Ennepe-Süd. Es gibt viele kuriose und lustige Momente im Leben eines Fußball-Schiedsrichters. Wir haben uns mal umgehört.
Schiedsrichter zu sein, ist im Fußball nicht immer ein Zuckerschlecken. Dennoch: Die, die dieses Hobby betreiben, sind meist gerne dabei. Sie sehen sich als Sportskameraden, auch wenn sich die Unparteiischen oft Beschimpfungen ausgesetzt sehen. Dass es nicht immer bierernst zugehen muss, das zeigen einige Beispiele. So, als Matthias Bock vor neun Jahren ein Spiel im BVB-Trikot pfiff – nach einer verlorenen Wette. Oder als Marc Schulte als Linienrichter das Gegröle von 600 Fußballfans erleiden musste, weil er sich verfahren hatte. Andreas Klatt erinnert sich an ein Spiel der Kreisliga, das auf einmal zwei Schiris pfeifen wollten.
Beschwerde nach zweiter Wette
Wir schreiben das Jahr 2011, als Matthias Bock mit einem BVB-Trikot ein Spiel der Kreisliga leitete. „Wir dachten zuerst, er hätte sein Trikot vergessen“, lacht Abdullah Akbaba, der damals als Trainer am Fußballplatz zugegen war. Es gab ein Gegröle während der Passkontrolle. Bock, mittlerweile im Vorstand des Fußballkreises unter anderem als Staffelleiter engagiert, erklärte den Teams, er habe gewettet: Sollte seine Borussia Meister werden, würde er in Schwarz-Gelb pfeifen, was er ja ohnehin schon tue – er lacht darüber herzhaft. Es sei in der Kabine super angekommen. Auch bei den Zuschauern, die er das ganze Spiel tuscheln hörte.
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Im Jahr 2012 stemmte der BVB die Meisterschale wieder in den Höhe. Bock hatte erneut gewettet und lief wieder als BVB-Fan auf den Platz. Diesmal beschwerte sich aber ein Funktionär und Matthias Bock musste vor dem Schiedsrichterausschuss antanzen. Bei Belehrungen kommen seine Kollegen noch heute an, wenn Borussia in der Tabelle wieder oben steht. „Bock, Bock, Bock!“ Er schlägt die dritte Wette aber aus – und lacht.
Vier Stunden Schnee geschippt
„Wir waren sauer“, erinnert sich Uwe Molzahn an ein besonders ärgerliches Ereignis. Er hat es bis heute in seinem Gedächtnis aufbewahrt. Damals war er nicht so belustigt wie Schiedsrichter Bock. Vor etwa 40 Jahren spielte der mittlerweile pensionierte Postbote selber noch Fußball. Es war tiefster Winter und es stand das Topspiel der Kreisliga A auf dem Plan. Mit einem Sieg gegen BW Voerde hätte Linderhausen den Abstand auf Rang drei vergrößern können.
Molzahn erinnert sich, dass alle heiß auf das Spiel gewesen waren. Jeder wollte sich unbedingt auf der alten Linderhausener Asche an den Tannen in der Kälte quälen und gewinnen. Das Problem: Von der Asche war nicht viel zu sehen. Es lag mindestens ein halber Meter Schnee auf dem Platz. „Das war damals noch ein richtiger Winter“, lacht er. Das Spiel sollte aber unter keinen Umständen ausfallen. Nach dem Abschluss-Training beschloss der damalige Trainer Erich Müller, sich mit den Spielern schon am Samstag zu treffen. Mit Schaufeln und Schubkarren bewaffnet schippten Molzahn und seine Mitspieler schon einen Tag vor dem Spiel den kompletten Platz frei. Sie haben bestimmt vier Stunden geackert, erzählt Molzahn.
Am nächsten Tag steckten alle schon in ihren Trikots. Aber einer hatte andere Pläne. Der Schiedsrichter kam genervt und kurz vor dem geplanten Anpfiff, begutachtete den Platz, ging zur Seitenlinie. Er entdeckte dort doch noch ein kleines bisschen Eis. Verletzungsgefahr bestünde, so das Urteil des damaligen Referees. Er stapfte geradewegs zurück zu seinem Auto und raste davon. „Der war wohl zu Kaffee und Kuchen mit seiner Familie verabredet“, spekuliert Molzahn. Sogar der Gegner wollte spielen, erklärt er.
Schlagbaum statt Baumhof angefahren
Andreas Klatt wühlt und kramt weniger tief in der Vergangenheit als Molzahn. Der Trainer der zweiten Mannschaft vom SC Obersprockhövel erinnert sich an die vergangene Kreisliga-Saison zurück, als plötzlich zwei Schiedsrichter mit ihren Pfeifen vor ihm am Schlagbaum standen. Beide wollten das anstehende Spiel leiten, beide waren felsenfest überzeugt, angesetzt zu sein und beide dachten, sie hätten ihr Auto auf dem richtigen Parkplatz abgestellt.
Sie guckten dann alle drei ein wenig verwirrt nach, wer denn der richtige Schiri ist. Sie fanden heraus, dass der erste Schiri am falschen Platz war. Klatt unterhielt sich schon eine Weile mit ihm, als der zweite Unparteiische auftauchte. Er war der richtige. Der erste Schiri sollte sein gelbes Trikot nicht in Obersprockhövel, sondern in Sprockhövel am Baumhof überstreifen. Er düste daraufhin rasch zum richtigen Spiel und schaffte es noch rechtzeitig, dort anzukommen. „Wir haben alle gelacht, weil es blöd war“, schmunzelt Klatt mehr als ein Jahr später.
Ennepetaler über Umwege nach Altena
Marc Schulte lachte vor zwanzig Jahren ein bisschen weniger über eines seiner Missgeschicke. Der heutige Teammanager der Kreisliga-U23 des TuS Ennepetal und WDR-Moderator musste damals ein Spiel in der Landesliga als Linienrichter pfeifen. Da er morgens noch eine Veranstaltung moderierte, sagte er seinem Gespann, er komme alleine zu dem Spiel nach Altena. „Ich habe mich dann aber so sehr verfahren, dass ich erst fünf Minuten nach dem geplanten Anstoß ankam“, erinnert sich Schulte. Er wurde mit einem breiten Grinsen von seinem Ennepetaler Kollegen Leszek Mironski empfangen und musste sich noch rasch umziehen. Als er und die anderen beiden Schiris ins Stadion einliefen, ging das Gejohle los. Die 600 Zuschauer mussten dank Schulte 20 Minuten ausharren, ehe das Spiel angepfiffen wurde. „Mir war das unangenehm, ich habe es aber mit Humor genommen“, blickt er zurück.
Uhr an Litfaßsäule hilft weiter
Dass es auch ohne Uhr gegen kann, hat Redakteur Heinz-G. Lützenberger erfahren müssen. Es ist gut gegangen, doch im Rückblick meint er, dass dies zur Nachahmung nicht zu empfehlen sein. Der Fauxpas passierte am Schwelmer Brunnen. Die Armbanduhr blieb plötzlich stehen. Das passierte zu einer Zeit, als die Uhr der Litfaßsäule an der Hauptstraße noch funktionierte. „Ich musste mich immer mal wieder so positionieren, dass ich die Uhr im Blick hatte“, sagt Lützenberger. Außerdem hatte er darauf geachtet, welcher Trainer den Schlusspfiff herbei sehnte, welcher seinen Spielern signalisierte, wie lange noch zu spielen sei. Irgendwo dazwischen lag die Wahrheit – also das tatsächliche Spielende. Schließlich pfiff er die Begegnung ab. Offensichtlich zum richtigen Zeitpunkt, da sich keiner der Beteiligten beschwerte.
Chance für weitere Kuriositäten
Ab dem kommenden Wochenende wird es für viele Schiedsrichter wieder ernst, werden die Saisons nach der Karnevals-Pause wieder aufgenommen. Gelegenheiten genug – nicht nur beim Fußball, auch bei den Hallensportarten – für kuriose Entscheidungen und Ereignisse zu sorgen.