Kitzbühel/Ennepetal. . Mit seinem besten Ergebnis überhaupt auf der Kitzbüheler Streif beendet Andreas Sander ein starkes Rennwochenende in Österreich.

Dieser Ort ist ein ganz besonderer. Er ist so etwas wie die letzte Schutzhütte, bevor sich die Skirennfahrer den Gefahren der schwersten Piste im Weltcup aussetzen. „Da riecht man alles Mögliche“, sagte Ski-Legende Hermann Maier über das Starthaus zu Beginn der Streif in Kitzbühel – Angstschweiß inklusive.

Für Andreas Sander, das Ski-Ass der SG Ennepetal, hielt das Hahnenkammrennen 2018 im Starthaus allerdings eine komplett neue Erfahrung bereit. Direkt vor ihm war sein deutscher Teamkollege Thomas Dreßen gestartet – und nach einer brillanten Abfahrt als neuer Führender im Ziel angekommen. Später durfte sich Dreßen als Sieger feiern lassen, und zum ersten Mal seit 39 Jahren stand wieder ein Deutscher oben auf dem Podest.

Nächster Weltcup am Samstag in Garmisch

Nach 1:56,16 Minuten raste Thomas Dreßen über die Ziellinie. Andi Sander lag bei der Einfahrt in den Zielhang nur 0,14 Sekunden hinter der Zeit seines Teamkollegen. Am Ende betrug der Rückstand 0,74 Sekunden. Weiter geht es für ihn in Garmisch. Dort wird am Samstag die Abfahrt gefahren.

Fast hätten den historischen Sprung aufs Podium sogar zwei Deutsche geschafft. Denn angespornt von Dreßens sagenhafter Siegfahrt zähmte auch der Ennepetaler die Streif. Nur einen kleinen Fehler leistete er sich auf den letzten Metern der Abfahrt bei einer Geschwindigkeit von fast 137 km/h – der warf ihn vom Podestkurs auf Platz sechs zurück. Deshalb hielt sich Sanders Freude trotz seiner besten Abfahrt im Auslauf in Grenzen. Er zuckte fragend mit den Schultern, blickte unzufrieden umher. „Jetzt überwiegt mehr die Enttäuschung, was sich in den nächsten Tagen sicher ändern wird“, kommentierte er den besten Abfahrts-Rang seiner Karriere.

Sander im Super G auf Rang acht

Auch tags zuvor hatte er mit gemischten Gefühlen die Ski aus dem Schnee gehoben. Beim Super G mit einer ungewohnten Streckenführung auf der Streif landete Sander als Achter aus dem deutschen Team am weitesten vorn. Mit seinem dritten Top-Ten-Rang der Saison war er zufrieden, sagte aber auch: „Zu einer sehr guten Leistung hat leider wieder was gefehlt. Es wäre heute ein bisschen mehr möglich gewesen.“

Doch bei allem Jubel um den sensationellen Sieg von Thomas Dreßen im Abfahrtsklassiker von Kitzbühel dürfte sich auch Sanders’ Enttäuschung schnell gelegt haben. Zum einen bestätigte er mit weiteren Top-Ergebnissen, dass er der Konstanteste im deutschen Speedteam ist. Zum anderen gibt auch das Rennwochenende von Kitzbühel, das mit einer langen Party-Nacht (Alpinchef Wolfgang Maier: „Wie dreimal Weihnachten und Ostern auf einen Tag“) endete, neues Selbstvertrauen für den eigentlichen Saisonhöhepunkt: die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang/Südkorea (9. bis 25. Februar).

Dorthin fährt nicht nur Dreßen als Medaillenkandidat. Auch Sander beendet die Rennen schließlich konstant in Podestnähe. „Jetzt reißen uns die Speedjungs raus, weil wir im Technikbereich schon hinten nach hinken“, sagte sogar Fritz Dopfer anerkennend. Er war am Sonntag im Slalom auf Rang 18 der einzige Deutsche im Ziel.

Schlusswort Andreas Sander: „Krass, krass, krass. Ein Rennen gewinnen und dann noch Kitzbühel, das ist ein bisschen kitschig“, sagte er über seinen Teamkollegen Dreßen. Und: „Vielleicht gewinnt er dieses Jahr zwei Rennen: Das sind dann Olympia und Kitzbühel.“