Ennepetal/Pyeongchang. . Am Freitagnachmittag hat für den Ennepetaler Ski-Rennfahrer Andreas Sander das Abenteuer Olympia begonnen. Am 11., 13. und 15. Februar geht er auf der Masik-Ryong an den Start.

Elf Stunden Flug haben die Athleten, die ab dem 9. Februar die deutschen Farben bei den Olympischen Winterspielen im koreanischen Pyeongchang vertreten, hinter sich. Am Freitag haben sich die Sportler ab Frankfurt auf die Jagd nach dem begehrten Edelmetall gemacht. Dabei ist auch der Ennepetaler Ski-Rennfahrer Andreas Sander mit an Bord des Lufthansa-Sonderflugs. Für den gebürtigen Westfalen ist es die erste Teilnahme an Olympia.

Konzentration wie beim Weltcup

Kurz nach seiner Generalprobe im bayerischen Garmisch-Partenkirchen drehten sich die Fragen der Reporter rund um die Olympischen Spiele in Südkorea. Auch Andreas Sander stellte sich den Fragen, allerdings in der für ihn typisch nüchternen und fokussierten Art und Weise. Kein großes Gerede über Ziele oder Medaillen. Es macht den Anschein, als würden die Spiele keine besondere Anziehungskraft auf ihn ausüben, viel mehr ist es für Sander ein weiterer Wettkampf. „Am meisten freue ich mich auf die Abfahrt und die alpinen Rennen allgemein“, verrät er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Ich schau jetzt nicht so auf den olympischen Gedanken. Wir konzentrieren uns wie auf einen Weltcup und so bereiten wir uns auch vor“, beschreibt Sander seine olympische Vorfreude.

Kleinere Fehler, kein Podestplatz

Die Vorbereitung auf die 23. Winterspiele stehen in enger Kommunikation mit dem Trainerteam um Mathias Berthold und Christian Schwaiger, die mitverantwortlich für den Aufstieg der DSV-Fahrer in den letzten Jahren sind. Ein gesunder Mix aus Training und Erholung stehen dabei im Vordergrund, denn eins stimmte zuletzt bei den deutschen Speedexperten um Thomas Dreesen und Andreas Sander – nämlich die Form. Dreesen gewann als erster deutscher Fahrer seit 39 Jahren das prestigeträchtige Rennen in Kitzbühel, Sander verpasste nur durch kleinere Fehler auf der Streif und zuletzt in Garmisch-Partenkirchen mögliche Podestplätze in den Abfahrtsrennen. Mit Blick auf die Rennen in Pyeongchang gilt es nun vor allem den Rhythmus zu halten, was angesichts der Anreise, der Zeitumstellung und der Bedingungen vor Ort schwierig genug wird. „Ich hoffe, dass uns die Umstellung gut und schnell gelingt“, sagt Sander.

Vor zwei Jahren 27. Platz

Kennengelernt hat der Ennepetaler die Verhältnisse auf der vom Schweizer Bernhard Russi konzipierten Strecke bereits vor zwei Jahren. Im Februar 2016 wurde die eigens für die olympischen Spiele gebaute Piste mit einem Abfahrts-Weltcup getestet, die Meinungen der Abfahrer gingen im Anschluss weit auseinander. Sander belegte damals den 27. Platz, kann also auf Erfahrungen bauen, wenn er von ganz anderen Bedingungen als bei den zuletzt gefahrenen Klassikern in Wengen, Kitzbühel und Garmisch berichtet. „Die Schneebedingungen sind eher wie in Nordamerika, sehr trocken. Das bedeutet, dass wir das Set-Up umstellen müssen“, sagt der aktuelle Elfte in der Abfahrts-Gesamtwertung. Das Material muss entschärft werden, die Bedingungen erfordern nicht ganz so viel Aggressivität wie bei den zuletzt sehr anspruchsvollen Strecken. Grund dafür sind fehlende Steilstücke oder längere Gleitpassagen.

Drei Stunde Fahrt zur Piste

Vor den offiziellen Trainingsfahrten haben die DSV-Starter noch zwei Tage lang die Gelegenheit, sich den Gegebenheiten vor Ort anzupassen. „Das größte Problem wird allerdings sein, sich skifahrerisch auf das Material einzustellen“, sagt Sander.

Der Fokus liegt auf den eigenen Rennen, auch aufgrund der Unterkunft der Alpinen. Diese sind nämlich nicht im olympischen Dorf in Pyeongchang untergebracht, sondern in unmittelbarer Nähe zu den Wettkampfstätten in Jeongseon. Knapp drei Stunden Fahrt liegen zwischen dem Olympiastadion und dem alpinen Zentrum, deshalb wird Sander nach eigener Aussage wahrscheinlich bei der Eröffnungsfeier fehlen. „Die Entfernung ist einfach zu groß. In den Tagen wo die Eröffnung haben wir unsere offiziellen Trainings, das geht einfach vor“, sagt Sander, der den Wettkampf eindeutig den olympischen Erfahrungen vorzieht.

Weitere Wettkämpfe besuchen

Sollte der Rückflug aber nicht zu früh gehen, will der Ennepetaler noch bei einigen anderen Wettkämpfen zugegen sein. Besonders beim Langlauf würde er gerne anwesend sein, da dort sein Schwager Sebastian Eisenlauer an den Start gehen wird, aber auch die Disziplinen Eishockey, Ski-Cross oder Snowboard würde der 28-Jährige gerne live vor Ort verfolgen. Doch im Vordergrund steht ganz klar der eigene Wettkampf.

Sollte es Sander schaffen, einen sauberen Lauf hinzulegen, ist ihm in Südkorea einiges zu zutrauen. Dann hätte die Stadt Ennepetal nicht nur erstmals einen Vertreter bei Winterspielen, sondern gleich auch einen Medaillengewinner.