Ennepe-Süd. . Thomas Jäger aus Schwelm und Janusz Piatkowski haben sich gemeinsam auf dem Rad durch die afrikanische Wüste gemacht
Es staubt wieder einmal auf um Thomas Jäger und Janusz Piatkowski. Der umherfliegende Sand macht es den beiden Mountainbiker, die seit vielen Stunden im Sattel sitzen schwer, die Umgebung und die Strecke vor ihnen zu erahnen. Doch die Bremse ziehen ist keine Option, es geht blindlinks durch die Staubwolke hindurch – denn die Zeit steht für die beiden Radsportler aus Schwelmer und Gevelsberg im Vordergrund beim Desert Dash in Namibia. Doch mit Unwegbarkeiten kennen sich die beiden bestens aus, denn sie haben sich bestens vorbereitet – auf das Rennen der ganzen anderen Art.
Schon der Start ist dabei außergewöhnlich. In dieser namibischen Hauptstadt Windhoek ist es Anfang Dezember gerade Hochsommer, 35 Grad weist das Thermometer aus – weshalb die Organisatoren den Start des Rennens in die Tiefgarage eines Einkaufszentrums verlagert haben. Kein Sportler soll beim Start der mehr als 1000 Fahrer zu lange in der prallen Sonne warten müssen, denn die dann folgenden Strapazen auf der Strecke bis zum Ziel in Swakopmund verlangt ihnen ohnehin schon alles ab, was der Körper hergibt. „Eigentlich ist man permanent an der Grenze“, sagt der Gevelsberger Janusz Piatkowski, der in diesem Jahr bereits zum vierten Mal am Start ist. In diesem Jahr hat er seinen Freund Thomas Jäger aus Schwelm begeistern können, ebenfalls teilzunehmen. Beide starten gemeinsam als Jäger-Schrauben-Univega-Team in der Zweier-Team-Kategorie.
Vorbereitung immens wichtig
Gemeinsam gehen sie auf die erste von sechs Etappen, 32 Kilometer legen Jäger und Piatkowski Seite an Seite zurück ehe sich Piatkowski für die zweite Etappe ins Begleitfahrzeug zurückzieht. Nun ist Jäger auf sich alleine gestellt, 144 Kilometer geht es auf eigene Faust über Stock und Stein, durch Sand und auf „Wellblech-Piste.“ Die heißt so, weil sie das Blech gewellt ist und die Fahrer über weite Strecken der Etappen begleitet und durchschüttelt. „Das Rad muss schon vernünftig vorbereitet sein. Mit einem Mountainbike aus dem Baumarkt kann man da nicht mitfahren“, sagt Jäger. Und auch generell ist es nicht möglich, sich kurzfristig zu entscheiden am härtesten und längsten Ein-Tages-Mountainbikerennen der Welt teilzunehmen. „Erfahrung ist sehr viel wert, außerdem sollte man auch schon ein paar Wettkämpfe auf einem gewissen Niveau gemacht haben“, sagt Janusz Piatkowski.
Der praktizierende Arzt weiß wovon er redet, er hat sich auf dem Rad schon einmal von Kalifornien bis nach Maryland einmal quer durch die USA auf den Weg gemacht – und einen Streckenrekord aufgestellt. Nicht nur deshalb ist er der ideale Partner für Thomas Jäger, der durchaus als Radsportverrückt bezeichnet werden kann. „Seit Heiligabend habe ich 400 Kilometer im Training gefahren“, sagt er so beiläufig, wie manch anderer von seinem Frühstück erzählt.
Keine Angst vor der Dunkelheit
Ähnlich nüchtern schildern beide die Strapazen, die während der insgesamt 369 Kilometer quer durchs Land natürlich auftreten. Beispielsweise, wenn die Dunkelheit einbricht und es mitten in der Wüste schwer ist, die Piste um sich herum zu erkennen. Angst vor wilden Tieren haben beide aber nicht. Einzig Piatkowski wurde vor wenigen Jahren einmal beim Training von ein paar Affen belagert, ansonsten meiden die Tiere die Radsportler. Kein Wunder, diese sind auch zügig unterwegs. Jäger zum Beispiel reist seine 176 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20,3 km/h ab – wohlgemerkt durch tiefen Sand und Wellblech-Pisten.
Viel Zeit bleibt da nicht, um sich die beeindruckende Landschaft rund um die Strecke herum anzuschauen. „Es ist eben ein Rennen, da geht es um Minuten und Sekunden“, sagt Janusz Piatkowski – und unterstreicht damit den Ehrgeiz der beiden Radsportler. Es geht ihnen nämlich nicht darum, einen schönen Tag beim Desert Dash zu haben, es geht ihnen darum, so schnell und so gut wie möglich abzuschneiden. Das ändern auch die Tücken nicht, die der Veranstalter kurz vor dem Ziel eingebaut hat. „Die letzten 200 Meter ging es noch einmal durch tiefen Sand“, schildert Piatkowski. Voller Glücksgefühle, die Strecke in einer starken Gesamtzeit von 18:21,06 Stunden bewältigt zu haben, lassen sich die beiden aber auch davon nicht mehr aufhalten. „Viel spielt sich mental ab bei so einem Rennen, man muss den richtigen Willen mitbringen“, so Jäger.
Vieles spielt sich mental ab
Platz zwölf von 89 gestarteten Zweier-Teams belegt, dass Jäger und Piatkowski den richtigen Willen hatten. Egal ob pralle Sonne, Dunkelheit, Sand oder einfach nur die immense Distanz – mit der richtigen Einstellung und einem klaren Ziel vor Augen haben beide den Weg durch die Wüste gemeistert.