Ennepetal/Lüdenscheid. . Mit dem morgigen Heilig Abend beginnen die hohen Festtage der Christen. Das bedeutet aber nicht, dass es für Abdulah El Youbari ein langes Wochenende wie jedes andere sein wird. Eine Art Besinnung gibt es auch für die Torjäger des Fußball-Oberligisten TuS Ennepetal. Nicht im religiösen Sinne – was übrigens auch für den einen oder anderen hiesigen Christen gelten dürfte. Durchaus eine Art Besinnung stellt sich in den Tagen schon ein. Vor allem, wenn Abdulah El Youbari an die vergangenen drei Jahre denkt. Am 14. November 2014 brach er sich im Freitagsspiel gegen Westfalia Herne das Schien- und Wadenbein.
Mit dem morgigen Heilig Abend beginnen die hohen Festtage der Christen. Das bedeutet aber nicht, dass es für Abdulah El Youbari ein langes Wochenende wie jedes andere sein wird. Eine Art Besinnung gibt es auch für die Torjäger des Fußball-Oberligisten TuS Ennepetal. Nicht im religiösen Sinne – was übrigens auch für den einen oder anderen hiesigen Christen gelten dürfte.
Abdulah El Youbari, allein der Namen lässt es erahnen, dass er kein Christ ist. Er ist ein Deutsch-Marokkaner. Seine Eltern stammen aus dem afrikanischen Staat, Abdulah ist in Deutschland geboren.
Als Muslim erzogen
„Ich bin ein Muslim, ja, meine Eltern haben mich so groß gezogen. Aber ich habe viele deutsche Freunde und eine deutsche Freundin, ich habe mich da in vielen Dingen angepasst, so dass mir das Weihnachtsfest durchaus sehr nahe ist“, sagt der 30-Jährige mit Blick auf die Adventszeit und die bevorstehende Weihnachtszeit.
Für den Ennepetaler TuS-Spieler bedeutet dies vor allem das Treffen mit Freunden – auch in den jeweiligen Familien. So ist er bei seiner Freundin morgen Abend zu Gast. Mit Familien-Anschluss. Desweiteren, so war es bisher eine kleine Tradition, hat er sich mit einem seiner besten Freunde getroffen. Dieser lebt in München, kam zu den Festtagen stets nach Lüdenscheid, wo Abdulah El Youbari sein Zuhause hat. Nur in diesem Jahr nicht. Da geht es aus familiären Gründen für den Freund in die Berge. Abdulah war eingeladen. Selbstverständlich. Doch der Weg wäre zu weit.
Voller Vorfreude
Denn in Lüdenscheid genießt der Fußballer die weihnachtliche, übrigens auch die vorweihnachtliche Zeit. Nicht nur der Freundin und ihrer Familie wegen. Denn in der sauerländischen Metropole gibt es eine Kneipe, wo er hin und wieder kellnert. Und dort gibt es eine „Coming home for Christmas“-Party. „Herrlich, da trifft man Freunde und Bekannte, die man ein Jahr lang nicht gesehen hat, das ist mega-geil“, so El Youbari voller Vorfreude, der seine Wohnung übrigens nicht weihnachtlich geschmückt hat. Kein Weihnachtsbau, kein Adventskranz oder sonstiges.
In Lüdenscheid leben noch die Mutter und der kleine, inzwischen 18-jährige Bruder des Oberliga-Spielers. Vor allem für die Mutter, die islamischen Glaubens ist, spielt Weihnachten nicht wirklich eine Rolle. Hier trifft es eher zu, dass die Festtage tatsächlich ein verlängertes Wochenende darstellen – wenngleich ein heimeliges Fest mit der Familie durchaus eine Rolle spielt.
Keine strenge Auslegung
„Wir pflegen die islamischen Bräuche. Allerdings lebe ich nicht nach allen strengen Regeln“, sagt Abdulah El Youbari. „Beispielsweise der Ramadan spielt bei mir keine Rolle.“ Ein Grund ist, dass durch diese strenge Fastenzeit einfach die Kraft für Training und Fußball fehlt. „Es gibt Spieler, auch in der Bundesliga, die den Ramadan während der Saison oder in der Vorbereitung einhalten“, sagt er. „Davor habe ich sehr großen Respekt.“
Vieles in Religionen ähnelt sich
Überhaupt findet es El Youbari „immer schön, andere Religionen kennenzulernen oder mitzumachen. Das bereichert. Vieles ähnelt sich.“
Dazu zählt auch die Weihnachtsfeier im Kreise der Mannschaft. Im Vereinsheim am Bremenstadion kam die Truppe zusammen. Die Kicker hatten alles selbst organisiert – also auch selbst für das vielfältige Buffet gesorgt.
Durchaus eine Art Besinnung stellt sich in den Tagen schon ein. Vor allem, wenn Abdulah El Youbari an die vergangenen drei Jahre denkt. Am 14. November 2014 brach er sich im Freitagsspiel gegen Westfalia Herne das Schien- und Wadenbein.
Wieder eine tragende Säule
Im Laufe der Rekonvaleszenz gab es Phasen, in denen er nicht daran geglaubt hat, wieder mit angemessenem Niveau in der Oberliga spielen zu können. Mittlerweile ist er wieder eine der tragenden Säulen, einer der Leistungsträger des TuS Ennepetal um Trainer Jörg Behnert. Mit neun erzielten Treffern hat er bislang die meisten Tore seines Teams erzielt. In der Liga belegt er damit den vierten Platz der Torjägerliste – mit fünf weiteren Spielern.
Doch lange war nicht abzusehen, dass es zu diesem gelungenen Comeback käme. Die ersten Laufschritte waren unrund. Immer im Hinterkopf war der Bruch von Schien- und Wadenbein. Dazu vier Operationen. Material mit einem 34 Zentimeter langen Nagel im Bein, das helfen sollte, dass die Knochen zusammen wachsen, aber auch verhinderte, wieder an alte Laufleistungen heranzukommen. „Auch konditionell und kraftmäßig kam ich nicht hinterher“, so Abdulah El Youbari. Überdies spielte die Muskulatur nicht immer mit.
Geholfen haben stets Mitspieler sowie die Trainer Imre Renji und Jörg Behnert. Auch der Sportliche Leiter Thomas Riedel. „Ich glaube an Dich“, sagte er. „Wir werden Dich niemals fallen lassen. Du hast so viel für den Verein getan.“
Das hat geholfen, das hat motiviert. El Youbari, der im Sommer 2010 von Borussia Dröschede, davor bei RW Lüdenscheid spielte, zum Bremenstadion kam, kämpfte weiter. Freute sich auch über die Anerkennung innerhalb der Mannschaft. Wenngleich er die eine oder andere Frotzelei wie „Du bist ja eine Vollgraupe“ ob seiner Leistungsstärke hinnehmen musste.
Zwischenzeitlich Jugendtrainer
El Youbari selbst schätzt seine Situation realistisch ein. „Früher haben die gegnerischen Spieler gesagt, da kommt Ennepetal mit El Youbari, da wird es ernst.“ Doch mit den ersten Gehversuchen nach seiner schweren Verletzung kippte die Stimmung. Es hieß: „Da kommt Ennepetal mit El Youbari, keine Sorgen.“ Doch der TuS Ennepetal hielt immer an dem Kapitän fest. Imre Renji brachte ihn immer wieder. Kein Neid bei den Mitspielern, kein Gemurre. „Ich habe nicht viel kaputt gemacht“, blickt El Youbari zurück. „Ich habe aber auch nicht viel Produktives geleistet.“
Neben dem mühsamen Comeback engagierte sich El Youbari auch als Jugendtrainer, führte die U19 mit in die Landesliga, sorgte mit dem Team für einen ordentlichen Auftritt beim Spaxcup. „Auch das hat richtig gut getan, dreimal die Woche auf dem Platz stehen zu können“, so der Stürmer.
Mittlerweile sieht er die schlechte Phase positiv: „Das sind unglaublich wichtige Erfahrungen für mich, um als Persönlichkeit zu reifen.“ Und mit dieser Saison stimmen auch die Leistungen wieder, ist er nahezu wieder der alte El Youbari. „Ich bin in der Form meines Lebens. Es ist auch ein kleines Wunder, wie ich wieder auf dem Platz stehen und spielen kann.“
Da ist völlig klar, dass die Aussicht auf die restliche Saison zuversichtlich ist. Ein einstelliger Platz soll es werden. „Das schaffen wir, wir hatten einen miesen Saisonstart, die Mannschaft war anfangs körperlich einfach noch nicht reif für die Oberliga.“ Das hat sich grundlegend geändert. Das soll sich spätestens mit dem Ende der Winterpause am 11. Februar bestätigen, wenn die Begegnung gegen den FC Schalke 04 II nachgeholt wird.