Gevelsberg/Bonn. Welch’ ein erfolgreiches Jahr für die Gevelsbergerin Manuela Winter. Erst die Deutsche, dann die Westdeutsche Meisterschaft.

Münde, abgekämpft schaut sie drein. Dennoch ist es ein glücklicher Blick, den Manuela Winter der Kamera zuwirft. Nach einem harten, etwa achtstündigen Tag hat die Gevelsbergerin eine weitere Trophäe gewonnen, hat sie ihre einzigartige Stellung im deutschen Tipp-Kick unter Beweis gestellt. Nachdem sie im Oktober Deutsche Meisterin wurde, hat sie jetzt den Titel der Westdeutschen Meisterin inne. „Und der ist mehr wert, war härter erkämpft als es um die Deutsche ging“, beurteilt ihr Mann Siegfried „Siggi“ Gies.

Warum Siggi Gies dies so beurteilt, ist schnell erklärt. Denn der Kampf um die Westdeutsche Meisterschaft ist ein Offenes Titelrennen. „Aus der gesamten Republik kommen Spielerinnen und Spieler, die zum Teil auch in der Bundesliga spielen, die Konkurrenz ist größer“, weiß Gies. „Da sind schon richtige Kracher darunter. Höchste Konzentration ist da angesagt.“ Und diese höchste Konzentration gilt für zehn Spiele an diesem Tag – und mehr.

Zehn Spiele hochkonzentriert

Der Modus ist nämlich so, dass zehn Spiele in jedem Fall gespielt werden müssen. Im Schweizer System. Fast wie in einem K.o.-System. Fast. In der ersten Runde spielen hochrangige Spielerinnen oder Spieler gegen eher tiefrangigere Konkurrentinnen und Konkurrenten. In der zweiten Runde treffen Sieger auf einander; genauso die Verlierer. „Da ist jede Runde fast ein Endspiel, da kann es schnell um vordere Ränge in der Meisterschaft geschehen sein“, so Siggi Gies. Doch nicht nur die Spiel an sich fordern alles von den Teilnehmer ab. Denn nach der jeweiligen Begegnung, die zehn Minuten dauern, geht es erneut an den Tisch. Als Schiedsrichterin fungierte Manuela Winter nämlich ebenso. Erste zehn Minuten höchste Konzentration, zweiten zehn Minuten höchste Konzentration. „Wehe, Du machst auf dem hohen Niveau als Schiedsrichter einen Fehler oder passt mal kurz nicht auf. Gar nicht auszudenken“, beschreibt Siggi Gies den Druck. Dann erst, wenn eine weitere zehnminütige Partie in Szene geht, gibt es die Möglichkeit, sich ein bisschen auszuruhen.

Doch schnell schnellt die Konzentrationsphase wieder in die Höhe. „Gerade gegen Spieler aus der Bundesliga kann eine Sekunde der Unachtsamkeit die Niederlage bedeutet“, weiß Gies. Immerhin hat es Manuela Winter geschafft, den einen oder anderen Bundesligisten in Bedrängnis zu bringen. Klar, auch die eine oder andere Niederlage gegen höherklassige Spieler waren dabei. „Kein Chance“, so Gies lapidar. Doch was die Spielerinnen als Gegnerinnen angeht, so hatte Manuela Winter vom TKC Gevelsberg immer die Nase vorn.

Bereits im Oktober gab es Grund zum Feiern im TKC Gevelsberg, als die Deutsche Meisterin empfangen wurde. Hier mit (v.l.) Tobias Nickel, Manuela Winter, Lars Dunker, Siegfried „Siggi“ Gies und Nils Mettegang
Bereits im Oktober gab es Grund zum Feiern im TKC Gevelsberg, als die Deutsche Meisterin empfangen wurde. Hier mit (v.l.) Tobias Nickel, Manuela Winter, Lars Dunker, Siegfried „Siggi“ Gies und Nils Mettegang © Heinz-G. Lützenberger

Schließlich landete sie bei 88 Starterinnen und Startern auf einem sehr guten, sehr beachtlichen, „ja sensationellen“ (so Gies), 31. Platz. Das war in der Gesamtwertung. Nimmt man nur die Frauen-Konkurrenz, hatte Manuela Winter die Nase vorn und sicherte sich daher die Westdeutsche Meisterschaft – welch’ ein erfolgreiches Jahr für die Gevelsbergerin. Erst die Deutsche, dann die Westdeutsche Meisterschaft.

Gelungener Start gegen Gottschalk

Mit dem ersten Turnierspiel deutet sich an, dass da was für Manuela Winter geht. Dem Bundesliga-Spieler Max Gottschalk knöpfte sie beim 3:3 einen überraschenden Punkt ab. Indes setzte es gegen weitere Tipp-Kicker aus der deutschen Beletage 2:6-, 2:4- und 0:10-Niederlagen. Die wusste die Gevelsbergerin wett zu machen. Insbesondere mit dem 3:2 gegen Sylvia Sgobio aus Kierspe war der Erfolg für den späteren Verlauf Gold wert. Weiteres Selbstvertrauen tankte Manuela Winter mit dem 2:1 gegen den Bundesligaspieler Rainer Schönlau, dem 6:2 gegen Vereinskollege Stefan Peukert sowie dem 3:2 gegen Christian Schlißke – allesamt gute Spieler auf deutscher Ebene.

Platz eins der Damen-Konkurrenz belegte Manuela Winter mit 11:9 Punkten – und Platz 31 der Gesamtwertung. Das ist ein deutlicher Vorsprung zur Vize-Meisterin Yvonne Filipiak, Verbandsligaspielerin aus Kierspe, die mit 8:12 Punkte den Platz 63 der Gesamtwertung belegte und bei den Damen „Silber“ gewann.

Siggi Gies spielt „Turnier meines Lebens“

Übrigens waren mit Manuela Winter noch fünf weitere Akteure des TKC Gevelsberg bei der Westdeutschen am Ball: Siggi Gies spielte „das Turnier meines Lebens. So gut war ich noch nie“, zeigte sich der Gevelsberger, übrigens auch Vorsitzender des Vereins, überglücklich mit dem 25. Platz der Gesamtwertung. Gerald Kretlow (45. Platz), Stefan Peukert (51. Platz) sowie die Youngster Nils Mettegang als U19-Spieler (61. Platz) und der 15-jährige Lars Dunker (73. Platz) rundeten das erfolgreiche Turnier aus Sicht der Gevelsberger ab.

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Damit klettern auch einige Gevelsberger Spieler in der Weltrangliste. Gleich vier sind es, die unter den besten 100 der Welt – also in Deutschland, Österreich, Schweiz und Schweden – gelandet sind: Gies auf rang 58, Kreklow auf Rang 89, Peukert auf Rang 95 sowie Winter auf Rang 98. „Das ist eine Bilanz, auf der wir stolz sind“, so der TCK-Chef und Ehemann der amtierenden Westdeutschen Meisterin.