Gevelsberg. Betreuer der Flüchtlings-Mannschaft des FSV Gevelsberg gewährt Einblicke in den Alltag seines ehemaligen Teams.

Wer Andreas Linke kennt, weiß: Der Mann ist engagiert. Über viele Jahre bekleidete der ehemals hochtalentierte Fußballer zahlreiche ehrenamtliche Ämter beim FSV Gevelsberg. Und auch in der Integrationsarbeit setzte sich Linke über mehrere Jahre ein.

„Irgendwann kam mir Idee, beides zu kombinieren“, blickt er zurück. Mit der Gründung einer Flüchtlings-Mannschaft beim FSV Gevelsberg im Jahr 2017 hatte sich Linke zum Ziel gesetzt, Menschen aus vielen verschiedenen Nationen über den Fußball zusammen zu bringen. Und die Idee des ehemaligen FSV-Spielers, der seine Karriere mit 19 Jahren aufgrund einer schweren Knie-Verletzung vorzeitig beenden musste, fand Anklang: Im Flüchtlings-Team des FSV spielten zeitweise über 30 Spieler aus der ganzen Welt.

Team nicht überall willkommen

„Das war schon beeindruckend, was für eine Fahrt die Geschichte auf einmal aufgenommen hat“, erinnert sich Linke. Ein Trainer für das Team war auch schnell gefunden: Hamid Salman flüchtete selbst aus dem Irak und war in seinem Heimatland als Sportlehrer beschäftigt. „Hamid hat da richtig Disziplin reingebracht, das war schon eine tolle Truppe“, so Linke.

In den folgenden Monaten stellte sich die Teilnahme am Spielbetrieb aber teilweise als schwierig heraus. Linke sagt: „Wir wurden nicht überall mit offenen Armen empfangen. Ich möchte niemanden und keinen Verein anschuldigen, deshalb möchte ich auch keine Namen nennen, aber es war teilweise schon heftig, was sich unsere Spieler da anhören mussten“, blickt das langjährige Vorstandsmitglied des FSV zurück.

„Da kam häufiger vom Seitenrand auch mal die Frage, ob sie nicht auch zu Hause bei sich Fußball spielen könnten oder warum die überhaupt hier seien“, so Linke.

Und auch auf dem Spielfeld merkte man, dass manche Mannschaften der Flüchtlings-Mannschaft des FSV eher feindlich gegenüberstanden: „Da wurde dann ab der ersten Minute an nur in die Knochen gegangen. Es ging den Gegenspielern überhaupt nicht mehr darum, den Ball zu bekommen, sondern es war offensichtlich, dass sie unsere Spieler nur verletzen wollten“, erinnert sich Linke.

„Die Jungs sind dann auf mich zugekommen und haben gefragt:’Andi, warum machen die das? Wir wollen hier nur Spaß am Fußballspielen haben.’“, so Linke.

Im März des vergangenen Jahres kam es dann zum Skandal: Bei einem Heimspiel der Kreisliga C zwischen dem FSV Gevelsberg IV, also der Flüchtlings-Mannschaft, und Ararat Gevelsberg kam es zu einer handfesten Auseinandersetzung. „Die Spieler haben sich gegenseitig über den Platz gejagt und haben sich verprügelt. Die Situation war derart außer Kontrolle, dass wir die Polizei rufen mussten“, erinnert sich der ehemalige Betreuer des Teams.

Linke vermutet religiöse Gründe

„Es ging alles so schnell, dass man sich gar keinen Überblick verschaffen konnte“, so Linke. Über die Gründe für den Vorfall kann auch der ehemalige Betreuer nur mutmaßen: „Das ist ein heißes Thema. Ich kann mir nur denken, dass es da religiöse Diskrepanzen zwischen den Spielern beider Mannschaften gab“, erklärt er. „Man kann ja keinem Menschen in den Kopf schauen, aber ich hatte schon den Eindruck, dass unsere Spieler jetzt keine Gewalttäter waren. Das waren alles liebe Jungs, die auch diszipliniert waren“, so Linke. „Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir keine Gewalt oder Schlägereien dulden werden. Bis dahin haben sich unsere Spieler auch immer daran gehalten“, sagt er.

Nach dem Vorfall im März des vergangenen Jahres hat sich die Mannschaft aufgelöst. Trotzdem blickt Linke mit positiven Gefühlen auf die Zeit zurück: „Ich würde es immer wieder so machen. Man hat neue Freunde kennengelernt, es war eine richtig schöne Zeit.“