Schwelm. Nach sieben Jahren hinterlässt Marco Menge beim VfB Schwelm große Fußstapfen. Der scheidende Coach erinnert sich an gute und schlechte Zeiten.

Es war ein nachdenklicher Abschied am Samstagvormittag, als der VfB Schwelm seine langjährigen Mitglieder Marco Menge, Trainer der ersten Herrenmannschaft, und Teammanager Andreas „Andy“ Weber in kleiner Runde noch einmal seine Dankbarkeit aussprach und sich an emotionale Momente zurückerinnert wurde. Gemeinsam wollen Menge und Weber nun neue Herausforderungen angehen.

Für Marco Menge hatte sein Einsatz beim VfB Schwelm angefangen, als er vor sieben Jahren nach mehreren Stationen in der Oberliga Niederrhein und der Geburt seines ersten Sohnes nach Schwelm zog und als Führungsspieler beim VfB eingesetzt wurde.

Er wollte die Mannschaft, die zu diesem Zeitpunkt in einer akuten Abstiegsnot steckte, mit allen Mitteln unterstützen und einen möglichen Absturz in die Kreisliga verhindern. Leider ließ sich dieses Vorhaben seiner Zeit nicht mehr realisieren, sodass der VfB ab der Saison 2013/2014 in der Kreisliga A antreten musste.

Bei ihrer Verabschiedung im Vereinsheim am Brunnen erinnern sich Menge und Weber an viele positive, doch auch negative Ereignisse während ihrer Zeit beim VfB. So würden sie beispielsweise das hochdramatische Aufstiegs-Relegationsspiel gegen Türkiyemspor Hagen im Sommer 2016 nicht vergessen, als sich Menge die Achillessehne riss und die Mannschaft nach Elfmeterschießen als Verlierer vom Platz ging. Andreas Weber, der zu diesem Zeitpunkt in einem anderen Verein tätig war, nahm sich dies zum Anlass, zum VfB zurückzukehren, dem er schon einmal unter die Arme gegriffen hatte.

Gemeinsam mit Menge setzten die Beiden sich als sportliches Gespann für die Mannschaft ein und nahmen sich der Herausforderung an, den Verein wieder in die Bezirksliga zu führen.

Langer wird Aufstieg gewidmet

Zu Beginn der Saison 2017/2018 verstarb Timo Langer, langjähriger Vorsitzender und Freund des VfB. Als der Aufstieg 2018 in die Bezirksliga perfekt gemacht wurde, widmeten sie den Titel ihrem Freund und Kollegen Langer mit einem Foto und einem Trauerflor, die zur Aufnahme des Siegerfotos ebenfalls positioniert wurden.

Andy Weber wird in diesen Gedanken sentimental. „Da waren die Emotionen schon sehr hoch. Das war für mich das Highlight, dass wir ihm den Aufstieg widmen konnten“, reflektiert Weber. „Viele Spieler, die schon lange im Verein dabei sind, haben das auch sehr zu schätzen gewusst. Das war uns das Wichtigste, dass wir dann auch an Timo gedacht haben.“

Auch Trainer Marco Menge zählt diesen Tag zu seinen Highlights beim VfB: „In dem Moment im Regelationsspiel um den Aufstieg im Ischelandstadion, als der Schiedsrichter das Spiel abgepfiffen hat und wir dann aufgestiegen waren, ist so eine Last von einem gefallen. Zu sagen, dass man das, was man sich als Mensch vorgenommen hat, wirklich geschafft hat, war Emotion pur.“

Einfluss über Ämter hinaus

Menge und Weber haben in ihrer Zeit beim VfB Schwelm weit über ihr offizielles Amt hinaus großen Einfluss auf den Verein genommen. Mit viel Mühe und Herzblut waren sie nicht nur in die Gestaltung des Trainings- und Spielbetriebs der ersten Mannschaft involviert. Marco Menge setzte sich darüber hinaus auch vermehrt im Jugendbereich ein, was die Organisation von Turnieren oder die Spendengenerierung anbelangt.

Sein Kollege Weber schlüpfte neben seiner Tätigkeit als Teammanager auch in die des Anlagenverwalters. Nun sehen die Beiden ihre Kräfte im Verein ausgeschöpft. „Ich hatte das Gefühl, nicht mehr wesentlich etwas bewegen zu können“, sagt Menge.

Dabei hatte er in seinen dreijährigen Trainerzeit beim VfB sehr viel bewegt, da er als Trainer zweimal Meister geworden ist und einmal den zweiten Platz am Ende der Saison verzeichnete. „Das ist für mich mehr als eine Trainingsaufgabe gewesen, sondern ganz klar eine Herzensangelegenheit.“

Neuer Impuls für schlafenden Riesen

Menge, Weber und die anderen Vorstandsmitglieder beim VfB haben immer das Potential in dem Verein gesehen und ihn als „schlafenden Riesen, den man aufwecken muss“ betrachtet. Sie wollten den VfB näher zusammenrücken lassen, auch was den Jugendbereich betrifft. „Irgendwann war dann der Punkt gekommen, an dem man auch sagen muss, dass auch mal ein neuer Impuls gut ist“, resümiert Menge.

Damit wollte er dem Verein die Möglichkeit geben, mit einem neuen Trainer wieder frischen Wind in den VfB zu bringen, der nämlich vergehe, wenn man schon so lange dabei ist. Er habe den Verschleiß nicht nur im Trainerberuf, sondern auch in seiner Position als Vorstandsmitglied gespürt. Andy Weber stimmt ihm zu und möchte das Gespann beibehalten. „Ich gehe mit meinem Kollegen und möchte mal etwas Neues ausprobieren. Es ist zwar traurig, aber irgendwann ist es eben so, dass man einen anderen Weg geht“, so Weber.

Geschäftsführer Felix Hiege bedankt sich für die gemeinsame Zeit und die Leidenschaft seiner beiden Kollegen in ihren Tätigkeiten. „Wir verlieren hier zwei Leute, die wirklich Charakter hatten und die in den letzten Jahren diesen Verein auch ausgemacht haben, was uns natürlich schmerzt“, bedauert Hiege den Verlust seiner langjährigen Kollegen.

Menge verzichtet auf Gehalt

Mit Gehaltsverzichten sei Menge dem Verein bis zuletzt sehr entgegen gekommen. „Er hat das mit super viel Stil zu Ende gebracht, auch in dieser schwierigen Zeit momentan. Das ist schon besonders.“

Menge und Weber sind nach der Dankesrede vom Geschäftsführer sichtlich gerührt. Der Dank drückt sich auf beiden Seiten aus. „Es gab Höhen und Tiefen, aber die Höhen überwiegen“, sagt Weber. „Der VfB Schwelm ist der Verein gewesen, in dem ich am meisten Freude, aber auch am meisten Leid gehabt habe“, fasst Menge seine Zeit zusammen.

Durch die Aktivität seines Sohnes und Nachwuchstalents Marco (Junior) bleibt er dem Verein verbunden und hofft, dass sein Sohn noch viele Jahre beim VfB bleibt und sein Können ausbaut. Aufgrund dessen bliebe der Kontakt auch noch einige Zeit erhalten und auch Andy Weber wolle die Verbindung zu den Schwelmern aufrechterhalten: „Irgendwo kommt man im Leben immer auf irgendeine Art und Weise wieder zusammen“, sagt Weber.