Gevelsberg. Auf dem früheren Landwirtschaftsbetrieb Gut Berge wird heute täglich das Gras für die Golfer gemäht. Doch dahinter steckt noch mehr Arbeit.

Julia Wehberg ist stolz. Stolz auf die 108 Hektar Land, die sich am Rande von Gevelsberg, direkt neben der Autobahn 1 erstrecken. Dort befindet sich die Golfsportanlage Gut Berge, die die 41-Jährige seit nunmehr 15 Jahren betreibt. Sie zeigt ihn uns und erklärt, wieviel Arbeit hinter dem Betrieb einer solchen Anlage steckt.

„Ich bin damals sozusagen ins kalte Wasser gesprungen“, erzählt Wehberg, als wir mit dem Golfkart losfahren. Sie hatte bei einer Bank gearbeitet, bis sie sich 2005 im Alter von 26 Jahren entschloss, neue Betreiberin der Platzanlage zu werden. Das Gelände gehört Wehbergs Familie schon seit Generationen. Bevor es zum Golfplatz wurde, bestand dort ein landwirtschaftlicher Mischbetrieb mit Milchkühen, Hühnern und Mastschweinen.

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Wehbergs Vater Hans las damals in der Zeitung, dass ein Investor Flächen zum Bau einer Golfanlage suchte und meldete sich bei ihm. Anfangs war die Politik dagegen, weil angeblich kein Bedarf nach einem Golfplatz in der Gegend bestand. Einige Bürger wollten das Gegenteil beweisen und gründeten 1995 den Golfclub Gut Berge. Dieser besteht somit fünf Jahre länger als die Platzanlage, auf der er zuhause ist.

Seit 2005 am Ruder

Und so wurde aus Gut Berge ein Golfplatz. Knapp fünf Jahre lang war dieser zunächst verpachtet worden. Als der Pächter die Anlage dann 2005 abstieß, übernahm Julia Wehberg das Ruder. Heute ist sie froh, dass sie den Sprung ins kalte Wasser gewagt hat. Wehberg steuert das Golfkart sicher über die Anlage und zeigt uns, wie groß das Areal mit 18 Löchern tatsächlich ist. „Bahn 12 und Bahn 13 liegen auf dem Gebiet der Stadt Wetter“, erklärt sie. Das ist auch der Grund, warum der Golfclub Gut Berge den Zusatz Gevelsberg/Wetter trägt. Darüber hinaus mussten noch einige weitere Ausgleichsflächen gepachtet werden, damit der komplette Platzbedarf der Anlage gedeckt werden konnte.

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An einem Loch treffen wir Cezmi Durmus, den Head Greenkeeper. Er sorgt mit seinem Team, bestehend aus vier Mitarbeitern, dafür, dass die Golfer auf der Anlage stets optimale Bedingungen vorfinden. Wir sind am Montag vor Ort, das ist der „Greenkeeper-Tag“. An diesem Tag wird das Grün aerifiziert. Das bedeutet, eine spezielle Maschine kommt zum Einsatz, die den Boden belüftet. „Das ist insbesondere auf den stark beanspruchten Flächen rund um die Löcher wichtig“, erklärt Durmus. Er berichtet ebenfalls, dass das Gras auf dem Golfplatz auf unterschiedliche Höhen gestutzt werden muss. „Das Grün, also die Fläche, rund ums Loch, wird zum Beispiel täglich auf 3,5 Millimeter gestutzt.“ Das Fairway, also der Bereich zwischen Abschlag und Grün, muss hingegen nur etwa drei Mal pro Woche gemäht werden. Arbeit verursacht ein Golfplatz jeden Tag. „Der Rasen wächst immer weiter, da kann man keinen Ruhetag einführen“, sagt Wehberg.

Durmus und sein Team haben also viel zu tun. Zum Glück müssen sie sich nicht um die Bewässerung kümmern, denn die erfolgt automatisch mit Rasensprengern, die in das Gelände eingelassen sind. „Inzwischen müssen wir den Platz fast täglich wässern“, sagt Wehberg. Der Klimawandel und die damit verbundene Dürre in den Sommermonaten machen es notwendig.

Einbußen in der Corona-Zeit

Auf Gut Berge wurde auch während der Coronakrise durchgehend der Platz gepflegt. „Manche Golfanlagen haben in dem Bereich gekürzt und zeitweise zum Beispiel nur neun Löcher betrieben“, erzählt Wehberg. In Gevelsberg ging alles seinen gewohnten Gang, obwohl die Pandemie natürlich auch hier für Einbußen gesorgt hat. Die Übungsanlage neben dem Eingang etwa wurde zeitweise kaum genutzt.

In dieser Zeit arbeiteten die Platzbetreiber und die Verantwortlichen des Golfclubs Gut Berge eng zusammen. Präsident Meinolf Haarhaus, der das Amt vor zwei Jahren übernommen hat und gerade erst für zwei weitere Jahre wiedergewählt wurde, sagt: „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu den Betreibern. Wenn wir einmal unterschiedliche Standpunkte haben, dann besprechen wir das partnerschaftlich.“ Auch Wehberg spricht von einer „konstruktiven, positiven Zusammenarbeit“ mit dem Verein in all den Jahren, seit sie die Anlage übernommen hat.

Wehbergs Tochter ist Klubmeisterin

Wehberg steuert das Golfkart an der angrenzenden Reitanlage vorbei, die sie ebenfalls betreibt. Ihre älteste Tochter Anna-Katharina, 13 Jahre alt, hat inzwischen an beiden Sportarten Gefallen gefunden. „Sie war schon Kreismeisterin im Reiten und in diesem Jahr ist sie Jugend-Klubmeisterin im Golf geworden“, erzählt Wehberg. Und auch die jüngere Tochter Pia (9) fängt jetzt an, Golf zu spielen.

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Spielt Wehberg auch selbst? Sie parkt das Golfkart wieder ein. „Man muss sich ja ein bisschen damit auskennen, wenn man den Platz betreibt“, sagt sie. So gut, dass sie selbst die Klubmeisterschaften gewinnen könnte, ist sie nicht. Aber das muss auch nicht sein. Mehr noch als der Sport steht für Wehberg schließlich ihre Anlage im Mittelpunkt.