Schwelm. Robert Enkhardt kann auch ein bewegtes leben im Schwelmer Sport zurückblicken. Und schlug sogar ein Angebot des FC Schalke 04 aus.
Wenn er durch die Innenstadt schlendert, gerät er immer wieder in ein Gespräch. In Schwelm kennt man ihn, das ist sein Pflaster. Oder auch sein Spielfeld. Robert Enkhardt schaut auf ein langes Fußball-Leben zurück. Sein größter Erfolg: Als Trainer der A-Jugend des FC Schwelm 06 verhalt er Rolf Rüssmann zu einem Wechselm zum FC Schalke 04. Dort reifte Rüssmann zum Nationalspieler.
Vor wenigen Wochen wurde das Schwelmer Urgestein runde achtzig Jahre alt. Zwar mussten die Feierlichkeiten ausbleiben, an einem Nachholtermin wird aber schon gefeilt. Erstmal solle alles wieder „seinen normalen Weg gehen“. Mit der Familie seines Neffen Mirco Enkhardt feierte der Rentner in gemütlicher Runde.
Beim Rückblick auf seine sportliche Karriere wird klar: Enkhardts Herz schlägt für den Fußball und die Gemeinschaft. Angefangen hat seine sportliche Laufbahn in Schwelm bereits als Jungspund. „Ich bin beim FC Schwelm 06 groß geworden. In dem Verein bin ich jetzt schon über 70 Jahre. Mit 9 Jahren bin ich damals eingetreten“, so Enkhardt. Der FC wurde in den achtziger Jahren mit dem Grün-Weiss Schwelm und einige Jahre später noch mit den Sportfreunden Schwelm fusioniert und heißt heute: VfB Schwelm.
Mit 30 auf die Trainerbank
Egal unter welchem Vereinsnamen - Enkhardt ist und bleibt treues Mitglied des Schwelmer Fußballs und ist aufgrund seines langen Mitwirkens so etwas wie eine Legende. Nachdem er bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr in der ersten Herrenmannschaft des FC Schwelm 06 den Ball am Fuß führte, verlegte sich seine Position schließlich neben die Seitenlinie.
Als Jugendtrainer nahm er Kinder von der D- bis zur A-Jugend unter seine Fittiche. Robert Enkhardt erinnert sich gern an die Zeit zurück. „Meine A-Jugend war damals ganz bekannt. Wir haben bei der Westfalenmeisterschaft vor fast 3.000 Zuschauern gespielt.“
Auf der Liste seiner Erfolge stehen viele Meistertitel, doch auf eine Person ist er ganz besonders stolz: Rolf Rüssmann, der mit achtzehn Jahren zum FC Schalke wechselte und danach mit der deutschen Nationalmannschaft in den großen Stadien der Welt auflief. Rüssmann war anfangs Spieler in Enkhardts Jugendmannschaft, über die Jahre hinweg entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen den Beiden.
Als Enkhardt seiner Frau das Eheversprechen gab, stand ihm Rüssmann schließlich sogar als sein Trauzeuge zur Seite. Im Jahr 2009 erlag Rüssmann im Alter von 58 Jahren seiner Krebserkrankung.
Nachdem Enkhardt Trainer der Jugendmannschaften war, übernahm er die Verantwortung für die erste Herrenmannschaft. Nach drei gemeinsamen Jahren verabschiedete er sich und erkundete neues Terrain: Bei Grün-Weiss und den Sportfreunden Schwelm, die später mit dem FC den gemeinsamen VfB hervorbrachten. Während seiner Trainertätigkeit traf er sich für das ein oder andere Spielchen außerdem noch mit der Altherrenmannschaft des VfB. Im Alter von fünfzig Jahren hing er schließlich sowohl seine Spieleraktivität als auch den Trainerposten an den Nagel, da seine Frau erkrankte.
Angebot von S04 ausgeschlagen
Ihn erreichten weiterhin verschiedene Angebote, beispielsweise für den Trainerposten der Schalker A-Jugend, doch der erfahrene Experte winkte ab. Aus beruflichen, aber vor allem aus privaten Gründen mit Berücksichtigung seiner erkrank-ten Frau wollte er dem Fußball nicht mehr dienen.
Trotz seiner nun dreißigjährigen Pause im Verein, hält die Verbundenheit stets an. „Ich habe immer noch guten Kontakt zu den Vereinen, vor allem zum VfB.“ Mit den Mitgliedern des ehemaligen FC Schwelm 06 verbringt er viel seiner Freizeit. „Wir treffen uns jeden Morgen und gehen in der Stadt eine Tasse Kaffee trinken. Der Kontakt ist schön“, findet der 80-Jährige.
Meist finden sich die Herren zu sechst zusammen, darunter zwei ehemalige Spieler von ihm. Durch seine lange Laufbahn im Schwelmer Fußballgeschäft kennt er viele Gesichter in der Umgebung, auch aus den verschiedenen Jugend- und Seniorenbereichen aus Ennepetal. Der Kontakt hält an, auch wenn man sich nicht mehr am Spielfeld trifft. „Viele kennen mich durch den Sport, dadurch, dass ich ja in allen Vereinen in Schwelm trainiert habe. Da bin ich auch ganz schön stolz drauf. Wenn ich in die Stadt gehe, grüßen mich viele Leute und man kommt ins Gespräch“, berichtet der Schwelmer.
Über Jahrzehnte hinweg haben ihn unter anderem Jürgen Roschke und Hanns Grüner begleitet, die mit ihm nun den morgendlichen Gang ins Café antreten. Bei schönem Wetter zieht es ihn und „seine Jungs“ abends auch mal in den Biergarten in der Nähe des Schwelmer Bahnhofes.
Sozialer Kontakt hält Enkhardt fit
Man merkt: Trotz seines hohen Alters legt Enkhadt großen Wert darauf, soziale Kontakte zu pflegen. „Den Kontakt zu halten, ist ganz wichtig. Das hält auch geistig fit“, sagt er.
Sportlich gesehen bleibt Enkhardt dem VfB Schwelm auch heute noch als Zuschauer verbunden. Der 80-Jährige sieht sich jedes Heimspiel am Brunnen an. Für seine eigene Fitness hält er sich Zuhause in Bewegung. „Ich habe ein Trampelrad, da gehe ich jeden Tag eine halbe Stunde drauf. Und jeden Morgen nach dem Aufstehen mache ich meine Gymnastik“, erzählt Enkhardt. „Ich bin stolz darauf, dass ich noch so fit bin.“