Schwelm/Windhoek. Es ist die Herausforderung des wohl längsten und härtesten Mountainbike Eintagesrennens der Welt. Der Schwelmer Thomas Jäger hat sie bewältigt.
Auf dem Fahrrad quer durch Namibia. Und diesmal war er ganz auf sich allein gestellt. Für Thomas Jäger aus Schwelm war es bereits das zweite Mal, dass er diese Herausforderung annahm. Die Herausforderung des längsten und härtesten Mountainbike Eintagesrennens der Welt. Eine Strecke, dessen Entfernung sich ziemlich genau mit der von Schwelm nach Hamburg vergleichen lässt. Dabei mit Höchstgeschwindigkeit durch die beißende Hitze Südwestafrikas. Der „Desert Dash“ ist zweifelsohne nichts für normale Menschen. „Aber Aufhören ist keine Option.” Das war der Gedanke, der Jäger nach einer reinen Fahrzeit von unfassbaren 17 Stunden ins Ziel trug.
Erstmals 373 Kilometer bewältigt
Im vorherigen Jahr raste Jäger noch an der Seite vom Gevelsberger Janusz Piatkowski durch die dichten Staubwolken der breiten Wüstenlandschaft. Das Ergebnis lautete damals Platz 12 von 89 gestarteten Zweier-Teams. In Folge dieser unglaublichen Erfahrung, setzte sich der Radsportverrückte in den Kopf, das Extrem-Rennen auf eigene Faust anzugehen. Dies setzte er in die Tat um, und ging für das Team Univega an den Start. Der große Unterschied: Als Duo konnten sich beide Fahrer die Strecke aufteilen. Jetzt hieß es für Jäger, die insgesamt 373 Kilometer von Windhoek nach Swakopmund allein zu bewältigen. Knapp 150 Kilometer mehr, als noch zuvor und eine Distanz, die er in solch einer Länge zum ersten Mal absolvierte. Natürlich galt es, „sich die Kräfte anders einzuteilen”, was das Rennen für den Schwelmer Radsportler nicht nur zur physischen, sondern auch zur mentalen Zerreißprobe machte.
Los ging es für Jäger und seine 231 Mitstreiter im Einzelrennen in Namibias Hauptstadt Windhoek. Der Start des Desert Dash wurde in der Tiefgarage eines Einkaufszentrums angesetzt. So blieb den knapp 1100 Fahrern erspart, über eine Stunde der afrikanischen Hitze von bis zu 30 Grad ausgesetzt zu sein. Während des unendlich scheinenden Rennens, gibt es für Thomas Jäger kein schattiges Plätzchen, was ihm jedoch nichts ausmachte. „Ich mag Wärme sehr gerne”, so der Schwelmer. Die Route war in sechs Etappen aufgeteilt. Nach jeder Etappe erreichten die Teilnehmer einen Checkpoint. Zusätzlich befanden sich Waterpoints, die für ausreichend Nachschub an Wasser sorgten. „Auch Verpflegung ist ein sehr großes Thema”, erklärt Jäger, der hauptsächlich Energie-Gels zu sich nahm, die ihm die nötige Kraft gaben. Jäger kämpfte sich überwiegend über eine buckelige Schotterpiste und bezwang insgesamt über 3000 Höhenmeter. Zusätzlich wirbelten die Begleitfahrzeuge umso mehr Staub auf. So ging es für Jäger bergab teilweise im Blindflug nach unten.
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„Ich könnte das von heute auf morgen fahren”, sagt Jäger, als sei es das normalste der Welt. Denn er durchlief in Vorbereitung auf das Rennen kein spezielles Training. Er trainiert konstant und kommt im Jahr problemlos auf 100.000 Kilometer. Der „Desert Dash“ zählt für ihn nicht als Spazierfahrt. „Wenn man dann auf dem Rad sitzt, kommen einem nach der Hälfte schon die Überlegungen: ‘Warum mach ich das überhaupt hier?’, aber aufhören ist keine Option.” So setzte er sich von Etappe zu Etappe ein neues Ziel, was ihn schließlich zum Erfolg führte: Am Ende erreichte Thomas Jäger von 232 Einzelstartern Platz 13 in der Gesamtwertung bei den Männern und Platz vier in seiner Altersklasse.
Mit 17,38 Stunden ist Jäger 45 Minuten schneller
Die größte Überraschung jedoch war, dass nach 17:38,19 Stunden die Ziellinie in Swakopmund überquerte. Damit war der Schwelmer knapp 45 Minuten schneller als im Vorjahr, in dem er deutlich weniger der Strecke selbst fahren musste und die Strecke aufgrund der natürlichen Gegebenheiten einfacher war.
Vor dem Start war Jäger aufgeregt, schließlich galt es, innerhalb von 24 Stunden im Ziel anzukommen. „Das ist keine Formalität“, sagt der Schwelmer. Dies gelang nämlich nur 169 von 232 Teilnehmern.
Zwei Tage vor dem Rennen ist Thomas Jäger mit seiner Frau in Windhoek gelandet. Zwei Tage, die er zum Radfahren nutzte. Den verbleibenden zwei Tage nach dem Rennen verbrachten das Paar in Swakopmund, bis sie zurück nach Windhoek reisten, um dort noch eine Woche Safari-Urlaub zu genießen. Diesen hatte sich Jäger nach seiner Leistung allemal verdient: „Ich war total am Ende. Ich lag nach dem Rennen mit allen Vieren ausgestreckt im Bett, die Hände waren voller Blasen”, so Jäger.
Natur als Antrieb für die Radtouren
Was ihn neben dem Spaß, am Radfahren antreibt ist klar: „Den inneren Schweinehund zu überwinden.” Auch das Training mit seinen Freunden wird meist zum Rennen. Natürlich hält dies alles einen noch fit, aber Jäger hebt eine Sache besonders hervor: Nämlich die Natur, die man beim Radfahren zu Gesicht bekommt. In Namibia steht dies außer Frage, aber auch Rund um Schelm bestätigt sich dies. „Früher als ich noch nicht so viel Rad gefahren bin, hat man die Landschaft hier nicht kennengelernt. Die meisten wissen gar nicht, wie schön es hier ist”, so Jäger.