Ennepetal/Köln. . Holger Dahl einst Balljunge, Spieler und Stadionsprecher. Jetzt für WDR im „großen Fußball“ unterwegs.
Er kennt die große, weite Welt des Fußballs, des Profi-Fußballs. Von seinem Arbeitsplatz in Köln zieht es ihn in die großen Arenen. Und dennoch hat er die vergleichsweise kleine Arena nie aus dem Blick verloren. Holger Dahl, Sport-Reporter des WDR, hat seine Wurzeln in Ennepetal, im Bremenstadion beim Pfingstturnier.
Wie so viele, die irgendwann dem TuS Ennepetal in welcher Art auch immer beim Turnier zu Pfingsten geholfen haben, hat er als Pimpf angefangen. „Ich war Balljunge“, erinnert sich Holger Dahl an seine frühe Zeit beim internationalen Wettstreit der A-Junioren. Und als solcher hat er auch den Stars von Morgen aus England die Bälle zugeworfen. Manchester United beispielsweise. David Beckham und Paul Scholes waren mit den Briten im Bremenstadion seinerzeit. „In meiner verklärten Erinnerung dachte ich, dass ich gegen beide gespielt habe“, sagt er lachend. „Schließlich musste ich eingestehen, dass sie früher in Ennepetal waren, als ich selbst für unsere A-Jugend damals gespielt habe.“
Hilfe für Sprecher Aloys Reintjes
Als Spieler des TuS Ennepetal war Holger Dahl gleich dreimal zur Stelle – obwohl eine A-Jugend maximal zwei Jahre lang durchlaufen werden kann. Doch als B-Jugendlicher musste oder durfte er den Kader auffüllen. Zum ersten Einsatz kam es 1991 allerdings nicht. Dafür in den beiden Jahren danach. „Ich dachte, dass ich mit meinen Fähigkeiten durchaus mit den internationalen Spielern irgendwie mithalten könnte“, so Holger Dahl, der sich aber schnell eingestehen musste – daraus wird nichts. „Nach wenigen Sekunden im Spiel war die Überlegenheit extrem deutlich“, so Dahl.
So entwickelte sich in ihm die Entscheidung, keine aktive Fußballer-Karriere anzustreben. Und als er nahtlos nach seiner aktiven Jugendkarriere – Holger Dahl spielte anschließend noch zwei Jahre bei den Senioren des TuS Ennepetal, ehe es ihn wegen des Studiums nach Köln zog – zum Sprecher im Bremenstadion für sechs Jahre wurde, war auch die berufliche Reporter-Laufbahn vorgezeichnet.
Holger Dahl ergänzte die Ansagen des unvergessenen Aloys Reintjes, der seinen Stempel sowohl bei unzähligen Hallen- als auch Feld-Turnieren der Klutertstädter zum einen organisatorisch, zum anderen am Mikrofon aufdrückte. Unvergessen seine ruhige Art, seine ruhige, tiefe Stimme, die die Ereignisse auf Parkett und Feld beschrieben.
Nun saß Reintjes in seiner Sprecherkabine hoch oben über dem Geschehen, welches die Stars von Morgen auf dem Rasen des Bremenstadions fabrizierten, Holger Dahl half, hatte schließlich die Idee mit einem Mikrofon direkt ans Geschehen zu gehen. So gab es die ersten Interviews mit Trainern oder Spielern am Rande der Spiele, am Rande des Spielfeldes. Sicher ist, dass Holger Dahl den einen oder anderen Star von morgen am Mikrofon hatte. Doch wer es genau gewesen ist, daran kann sich der WDR-Reporter nicht wirklich erinnern. „Das waren dann doch ganz viele. Sicher ist, dass ich seinerzeit Olaf Thon interviewt habe.“ Der damalige Schalker Nachwuchsspieler und spätere Weltmeister hatte also damals schon die Qualität, an fast jedem Mikrofon zu halten und seine Analysen Preis zu geben. Seinerzeit gab es nur das Mikrofon von Dahl.
„Keine Frage, dass mich diese Zeit für meinen beruflichen Werdegang geprägt hat“, so Dahl rückblickend. Überhaupt begann mit Holger Dahl eine Ära von qualitativ hohem Niveau, was die Ansagen im Stadion angeht. Jungs von Radio EN, die beim TuS Ennepetal ihre fußballerischen Meriten erwarben, waren es vorwiegend. Neben Holger Dahl auch Lars Wemper und Achim Münch, Marc Schulte und schließlich auch Jan Schulte. Die beiden Schultes – nicht verwandt oder verschwägert – bilden bis heute das kongeniale Duo an den Mikrofonen. Zwischenzeitlich waren sie mit Achim Münch zu dritt.
Zum Studium nach Köln
Mit Studium und Beruf, dem Bezug seiner neue Wahlheimat Bergisch Gladbach wurde der Kontakt zum TuS Ennepetal weniger. Doch er riss nie ganz ab. Noch heute nimmt sich Holger Dahl vor, wenigstens an einem Tag zu Pfingsten im Bremenstadion vorbei zu schauen. Meist Pfingstmontag, dem Finaltag. „Das ist für mich ein Familienevent, das zu Pfingsten einfach dazu gehört“, verrät Holger Dahl. Und das seit frühester Kindheit. Schließlich wurde der kleine Holger von der Familie geprägt, die Eltern halfen stets beim Turnier in verschiedener Art und Weise.
Klein-Holger wurde Balljunge. Außerdem hat er in im langjährigen Jugendleiter Günter Kierstan sowie in Wilhelm „Willi“ Kierstan zwei Onkel, die sich sehr stark und intensiv für den TuS Ennepetal und dessen Jugendfußball engagiert haben. Keine Frage, dass dies prägt.
Kommt Holger Dahl Pfingsten ins Bremenstadion, dann nicht nur als Zuschauer. Im wahrsten Sinne des Wortes hat er die Seiten gewechselt. Wenn, dann steht er nicht mehr auf der Seite des Fragenden, sondern des Befragten. „Es ist schon irgendwie ein komisches Gefühl, wenn mich Marc Schulte oder Jan Schulte auf der Bühne neben dem Platz befragen“, so Holger Dahl. „Schließlich kenne ich das von meiner Zeit beim Pfingstturnier, vor allem aber in meinem Beruf ganz anders.“
Vergleiche sind kaum möglich
Ob er Vergleiche von damals in Ennepetal und seinen jetzigen beruflichen Stationen ziehen könne? Nicht wirklich, so Dahl. Aber: „Für mich war es damals schon ein großes Erlebnis, Leute vor der Haupttribüne im Bremenstadion zu befragen – wenn dort mehrere tausend Menschen waren. Das war atmeberaubend“, sagt der WDR-Mann. „Aber nicht zu vergleichen mit dem, wenn ich internationalen Fußball bearbeite.“ Und dennoch kann Dahl eine Parallele ausmachen. „Es hat den Charme eines Spiels um den DFB-Pokal, wenn ein Underdog gegen einen Favoriten spielt“, so Holger Dahl. „Eine vergleichsweise kleine Arena, aber die großen Stars sind doch vor Ort.“ Das sagt er auch in der Hoffnung, dass das Turnier irgendeine Zukunft haben wird.