Ennepe-Süd. Eine Elf des Jahrzehnts für die Bezirksliga zusammen zu stellen, erwies sich als schwierig. Dennoch: Wir haben es gewagt. Lesen Sie selbst.
Sieben Vereine aus dem EN-Südkreis waren es im letzten Jahrzehnt, die sich in der Fußball-Bezirksliga getummelt haben. In manchen Spielzeiten (2010/11 und 2012/13) bis zu fünf auf einmal, in vier dagegen gerade einmal zwei.
Die Konstante in der Fußball-Bezirksliga aus Sicht des EN-Südkreises war in der zweiten Dekade des dritten Jahrtausends der FSV Gevelsberg. Als einzige Mannschaft war sie in allen zehn Spielzeiten mit dabei. Ganz im Gegensatz zur Türk Gücü Ennepetal, das sich nach der Saison 2010/11 – als Tabellensiebter – auflöste. Die Sponsoren waren abhanden gekommen oder forderten einen „Umzug“ nach Hagen-Haspe. Die Gevelsberger am Saisonende Plätze zwischen vier und elf, hatten also mit Auf- oder Abstieg nicht wirklich etwas zu tun.
Ennepetal II bis auf Platz drei
Der TuS Ennepetal II war nur in den ersten vier Saisons mit am Start. Das Konzept, mit Nachwuchsspielern, die gerade der U19 entwachsen waren und rekonvaleszenten Akteuren aus der ersten Mannschaft (Westfalenliga/Oberliga) eine schlagkräftige Truppe dauerhaft zu etablieren, zündete nicht dauerhaft. 2014 ging es deshalb zurück in die Kreisliga, wo der TuS mit seiner Reserve seither dümpelt.
Immerhin gelang den Klutertstädtern zu Beginn des Jahrzehnts, gleich nach dem Aufstieg 2010 mit Trainer Frank Frielingsdorf im ersten Bezirksligajahr 2011 der dritte Platz. Das ließ sich 2012 mit dem Vizemeistertitel noch mal steigern, ehe es in den Folgejahren bergab ging. Dem zwölften Rang 2013 folgte im Jahr darauf mit dem 17. Tabellenplatz der Abstieg.
Schwelm verpasst knapp den Aufstieg
Im Jahr zuvor hatte sich bereits der VfB Schwelm für sechs lange Jahre aus der Bezirksliga verabschiedet. 2011 noch knapp am Aufstieg gescheitert – der SC Hennen holte den Titel mit vier Punkten Vorsprung – ging es für die Kreisstädter nach einem zehnten Platz 2012 im Jahr darauf als Vorletzter mit 16 Zählern Rückstand auf den Nichtabstiegsplatz gemeinsam mit SW Breckerfeld in die Kreisliga A. Für die Hansestädter war die erste Saison in der Bezirksliga gleich die letzte. Mit großem Vorsprung vor SuS Volmarstein 2012 aufgestiegen, langte es 2013 nur zum 15. Platz. Entscheidend bei Punktgleichheit mit VTS Iserlohn war die Tordifferenz. Und da hatten die Breckerfelder sieben Tore zu wenig.
Immerhin kehrten die Schwarz-Weißen schon nach nur einem Jahr Abwesenheit zurück und gehörten sowohl 2015 als auch 2016 mit dem dritten Platz zu den Spitzenteams der Liga. 2017 noch Siebter erwischte es das Team von Trainer Klaus Joraschkewitz im nächsten Jahr nach dem „Umzug“ in die Sauerlandgruppe 7 nach einer katastrophalen Verletzungsserie erneut. Mit nur 13 Punkten aus der Hinrunde und gar nur acht aus der Rückrunde war das Ligapatent nicht zu verlängern.
SCO vor sechs Jahren in die Landesliga
Da war der SC Obersprockhövel schon längst aus dem Kreis der heimischen Bezirksligisten ausgeschieden. Doch dessen Weg führte 2014 in die Landesliga. Im Duell mit dem FC Wetter setzte sich die Mannschaft unter dem Trainerduo Jörg Niedergethmann/Sascha Höhle am Ende mit vier Punkten Vorsprung durch. Zuvor waren die Schlagbaumer stets im Tabellen-Vorderfeld gelandet. Der Aufstieg hatte sich quasi abgezeichnet, nachdem es von 2012 an jedes Jahr einen Tabellenplatz höher ging. Ebay lässt grüßen: drei, zwei, eins – Aufstieg.
2018 war das Jahr des FC Blau-Weiß Voerde. Trainer Marc Dülm führte seine Mannschaft zum allerersten Mal auf die Bezirksebene. Und sein Nachfolger (und Vorgänger) Lars Möske schaffte mit der harmonisch zusammenspielenden Truppe weitgehend Namenloser im ersten Bezirksligajahr Platz acht, im zweiten – üblicherweise für einen Aufsteiger das schwerere – sogar Rang fünf.
Heiße Duelle um den Aufstieg
Nachdem sich in der Kreisliga A die Voerder mit dem VfB Schwelm viele heiße Duelle um den Aufstieg geliefert hatten und die Blau-Weißen als erste das große Ziel erreicht hatten, war der Weg für Trainer Marco Menge und seine traditionell mit vielen Akteuren aus dem benachbarten Wuppertal gespickte VfB-Truppe frei: Aufstieg 2018 – und gleich ein noch etwas besserer Einstand als ihn die Höhendörfler im Jahr zuvor hingelegt hatten: Platz sieben in der Saison 2018/19.
Mit sieben Trainern in einer Dekade, sechs verschiedenen, denn Wolfgang Hamann übernahm das Amt zweimal, hatte der FSV Gevelsberg zweifellos den höchsten „Durchsatz“ an Übungsleitern. Karl-Walter Möller hatte die Bachtaler ins neue Jahrzehnt geführt und war vom früheren Oberligaspieler des Vorgängers VfL Gevelsberg, Oliver Gottwald, abgelöst worden, Unter dessen Regie erlebten die FSVer ihre erfolgreichste Zeit mit dem jeweils vierten Platz 2012 und 2013.
Trainer-Fluktuation im Stefansbachtal
Nach der Ära Gottwald gaben sich Sadat Dautovic (2014 bis 2016), Wolfgang Hamann (2016 bis 2017), Holger Stemmann (2017), Marius Kundrotas (2017 bis 2018) und erneut Hamann (2018 bis 2019) die Klinke ihn die Hand. Seit der Spielzeit 2019/20 schwingt nun Uwe Jöns das Zepter im Stefansbachtal.
Aus der Vielzahl der Akteure der bis zu sieben heimischen Teams in der Bezirksliga die Elf des Jahrzehnts zu bilden, war alles – nur nicht einfach. Wir haben uns im Tor für Michel Hakenberg entschieden, der nicht nur wesentlichen Anteil am Aufstieg des FC Blau-Weiß Voerde hatte, sondern sich auch in der höheren Klasse gleich bärenstark präsentierte.
Stabile Abwehrreihen
Seine Erfahrung sowohl für den SCO als auch Schwelm hat Dominique Schaub beigetragen. Er gilt als unauffälliger, aber effektiver Spieler. Für die Abwehr-Viererkette haben wir ferner den pfeilschnelle Hassan Boulakhrif und den abgeklärten Ramon Pixberg (beide FSV) nominiert. Boulakhrif ist mittlerweile zum ambitionierten SC Hennen gewechselt, der den eigenen Ansprüchen hinterher läuft – als Viertletzte mit sechs Punkten Vorsprung zur Abstiegszone. Pixberg war lange die stabilisierende Kraft in der Defensive, musste sich ob vieler Verletzungen oft zurück kämpfen. Er spielt mittlerweile für die FSV-Reserve in der Kreisliga. Tobias Schipnik komplettiert die Viererkette. Der Voerder BW-Spieler ist kopfballstark, also auch für Standards der Offensive effektiv. Aufgrund seiner Knie-Verletzung hatte Schipnik Rückschläge zu verkraften, hatte daher auch Einsätze in der Kreisliga-Reserve. In der Winterpause will er sich in die Bezirksliga zurück kämpfen.
Vier Kapitäne im Mittelfeld
Im Mittelfeld unseres Jahrzehnt-Teams stehen mit Marco Reglinski und Henrik Behr ebenfalls zwei Gevelsberger – ein aktueller und ein ehemaliger Kapitän des FSV. Sie werden ergänzt von Schwelms „Sechser“ und Kapitän Deniz Temel, der als Neuzugang bereits erste, beste Eindrücke hinterließ und schließlich auch bestätigte. Temel war einer der mit-entscheidenden Faktoren für den Bezirksliga-Aufstieg und schließlich für die Konsolidierung der Kreisstädter. Als Leistungsträger und Kapitän ist Temel aus dem VfB-Team nicht mehr wegzudenken.
Westfalenligist Sprockhövel und Bezirksligist Schwelm waren unter anderem seine Stationen, ehe er sich zum Leistungsträger und zur Stammkraft von BW Voerde entwickelte: Marius Hornschuh ist seit dem Sommern 2013 vom Tanneneck nicht mehr wegzudenken. Der BW-Spielführer musste manche Verletzung (u. a. Kreuzbandriss) wegstecken, kam aber immer formstark zurück.
Gewinner unserer Torjäger-Kanone
Viele Stürmer haben viele Treffer erzielt – wichtige allzumal. Einen Dauerbrenner – wie es der FSV Gevelsberg als Verein in der letzten Dekade ist – haben wir in Carsten Feldmann (FSV) ausgemacht. Der Dauerbrenner, der auch ein Dauerrenner ist, kam im Juli 2010 ins Stefansbachtal. Vollstrecker und Vorbereiter – das zählt zu seinen Qualitäten. Seine Laufbahn lässt er wie Pixberg in der Kreisliga-Reserve ausklingen. Als Partner haben wir ihm Muhidin Ramovic (SCO) zur Seite gestellt, der in der Aufstiegssaison 31 und in der Spielzeit zuvor 29 Treffer erzielt und ebenfalls den Torjäger-Pokal gesichert hat. Michael Kluft von VfB war auch im Gespräch, musste aber zurückstehen, weil er seine Glanzzeit als Vollstrecker in der Kreisliga A erlebt hatte.
Mit Gottwald der FSV so stark wie nie
Oliver Gottwald, drei Spielzeiten lang Coach des FSV, ist unser Trainer des Jahrzehnts. Besser als unter ihm beendete der Verein keine Spielzeit. Klar, es hätte auch andere Kandidaten treffen können wie Meistertrainer Sascha Höhle, der ein halbes Jahr nachdem er Dieter Iske abgelöst hatte den SCO 2014 in die Landesliga geführt hat. Oder Wolfgang Bergemann, der den VfB Schwelm 2011 zur Vize-Meisterschaft führte. Ebenso Frank Frielingsdorf, der mit Ennepetal II ebenfalls in 2011 den dritten Platz erreichte.
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