Ennepetal. Verärgerung bei den Vereinen über mangelhaft kommunizierten Einzug des Jahresbeitrags. Der Verband entschuldigt sich schriftlich.

Vor wenigen Tagen verschickte der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen einen Brief an seine Mitglieder, der in vielen Jahren nicht der Erwähnung wert gewesen wäre: die Beitragsrechnung. Doch in diesem Jahr, in dem der Amateurfußball mal wieder im Lockdown ist und zahlreiche Vereine massive Einnahmeausfälle zu beklagen haben, sorgte diese Rechnung vielerorts für Unmut – auch im Südkreis.

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Christian Bauermeister, der Geschäftsführer Finanzen beim Bezirksligisten FSV Gevelsberg, findet: "Der FLVW sollte wissen, dass es seinen Vereinen nicht gut geht. Es ist für mich unverständlich, dass nicht im Vorhinein nachgefragt wurde, ob die Zahlungen jetzt geleistet werden können. Der DFB ist einer der reichsten Vereine der Welt und auch die Regionalverbände sind nicht zu schlecht bestückt, da sollte es nicht eilig sein."

Riedel reagiert mit Sarkasmus

Noch drastischer formuliert Thomas Riedel, der Sportliche Leiter des Oberligisten TuS Ennepetal, seine Kritik. Er reagiert mit Sarkasmus auf die angekündigte Beitragseinziehung: "Ich habe absolutes Verständnis dafür, dass die Verbandsleute für Nichtstun Geld kassieren müssen! Das passt in das Bild, das der Verband in den letzten Monaten abgibt. Die verstecken sich hinter irgendwelchen Statuten. Aber mal aktiv zu werden, Meinungen abzufragen, die Fürsorge für Vereine zu übernehmen – da kommt gleich Null!"

Der Verband reagierte auf die Kritik der Vereine und versendete einen weiteren Brief, diesmal mit einer Entschuldigung des FLVW-Präsidenten Gundolf Walaschewski. Er schreibt: "Dass der FLVW nicht vorab in einem gesonderten Schreiben auf den Einzug der Mitgliedsbeiträge und die Alternativen in der Bezahlungsweise hingewiesen hat, ist ein Kommunikationsversagen, für das ich mich ausdrücklich bei Ihnen entschuldigen möchte."

Walaschewski wies zugleich darauf hin, dass der FLVW seine Mitglieder auch in Coronazeiten nicht einfach beitragsfrei stellen könne, weil die Mitgliedschaft nicht an die Erbringung konkreter Leistungen geknüpft sei und weil das Erlassen von Mitgliedsbeiträgen die Gemeinnützigkeit des Vereins gefährden könnte.

Olaf Steinhaus, der 1. Vorsitzende des Bezirksligisten BW Voerde, hat für diese Argumentation Verständnis und sieht den Vorgang daher "recht emotionslos". Er sagt: "Wir ziehen unsere Beiträge ja auch normal ein, weil wir es müssen. Der FLVW hätte allerdings vorher ein Schreiben schicken können, in dem er sein Vorgehen erklärt und nicht erst, wenn es Ärger gibt."

Der FSV-Geschäftsführer Bauermeister sieht es kritischer. Für ihn handelt es sich beim Entschuldigungsbrief des Verbandes um ein "Standardschreiben, dass die Sachlage nicht wirklich verändert." Er erklärt: "Dieser Vorgang bestätigt meinen Eindruck vom Verband. Es heißt dort so oft, man müsse sich mit der Basis beschäftigen, aber diese Leute sind so weit weg von der Basis. Viel gehört habe ich in den letzten zwölf Monaten vom FLVW nicht. Dort wurden Konzepte für den Re-Start erstellt, die sich auf dem Papier gut lesen, aber finanzielle Unterstützung, die dringend nötig gewesen wäre, gab es nicht."

Ratenzahlung möglich

Hätte der FLVW sein Vorgehen Vorhinein erklärt, wäre die Reaktion vieler Vereine wohl weniger heftig ausgefallen. Nun bemüht sich der Präsident, die Wogen zu glätten. Walaschewski schreibt, dass die Mitgliedsbeiträge erst im April eingezogen werden sollen. Vereine, die durch die Zahlung der Beiträge ihre Liquidität gefährdet sehen, können eine Stundung oder Ratenzahlung in Anspruch nehmen.

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