wie oft Lukas Klostermann aus Gevelsberg eingesetzt wird?
In meiner ersten Elf wäre er auf jeden Fall dabei. Mal sehen, ob Löw Dreierkette oder Viererkette spielt. Lustigerweise gucke ich auch immer mit besonderem Interesse auf den Gevelsberger, obwohl ich ihn noch nie getroffen habe. Aber bei ihm oder auch bei den Frauen mit Alexandra Popp und Lena Oberdorf kommt der Lokalpatriotismus doch immer wieder durch.
Welche Figur, welche Leistungen wird Lukas Klostermann abrufen können?
Er ist ja ein super souveräner Außenverteidiger. Wenn er verletzungsfrei und gut vorbereitet ist, dann kann er eine wichtige Stütze der Mannschaft sein. Ganz persönlich sähe ich ihn irgendwann gerne auch mal bei einem Verein in NRW. Mit dem Konstrukt Leipzig habe ich bei aller Anerkennung der Arbeit meine Probleme.
Wird der Marktwert von Lukas Klostermann durch die Euro beeinflusst? Falls ja: wie?
Eine gute EM kann den Marktwert natürlich in die Höhe treiben. Wobei er ja aktuell so knapp unter 30 Million Euro bewertet wird. Das ist ja beeindruckend. Mit Leipzig spielt er Champions League und hat auch noch eine Weile Vertrag – das ist eine sehr gute Position.
Was wird nach der Euro für Sie das nächste große beziehungsweise größere Sportereignis als WDR-Moderator sein?
Ich bin dieses Jahr zum ersten Mal seit 2004 nicht bei den Olympischen Spielen. Der Abstand zwischen beiden Events ist auch sehr kurz. Außerdem findet unsere Berichterstattung da auch verstärkt aus Deutschland statt. Danach starten wir mit einem tollen, neuen Bundesligaprojekt. Wir dürfen ab der neuen Saison alle Spiele der 1. und 2. Liga in voller Länge übertragen. Das läuft dann unter anderem im Netz via Sportschau.de und die Sportschau-App. Mit der Vorbereitung haben wir aktuell viel zu tun.
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