Gevelsberg. Rivalen im Fußballalltag, aber beste Freunde abseits des Platzes: Dirk Henning und Christian Bauermeister werben für Zusammenhalt in Gevelsberg.

Dirk Henning und Christian Bauermeister kennen sich schon ewig. Wenn der Titel „Beste Freunde“ auf jemanden zutrifft, dann mit Sicherheit auf diese Gevelsberger. Neben vielen anderen Dingen eint die beiden vor allem die Liebe zum Fußball – und ihr Engagement für die Kicker in ihrer Heimatstadt. Standen sie bis vor etwa einem halben Jahr noch gemeinsam beim FSV Gevelsberg in verantwortungsvoller Position für die gleichen Vereinsfarben ein, hat sich dies mittlerweile geändert. Henning ist nun Trainer beim FC Gevelsberg-Vogelsang.

Die enge Freundschaft von Christian Bauermeister und Dirk Henning eint allerdings bei Weitem nicht alle Mitglieder dieser beiden Gevelsberger Fußball-Vereine. Im Gegenteil. Die Fußballer vom Hundeicken und die aus dem Stefansbachtal pflegen eine gesunde Rivalität. Nicht zuletzt der Wechsel von Dirk Henning hat diese noch einmal in den Diskussionen beim Bier angeheizt. Es sind erst wenige Tage vergangen, seit die beiden Vereine im Testspiel im Stefansbachtal vor einer Rekordkulisse zu einer solchen Begegnung aufeinander trafen. In Anschluss hatte sich Vogelsang-Vorsitzender Thomas Jakobi bei der Stadt Gevelsberg über den laschen Umgang mit den Hygiene-Regeln beim Gastgeber FSV beschwert und im Zuge der Geschichte fiel von beiden Seiten aus auch immer wieder der Name Dirk Hennig mit der Vermutung, dass dessen Trainerengagement im Vogelsang das Verhältnis belaste.

Zunächst gemeinsam beim FSV

„Das ist Blödsinn und geht uns echt auf den Sack, dass diese Geschichte immer wieder als Begründung für alles mögliche herhalten muss“, sind sich die beiden zu Beginn eines Gesprächs über Freundschaft, Fußball, Ehrenamt, Rivalität und gemeinsame Lösungen für gleiche Probleme einig. Dirk Henning und Christian Bauermeister verbindet seit Jahrzehnten eine ganz enge Freundschaft. Henning ist Trauzeuge von Bauermeister, gegenseitig sind sie Paten ihrer Kinder. Mit der Dauerkarte geht’s zusammen auf Schalke und während Dirk Henning bereits seit vielen Jahren unter anderem als Jugendvorstand beim FSV engagiert war, ist es auch ihm zu verdanken, dass Christian Bauermeister im vergangenen Sommer den Posten des Finanz-Geschäftsführers im Stefansbachtal übernommen hat. Die zwei Gevelsberger waren fortan auch unter der Fahne des FSV verbandelt. Das war aber nur von kurzer Dauer: „Wir hatten im Verein unterschiedliche Vorstellungen davon, wie die Jugendarbeit künftig laufen soll“, sagt Christian Bauermeister.

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Konsequenz daraus: Dirk Henning legte sein Amt als Jugendvorstand nieder. „Ich habe das frühzeitig kommuniziert, bin auch nicht im Bösen gegangen. Im Gegenteil, wünsche ich dem FSV weiterhin alles Gute.“ Einige Monate später wurde bekannt: Dirk Henning übernimmt den Trainerposten beim FC Gevelsberg-Vogelsang. Ausgerechnet beim Lokalrivalen. „Das war nicht von langer Hand geplant, aber für mich der richtige Weg“, sagt er rückblickend. Nach der Familie der Erste, der von diesem Engagement erfuhr: Christian Bauermeister. Der sagt: „Ich freue mich für Dirk und wünsche ihm viel Erfolg. Unser Verhältnis belastet das natürlich nicht.“

Entscheidend ist für die beiden nämlich eine ganz andere Sache, wie sie unisono betonen: „Wir engagieren uns in unserer Freizeit für den Fußball in Gevelsberg. Wir wollen Dinge voran bringen, wir wollen, dass sich die Leute wohlfühlen in unseren Vereinen.“ Um so weniger möchten sie, dass unter den drei Vereinen – FSV Gevelsberg, FC Gevelsberg-Vogelsang und FC Schwarz-Weiß Silschede – böses Blut entsteht. „Natürlich gehören Sticheleien und Derby-Charakter dazu, das macht die Sache ja auch erst spannend“, sagt Christian Bauermeister, betont aber auch: „Ernsthafter Streit, der am Tresen ausufert, hilft niemandem weiter.“ Denn auch da sind sich die beiden Freunde einig: Am Ende hat der große FSV mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie der Underdog aus dem Osten der Stadt.

Ehrenamtliche fehlen vermehrt

Diese Probleme lauten: Immer weniger Menschen, vor allem junge, sind dazu bereit, sich aus vollem Herzen und mit enormem Zeitaufwand ehrenamtlich zu engagieren. „Da ist es fast egal, ob es sich um Trainer oder um diejenigen handelt, die am Grill stehen. Es wird auch im Fußball schwieriger, Leute davon zu überzeugen, dass es gut ist, sich für andere einzusetzen, ohne selbst dafür bezahlt zu werden“, sagt Dirk Henning.

Die Corona-Pandemie hat diese Situation noch einmal verschärft. Denn einerseits ist es durch die langen Ausfälle, die gestoppten Ligen, die unterbrochenen Trainings und so weiter noch schwerer geworden, Ehrenamtliche und Aktive oder bestenfalls Spieler zu akquirieren, die gleichzeitig auch abseits des Platzes für den Verein aktiv sind.

Alle haben ähnliche Probleme

Für die beiden langjährigen Freunde lautet das Gebot der Stunde, sich da nicht noch das Leben zusätzlich gegenseitig zu erschweren. „Natürlich setzen wir uns zuvorderst für unseren eigene Club ein. Wir kämpfen aber in Bezug auf die Corona-Schutzverordnung und den geplanten Ligastart alle mit den gleichen Herausforderungen“, sagt Dirk Henning. Und diese Herausforderungen erfordern zusätzliche Manpower, um beispielsweise die Hygiene-Vorschriften erfüllen zu können. Da bringe es keinen Akteur in der Fußballszene weiter, wenn sich die Clubs auch noch gegenseitig Steine zwischen die Beine werfen.

Das Ziel sei es, in der Stadt Gevelsberg guten, attraktiven Fußball zu bieten, mit Spannung, mit Konkurrenzkampf, aber mit einem Ziel und mit dem Augenmaß dafür, an welchen Stellen eine Rivalität unangebracht sei. Dass das funktioniert, zeigen Dirk Henning und Christian Bauermeister eindrucksvoll, denn durch Zwist und Diskussionen wird ihre langjährige Freundschaft kein Stück eingetrübt.