Schwelm/Wupperta. Mit Kult-Sport Wuppertal wird der heutige Co-Trainer der EN Baskets Schwelm regelmäßig beleidigt. Dann wird der Verein zu seinem Sprungbrett
Die Proteste reißen nicht ab: Der Tod des US-Amerikaners George Floyd durch rassistische Polizeigewalt schlägt nicht nur in den USA hohe Wellen, sondern sorgt weltweit für Schlagzeilen. Die Sportwelt solidarisiert sich mit dem Gestorbenen, indem sie stillen Protest äußert.
Dass Rassismus auch in der heutigen Zeit für Betroffene immer noch ein präsentes Thema ist, erklärt auch Robin Singh, Co-Trainer der EN Baskets Schwelm unter Chefcoach Falk Möller und Übungsleiter der 2. Regionalliga-Basketballer der RE Baskets Schwelm. Denn: Für den heutigen Co-Trainer der Schwelmer Profi-Basketballer begann die Trainerlaufbahn bei einem ganz besonderen Verein: Kult-Sport Wuppertal.
Beleidigungen von den Zuschauern
Der Basketball-Club aus dem Wuppertaler Norden wurde für Singh vor einigen Jahren zum Sprungbrett in den bezahlten Basketball. Von der Landesliga stieg Singh als Coach der Integrationsmannschaft bis in die 2. Regionalliga auf. Eine beeindruckende Leistung, die in den Jahren des Basketball-Coaches in Wuppertal jedoch von zahlreichen Anfeindungen begleitet wurde. „Man muss sich vorstellen, dass wir eine Mannschaft waren, die aus elf Nationalitäten bestand. Da hat man an den Spieltagen schon einiges zu hören bekommen“, erinnert sich Singh an seine Zeit in Wuppertal zurück. „Nicht nur von den Mitspielern, sondern auch von den Zuschauerrängen. Das war schon übel“, so der heutige Co-Trainer von Falk Möller bei den EN Baskets.
„Das schlimmste war aber eigentlich, dass selbst die Schiedsrichter nichts gemacht haben. Wenn wir sie darauf angesprochen haben, dass die Zuschauer uns rassistisch beleidigen, haben sie meistens nur gesagt: ‘Da können wir nichts dran ändern’“, erinnert sich der 36-Jährige.
Zu großen Ausschreitungen oder Schlägereien ist es in Folge der rassistischen Beleidigungen gegen ihn und seine Spieler in den fünf Jahren der Trainer-Tätigkeit von Singh bei Kult-Sport Wuppertal aber nie gekommen. „Wir hatten zu diesem Zeitpunkt schon eine sehr erfahrene Mannschaft zusammen. Die Jungs kannten das mit den rassistischen Beleidigungen schon und haben sich von sowas nicht mehr aus der Ruhe bringen lassen“, so der Basketball-Trainer.
Fokus auf sportlicher Leistung
Singh versuchte seine Mannschaft in dieser Zeit daher vor allem auf die sportliche Aufgaben zu fokussieren: „Wir haben unseren Gegnern lieber auf dem Feld gezeigt, dass wir die Besseren sind“, blickt Singh ein paar Jahre in die Vergangenheit zurück.
In der Nachbetrachtung fällt ihm jedoch auf: „Trotzdem ist es aber natürlich eigentlich erschreckend und besorgniserregend, dass man als Spieler eines Amateur-Basketballvereins irgendwann schon so oft rassistisch beleidigt worden ist, dass man schon abgehärtet war, wenn so etwas kam“, so der leidenschaftliche Basketballer weiter.
Konkrete Beispiele für rassistische Beleidigungen, die Singh und seine Mannschaft erfahren mussten, will der Coach nur vereinzelt nennen: „Da waren Sachen dabei wie ‘Scheiß Türkenverein’ oder Ähnliches. Da waren aber auch schon Aussagen und Beleidigungen dabei, die noch viel tiefer unter die Gürtellinie gingen. Wir wollten denen aber einfach keine Angriffsfläche bieten, deshalb habe ich den Jungs immer gesagt, dass wir ruhig bleiben müssen und uns auf keine Diskussionen einlassen. Wir haben uns dann immer gesagt: ‘Es ist egal, was die sagen. Wir konzentrieren uns hier auf unser Spiel und unsere Aufgabe’“, so der 36-Jährige.
Der sportliche Erfolg der Integrationsmannschaft, zusammengestellt aus Menschen vieler verschiedener Kulturen, gab Singh und seinem Konzept dann auch Recht: „Wir haben innerhalb von wenigen Jahren den Durchmarsch von der Landes- in die 2. Regionalliga geschafft. Das war aufgrund unserer geringen finanziellen Mittel schon eine beachtliche Leistung“, freut sich Singh Rückblickend über den damaligen Erfolg seines Teams.
300 Mitglieder aus über 30 Nationen
Und auch das Konzept, welches sein damaliger Verein bis heute verfolgt, findet Singh beeindruckend: „Kult-Sport hatte irgendwann über 300 Mitglieder aus über 30 Nationen. Wir haben alle einfach zusammen Basketball gespielt und sind unserem Hobby nachgegangen. Da hat Hautfarbe oder Herkunft einfach überhaupt keine Rolle gespielt. Ich erinnere mich gerne an meine Jahre in Wuppertal zurück, das war einfach super besonders“, so der Basketball-Trainer. „Ich würde mir wünschen, dass es noch viel mehr Vereine gibt, die sich gegen Rassismus einsetzen“, so Singh.
Das Engagement des Vereins für Integration und gegen Rassismus blieb auch der Politik nicht verborgen: „Der Verein hat mit seinem Projekt viele Preise gewonnen. 2008 wurde Kult-Sport zum Verein des Jahres der Stadt Wuppertal ernannt. Kurze Zeit später kam dann auch noch der Preis ‘Innovativster und zukunftsträchtigster Verein in NRW’ hinzu. Das war schon eine tolle Anerkennung für das, was das Verein geleistet hat“, so Singh.