Gevelsberg. Jannik Benner aus Gevelsberg fährt seit drei Jahren Mountainbike. Sein neues Hobby kostet den 27-Jährigen viel Zeit und Geld.

Dass der Sport rund um’s Fahrrad seit der Corona-Pandemie einen riesigen Hype erfährt, merkt der Gevelsberger Jannik Benner nicht nur auf seinen üblichen Strecken durch die regionalen Wälder, sondern auch im Büro.

Der Marketingbeauftragte eines Leasingunternehmens für Fahrräder ist in seiner Freizeit ein ambitionierter Mountainbiker und sucht mit seinen Freunden den regelmäßigen Adrenalinschub auf dem Weg durch abschüssiges Gelände. Dabei hat sich ein regelrechtes Mountainbike-Netzwerk entwickelt.

Zu seinem ersten Rennen vor drei Jahren in Willingen animierten ihn seine Bike-erfahrenen Kumpels. Da oben stand Jannik Benner nun, den Blick auf den Hang, der sich vor ihm steil nach unten schlängelte. Die Strecke, auch „Trail“ genannt, wurde mit einigen Wellen, kleinen und großen Hügeln sowie Kuhlen in den Berg um ‚Siggis Hütte‘, die für ihre wilden Partys bekannt ist, gebaut.

Und diesen Berg sollte er nun runterfahren. Als Privatpersonen wurden Benner und Konsorten zwar einer anderen Wertungsklasse als den Profis zugeordnet, dennoch wurde der Trainingstag Seite an Seite mit den erfahrenen Mountainbikern verbracht. „Es war anspruchsvoller als gedacht, aber ich habe daraus sehr viel gelernt“, so Benner über die ersten Erfahrungen bei einem Rennen.

Der Rahmen der Veranstaltung, die Überwindung zum Antreten der ungewohnten Strecke und das Kennenlernen anderer Radbegeisterten hat ihn trotz anfänglichem Zögern im Nachhinein in seiner Teilnahme bestärkt: „Das hat echt super viel Bock gemacht.“

Jedes Rennen ein besondere Event

Seitdem nimmt er jährlich an zwei bis drei Rennen mit seinen Bike-verrückten Freunden Carlo Heller, Yannik Thomas und Patrick Kruse teil. Mit der gemeinsamen Organisation werden die Auswärtsfahrten zu den Rennen jedes Mal zu einem besonderen Event. Die Platzierung steht für Jannik Benner dabei im Hintergrund, dennoch bewegt er sich meist im Mittelfeld, was einer starken Konkurrenz geschuldet ist. „Es geht einfach darum, das Event mit den Freunden zu machen.“

Trainiert wird rund dreimal wöchentlich auf eigene Faust, wobei die Truppe um die 40 Kilometer zurücklegt. Dabei schreckt sie auch die kalte und dunkle Jahreszeit nicht ab. „Man kann theoretisch immer fahren“, meint Benner. „Im Winter haben wir alle Lampen und dann kann man auch im Dunkeln fahren, was auch ganz cool ist.“

Ausschlaggebend für die Leidenschaft am Mountainbiken ist nicht nur die sportliche Betätigung selbst, sondern vor allem auch das Netzwerk, das sich einhergehend mit dem Training im Wald oder der Teilnahme an den verschiedenen Rennen entwickelt. „Man lernt super viele Leute kennen, wenn man den Sport intensiv macht. Ich bin da sehr drin aufgegangen, weshalb mein Handball auch ein wenig darunter gelitten hat, weil man nicht alles zu hundert Prozent machen kann“, so der 27-Jährige, der unter Coach Michael Truß unter den Handballern des CVJM Gevelsberg spielt.

Ein Freundeskreis aus Radfahrern

„Ich habe dadurch auch total viele Kontakte aus der Szene bekommen, angefangen bei einem World Cup Fotografen bis hin zu Leuten, die bei Radherstellern arbeiten oder auch ehemaligen Profifahrern, mit denen ich sogar nach Dortmund ins Stadion gehe“, erzählt der BVB-Fan. „Mittlerweile besteht fast mein ganzer Freundeskreis aus Leuten, die Rad fahren.“

Bei den Auswirkungen, die Sportler mit ihren Rädern auf die Flora und Fauna des Waldes haben, sei sich Benner unschlüssig. „Man kann sich darüber streiten, ob es so schädlich ist. Wenn der Bauer mit seinen Maschinen rumfährt, würde ich sagen, dass es schlimmer ist, aber natürlich ist auch das Radfahren nicht förderlich“, meint der Gevelsberger. „Man muss einfach darauf achten, dass es allen Recht gemacht wird: Dass die Natur nicht leidet und man auch mit den Wanderern oder Reitern nicht in Konfrontationen gerät. Alle sollten ihren Hobbys nachgehen können“, findet er.

„In 99 Prozent der Fälle sind aber alle zufrieden“, sagt er. Was den einen Prozentanteil angeht, erinnert sich Benner an einen Mann an der ehemaligen Bahntrasse in Silschede, der ihn vom Rad schubsen wollte, weil er davon überzeugt war, dass Benner den Weg nicht befahren dürfe. Heute schüttelt der gelassene Mountainbiker darüber nur den Kopf.

Positives Fazit zum Fahrrad-Hype

Was den aktuellen Hype rund ums Fahrrad angeht, zieht Benner ein grundsätzlich positives Fazit. Insbesondere die Tendenz zum E-Bike spielt eine besondere Rolle, was er auch an seinem Arbeitsplatz zu spüren bekommen. „Ich finde schon ganz cool, dass Leute jetzt eher auf dem Rad sitzen als im Auto, aber es ist natürlich trotzdem nicht so gut, dass dadurch dann noch mehr Menschen in den Wald kommen. Das ist dann die Kehrseite.“