Gevelsberg/Wolfsburg. Darum erwartet der heimische Frauenfußball nach Beleidigung und Verurteilung eine Reaktion des Verbandes.
Der Vorgang lässt sie fast sprachlos und fassungslos zurück. Schließlich die eindeutige Reaktion aus dem Frauenfußball im Kreis: Sowohl die frauenfeindliche Bemerkung des Heiko Vogel als Trainer des Regionalligisten Borussia Mönchengladbach U23 als auch die darauf hin auferlegten Trainingseinheiten einer Frauenmannschaft durch den Verband als Teil einer Strafe stößt auf völliges Unverständnis. „Das geht gar nicht“, so die Meinung von Nicole Beck (Teammanagerin der Bezirksliga-Damen FC Silschede), Willi Vering (Vorsitzender FFC Ennepetal), Roberto Buchholz (Vorsitzender FSV Gevelsberg) und Michael van Osten (Mitglied Vorstand des Fußballkreises sowie 2. Vorsitzender FC Silschede).
Michael van Osten kennt Verbandsstrukturen, weiß, wie die eine oder andere Entscheidung – auch die in der sportlichen Gerichtsbarkeit – gefällt wird. Seit Jahrzehnten engagiert er sich im Fußball, insbesondere für die der Mädchen und Frauen. Im Fußballkreis widmet er sich im Vorstand für diese Belange. Als Mitglied und Vorstandsmitglied des FC Silschede weiß er auch genau um die Entwicklung von Alexandra Popp, die maßgeblich ein Protestschreiben voran gebracht hat. In dem Offenen Brief lesen Fußballerinnen aus der ersten und zweiten Bundesliga dem DFB und dem Westdeutsche Fußballverband die Leviten, sind verwundert darüber, dass diese frauenfeindliche Beleidigung nur als unsportliches Verhalten beurteilt wurde.
Hochachtung vor Offenem Brief
„Hut ab, dass der Brief so geschrieben und geschickt worden ist“, drückt Michael van Osten seine Hochachtung aus. „Der Brief ist auch wichtig, um dieses ungeheuerliche Vorgehen öffentlich zu machen.“ Ansonsten, so seine Einschätzung, wären Beleidigung („Frauen haben im Fußball nichts zu suchen“, so Heiko Vogel im Januar zu zwei Schiedsrichter-Assistentinnen) und das folgende Urteil (sechs Einheiten Training einer Frauen-Mannschaft; 1500 Euro Geldstrafe, Sperre von zwei Meisterschaftsspielen) nur einem geringen Kreis an Fußball-Interessierten bekannt geworden.
Van Osten selbst hält beide Vorgänge für ungeheuerlich. „Ich bin erstaunt und überrascht, dass so ein Spruch heutzutage überhaupt noch gemacht wird und gemacht werden kann“, sagt der Gevelsberger. „Auch die folgende Strafe geht gar nicht. Das ist außerdem kontraproduktiv in unserem Bemühen, weiblichen Nachwuchs für den Fußball zu gewinnen“, ereifert er sich. „Der Mann muss merken, was er gemacht hat“, so van Osten über ein mögliches Strafmaß wie er sich das vorstellen könnte. Das kann durchaus schon eine ordentliche Strafe sein.
Nicole Beck hofft auf Reaktion des Verbandes
Im FC Silschede groß geworden ist Alexandra Popp, Kapitänin der DFB-Elf sowie des Bundesligisten VfL Wolfsburg. „Wir befinden uns im Jahr 2021!!!“, schreibt sie auf Instagram zu dem Offenen Brief, in dem es unter anderem heißt: „Dieses Urteil diskriminiert alle Frauen im Sport und speziell im Fußball. Wir fühlen uns beleidigt, diskriminiert und lächerlich gemacht.“ Nicole Beck, Teammanagerin des Frauen-Bezirksligisten FC Silschede, findet, dass „die Worte von Poppi genau die richtigen sind. Sie sind gut und sehr deutlich“, sagt sie. Gleichzeitig hofft Nicole Beck, dass es auch eine Reaktion seitens des Verbandes auf den Brief geben wird.
Verwundert über schräges Menschenbild
„Es macht große Freude und es ist ein großer Spaß, eine Frauen- oder eine Mädchenmannschaft bei uns zu trainieren. Das kann gar keine Strafe sein“, sagt Willi Vering, Vorsitzender des FFC Ennepetal. Er empfindet die Aussage von Heiko Vogel als diskriminierend und beleidigend, die folgende Strafe ist ihm völlig unverständlich, die Reaktion der Bundesliga-Spielerinnen um Alexandra Popp als richtig und gut. „Selbst wenn man die Pflicht zum Frauen-Training wohlwollend mit einem pädagogischen Ansatz sehen würde, so wäre dieser völlig daneben. Das ist der völlig falsche Weg“, sagt Vering, der sich fragt, welches schräge Menschenbild sowohl hinter den Vogel-Äußerungen als auch hinter diesem Teil-Urteil stecke. „Auch wird unser ehrenamtliches Engagement im Mädchen- und Frauenfußball infrage gestellt.“ Ob der Verband das Urteil revidiere, beurteilt Vering, der in diesen Vorgängen sowohl eine sportgerichtliche als auch zivilgerichtliche Komponente sieht, zurückhaltend. „Würde die Sport-Gerichtsbarkeit das Urteil revidieren, würde ich den Hut ziehen.“
Verband muss reagieren
„Ich bin froh, dass wir eine Frauen-Mannschaft haben“, sagt Roberto Buchholz, Vorsitzender des FSV Gevelsberg – und Fan von Borussia Mönchengladbach. Ihm fehlen fast die Worte ob der Beleidigung und des Urteils. „Beides ist unter der Gürtellinie. Das geht gar nicht. Wie kann man als Verband so eine Strafe aussprechen“, sagt er. „Diese Aussagen gegen den Frauenfußball gehen ins Grundsätzliche. Da muss der Verband reagieren. Ich erwarte, dass der Verband reagiert.“
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