Ennepe-Süd. Darum ist es so einfach zu wandern. Gevelsberg SGV-Vorsitzender Philipp Baltin gibt Tipps.

Nichts scheint einfacher für die Bewegung an frischer Luft: Wandern. Tür auf, raus, los geht’s. Und im Prinzip sieht dies auch Philipp Baltin, Vorsitzender der SGV Gevelsberg, so. Er rät dem Anfänger und der Anfängerin, es auf einfachen und kurzen Strecken zu probieren. Auch die Ausrüstung scheint nebensächlich. „Es sollten nicht gerade Badeschlappen sein“, schränkt Baltin ein.

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Badelatschen sind ungeeignet

Das Wandern hat die Eigenschaft, dass jeder und jede sich selbst die Streckenlänge, die Höhenmeter, den Schwierigkeitsgrad aussuchen kann. „Man sollte sich nur nicht überfordern“, sagt der 82-Jährige, der immer noch leidenschaftlich gerne per pedes die Umgebung von Gevelsberg erkundet. Als Einstieg schlägt der SGV-Vorsitzende eine Strecke vom Ennepe-Bogen am Gevelsberger Nirgena bis nach Vogelsang vor. Schön flach, gut ausgebaut, für jeden machbar. Der erste Test sozusagen. Spätere Leistungssteigerungen nicht ausgeschlossen.

Eine Schwelmer Wanderung – beispielsweise über den Wappenweg –  wird mit einer kolossalen Aussicht auf den Beyenburger Stausee belohnt.
Eine Schwelmer Wanderung – beispielsweise über den Wappenweg – wird mit einer kolossalen Aussicht auf den Beyenburger Stausee belohnt. © Archiv | Tim Berninghaus

Bei höherer Intensität und bei stärkerer Beanspruchung wird die Ausrüstung wichtiger. Insbesondere das Schuhwerk. „Schuhe und Strümpfe sind das A und O“, sagt Philipp Baltin, dessen Großvater Philipp die SGV-Abteilung in Gevelsberg im Jahre 1929 gegründet hat. Ihm, dem Großvater, ist daher auch das Baltin-Denkmal im Gevelsberger Stadtwald gewidmet – nicht weit vom Ehrenmal. Beim Blick auf die Wanderkarten, die es auf Papier, aber auch virtuell gibt, wird einem klar, wie unterschiedlich die Strecken in Gevelsberg, Schwelm und Ennepetal sein können.

Fülle an Wanderstrecken

Die Routen – die im Gevelsberger Stadtwald können neuerdings beispielsweise von der Internetseite https://stadtwald.ruhr/ herunter geladen werden – bieten eine enorme und vielfältige Bandbreite. Sie sind kürzer oder länger, zwischen vier und gut 20 Kilometer lang. Die Wege sind befestigt, meist leicht begehbar. Die langen erfordern eine sehr gute Kondition, einige setzten überdies eine Trittsicherheit voraus. „Das wäre für mich schon der zweite Schritt, um dem Wandern näher zu kommen, nämlich in den Wald gehen und dort nach und nach neue Wege beschreiten“, sagt Philipp Baltin, der seit 70 Jahren Mitglied des SGV Gevelsberg ist.

Gevelsberg, Schwelm und Ennepetal bieten eine Fülle an verschiedener Wanderstrecken. Fast alle sind abrufbar und auch ausgeschildert. Wie lange noch, ist fraglich. Darum kümmern sich die SGV-Abteilungen im Kreis. Und hier fehlt der Nachwuchs. Schmerzhaft bekamen es die Wanderer aus Voerde zu spüren, deren Abteilung sich im Februar 2019 nach 123-jährigem Bestehen aufgelöst hatte. „Es fehlt an Nachwuchs, auch um die Schilder für die Strecken anzubringen“, bestätigt Philipp Baltin.

Gesteigertes Niveau – bessere Ausrüstung

Die Wanderstrecken in Schwelm verlaufen oft über Wuppertaler und Ennepetaler Stadtgebiete, eine knapp 28 Kilometer lange Tour – die ein geübter Wanderer in gut acht Stunden bewältigen kann – führt von der Wolfsegge über Beyenburg bis nach Königsfeld. Hier ist eine Trittsicherheit gefordert. Leicht begehbar ist in Ennepetal dagegen eine gut 19 Kilometer lange Tour, die in etwa fünfeinhalb Stunden Wanderung von der Hasper Talsperre, die Ennepe entlang bis zur Runde Brenscheid führt. Bei beiden Routen ist eine sehr gute Kondition erforderlich – und mittlerweile die passende Ausrüstung.

Idylle pur – das bieten die hiesigen Wander- und Laufstrecken – wie hier in Ennepetal-Königsfeld.
Idylle pur – das bieten die hiesigen Wander- und Laufstrecken – wie hier in Ennepetal-Königsfeld. © Archiv | Christian Werth

Mit der ersten leichten Wanderung und den folgenden Steigerungen verbessert sich die Kondition. Was gleich bleiben muss, ist das gute Schuhwerk. Anfangs dürfen es durchaus gut sitzende Turnschuhe sein. „Das kann völlig ausreichen. Man sollte anfangs nicht zu viel Brimborium um die Ausrüstung machen. Schließlich kann das auch ordentlich kosten“, so der Gevelsberger. Wird es anspruchsvoller, sollte auch das Schuhwerk anspruchsvoller – vor allem eingelaufen – sein. Blasen und Schürfwunden gilt es zu vermeiden. „Neue Schuhe sind für lange Wanderungen ungeeignet“, unterstreicht Baltin.

Augen auf – vermeidet Verletzungen

Je nach gesteigertem Anspruch wird auch die weitere Kleidung wichtig. Schließlich kommt der Schweiß irgendwann – und die Klamotten sollten so beschaffen sein, dass sie den Schweiß gut aufnehmen können. „Ein kleiner Rucksack empfiehlt sich, um mit weiteren Sachen ein Frieren zu vermeiden“, so Philipp Baltin. Auch ein leichter Anorak mit Kapuze sollte es sein. Beim Blick aufs Wetter dieser Tage zeigt sich, wie wichtig ein Regenschutz sein kann. Es geht bei strahlendem Sonnenschein los, doch im Laufe einer Tour kann es zu ergiebigen Regenfällen kommen.

Der Gevelsberger Stadtwald ist ein Flora-Fauna-Habitat. Schilder wie hier am Saugatter weisen auf die Besonderheit des Gebietes, in dem Hunde zwingend angeleint sein müssen, hin.
Der Gevelsberger Stadtwald ist ein Flora-Fauna-Habitat. Schilder wie hier am Saugatter weisen auf die Besonderheit des Gebietes, in dem Hunde zwingend angeleint sein müssen, hin. © Archiv | Stefan Scherer

Wandern ist eine der einfachsten Sachen der Welt – doch ganz unvorbereitet sollte es nicht auf die Strecken gehen. Ob alleine oder zu zweit, das ist dabei egal. „Das kommt immer auf den Typ Mensch an“, weiß Philipp Baltin, der es bevorzugt, alleine zu wandern. „Dann kann ich mich besser mit mir und meinen Gedanken beschäftigen und zur Ruhe kommen.“

Allerdings kann es beim Wandern auch zu Verletzungen klommen – wenn auch eher selten. Ein umgeknickter Fuß kann auf unebenem Gelände passieren. Abgeknickte Äste, Wuzelgeäst – Natur pur halt. Der einfache wie sichere Baltin-Tipp: Festes Schuhwerk, Augen auf.

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