Gevelsberg/Essen. Der Vereinstrainer des TC Grün-Weiß Silschede macht nicht nur auf der roten Asche eine gute Figur, sondern auch auf dem Eis.

Martin Navratil pflegt zwei Leidenschaften: Tennis und Eishockey. Wie das Ganze zusammenpasst? Alles begann Anfang der 90er Jahre, als der gebürtige Slowake für seinen Studentenjob als Tennislehrer, damals noch in der Slowakei wohnhaft, über den Sommer nach Deutschland kam.

Damals hätte er wohl nicht gedacht, dass er nach seinem Sportstudium in der Heimat mal in Gevelsberg landen und dort langfristig bleiben würde. Martin Navratil, der mit dem Studium seinen Weg zum hochqualifizierten Tennistrainer und -spieler ebnete, ist aus dem Tennisgeschehen in Südwestfalen heute nicht mehr wegzudenken.

Seit fast 30 Jahren ist der erfahrene Tennistrainer in der Szene etabliert und hat sich mit seinem fachkundigen und gleichzeitig sehr sympathischen Auftreten in verschiedenen Vereinen in Gevelsberg und Ennepetal einen Namen gemacht.

Beim TC Grün-Weiss Silschede fühlt er sich seit nun mehr zwei Dekaden wohl. Als freiberuflicher Tennistrainer führt er davon abgesehen die Tennisschule „Linie“ und betreut außerhalb des Vereinsgeschehens sowohl Anfänger als auch Profisportler.

Mit seiner Frau Susana, die als staatlich geprüfte Leichtathletiktrainerin und Sportlehrerin ebenfalls einen qualifizierten, sportlichen Hintergrund aufweist und in ihrem Fitness- und Kraftraum ein umfangreiches Angebot an Kursen und individuellen Trainings bietet, greifen die sportlichen Tätigkeiten des Ehepaars ineinander.

Der Tenniscoach erinnert sich noch an die sechs Tennisvereine, die Anfang der 90er Jahre in Gevelsberg betrieben wurden, als er erstmals für seinen Job auf dem Ascheplatz nach Deutschland kam. Nur noch drei der Clubs sind davon heute noch im mannschaftlichen Spielbetrieb übrig geblieben.

1996 zieht es Navratil nach Gevelsberg

Zu den aufgelösten Vereinen zählt auch der TC Berge, wo Martin seiner ersten Anstellung nachging. So war er mehrere Sommer in Deutschland, um neben seinem Sportstudium, dem er sich in Bratislava während der Wintermonate widmete, als Tennistrainer zu jobben. „Irgendwann hat es mir aber dann so gut gefallen, dass wir beide hier hoch gekommen sind“, so Martin zum Umzug nach Gevelsberg im Jahr 1996 mit Frau Susana.

Aber wie kommt ein Tennistrainer auf die Idee, sich mit Schlittschuhen und Schläger auf Eis zu stellen? Die Erklärung dieser ungewöhnlichen Kombination der beiden Sportarten ist in Navratils Jugend verwurzelt. „In der Slowakei gab es bis in die 80er und 90er Jahre keine Tennishallen, in denen man im Winter spielen konnte“, erklärt er.

Aufgrund dessen hat er sich an Eishockey herangetastet, welche als die slowakische Nationalsportart gilt. Schnell wurde deutlich, dass Martin Talent im Spiel mit dem Puck hatte. „Ich war dann sogar im Eishockey-Leistungskader. Ich habe im Alter von 10 bis 15 Jahren im Winter jeden Tag Eishockey gespielt“, schildert Martin die slowakischen Winter seiner Jugend.

Körpergröße verhindert Karriere

Doch eigentlich war er aufgrund seiner nicht allzu stattlichen Größe nicht sehr prädestiniert für den körperbetonten Sport auf dem Eis. Nach seinem fünfzehnten Lebensjahr legte er seine Ausrüstung daher zur Seite und widmete sich vermehrt wieder den Filzbällen. „Ich habe mit Eishockey aufgehört und mich nur noch auf Tennis konzentriert. Seitdem spiele ich jeden Tag Tennis“, so Martin zufrieden und schaut auf den langen Weg zurück, der ihn dahin geführt hat, wo er heute steht.

Dass er in Deutschland wieder zum Eishockey gefunden hat, kam vor ein paar Jahren wiederum sehr unverhofft: Wie es der Zufall so will, stand Martin mit seiner Ü40-Tennismannschaft aus Silschede vor drei Jahren einem Team aus Sundern gegenüber, von denen ein Spieler beiläufig erwähnte, dass er hobbymäßig Eishockey in Essen betreibe, woraufhin Martin hellhörig wurde und sich erkundigte.

Nach dieser glücklichen Fügung findet sich der Tennislehrer in der Wintersaison von September bis März sonntags in der Eishalle der Rüttenscheider EG mit bis zu zehn Herren ein, um dort in voller Montur den Puck übers Eis fliegen zu lassen.

Jedoch belässt er es bei den Trainingseinheiten, die Teilnahme an Spielen lehnt er bewusst ab. „Das wäre mir einfach zu viel. Natürlich ist das auch immer ein Risiko, weil manche bekloppt sind, wenn es da richtig zur Sache geht. Wir spielen beim Training mit Ausrüstung, aber ohne großen Körperkontakt“, so der Slowake. Was seine Tenniskarriere betrifft, hat er bis 2004 noch Oberliga beim TSC Hansa Dortmund gespielt. „Aber irgendwann war hier in Silschede so viel los mit dem Training und ich war mit 36 auch schon recht alt“, sagt Martin zu der Entscheidung, seine Karriere als aktiver Spieler zu beenden.

Dem TC Silschede seit 20 Jahren treu

Dem TC in Silschede ist er seit über 20 Jahren als Lehrer treu geblieben und schätzt es, seinen Beruf dort ausüben zu dürfen. „Wenn man sich hier umschaut, ist es sehr schön. Die Anlage ist sehr ruhig im Wald gelegen. Sie ist zwar klein, aber es macht unheimlich Spaß hier zu arbeiten. Wenn man hier den ganzen Tag in der Sommersaison verbringt, dann ist das schon sehr nett“, erklärt der langjährige Tennistrainer. „Die Atmosphäre ist einfach schön“, so Navratil.