Gevelsberg/Wetter. Robert und Henning Fritz sind die Söhne von Kirsten und Roger Bösel. Handball ist ihr Sport, der sie nun sogar gemeinsam auf das Spielfeld führt.

Wenn Kirsten Bösel abends nach einem Tag voller Autofahrten in Handballhallen und Arbeit in der Physiotherapiepraxis ihres Mannes abschalten möchte, geht es auf die Couch. Im TV läuft dann, wie sollte es anders sein, natürlich Handball. „Das Abo habe ich mir gegönnt“, sagt die zweifache Mutter. Sie selbst spielt keinen Handball, ihre Leidenschaft ist der Sport aber trotzdem. Kein Wunder, denn ihre beiden Söhne Robert und Henning spielen Handball und eifern dabei ihrem Vater Roger nach. Der steht auch noch mit 48 Jahren zwischen den Pfosten – und gewinnt mitunter gemeinsam mit seinem Sohn auch schon mal Spiele.

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16 Tore wirft ein Spieler allein selten im Handball. Dem 17-jährigen Robert Bösel ist das Mitte November gelungen. Beim Sieg des Handball-Kreisligisten CVJM Gevelsberg über die TG Voerde II hatte er damit großen Anteil. Gleiches gilt für den Torwart der Gevelsberger, der satte 31 Jahre älter ist als Torjäger Robert, aber den gleichen Nachnamen trägt: Roger Bösel. „Das Spiel haben die beiden für uns gewonnen“, sagt CVJM-Spieler Claas Lindemann anerkennend.

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Robert ist der ältere der beiden Söhne von Roger und Kirsten Bösel und spielt eigentlich noch in der Jugend. Dort ist er in seinem ersten Jahr als A-Jugendlicher nach dem Wechsel von der HSG Herdecke/Ende für den VfL Eintracht Hagen in der Bundesliga aktiv, was auch weite Reisen zur Folge hat. Als Robert am Sonntag für den CVJM in der Kreisliga spielte, lag nur eine sehr kurze Nacht hinter ihm, denn Tags zuvor spielte er mit den Hagener Junioren in Potsdam. Rückkehr mit dem Reisebus um 2 Uhr in der Nacht. Neun Stunden später steht er dann wieder auf dem Feld.

Eintracht Hagen macht den Weg für die Bösels frei

Es ist durchaus ungewöhnlich und nicht selbstverständlich, dass ein Junioren-Bundesliga-Spieler mit einem Zweitspielrecht in den Niederungen der Kreisliga aktiv sein darf. „Wir wollten ihm da keine Steine in den Weg legen“, sagt Marco Grgic, Jugendkoordinator beim VfL Eintracht Hagen. Vater und Sohn, gemeinsam in einem Team, das gibt es im Handball nur äußerst selten. „Das ist schon eine coole Nummer und macht mich auch ein bisschen stolz“, sagt Vater Roger.

Robert Bösel spielt Handball beim CVJM Gevelsberg gemeinsam mit seinem Vater Roger. Bruder Henning ist ebenfalls als Handballer aktiv.
Roger Bösel spielt dieses Mal nicht. Seinen Sohn Robert hat er aber auch vom Zeitnehmertisch immer genau im Blick. © WP | Fabian Vogel

Dazu kommt mit Henning Fritz Bösel ein weiterer, ebenfalls Handballverrückter. Allein schon der Name macht deutlich, wie viel der Handballsport der Familie Bösel bedeutet, schließlich war der Namensvetter Henning Fritz einst einer, zeitweise der beste Torhüter im Handball. Soweit ist der 15-Jährige, der für die Spielgemeinsam JSG EN-ergy in der B-Jugend-Regionalliga, natürlich, im Tor steht, noch nicht. Den Sport aber hat er wie sein älterer Bruder von der Pike auf gelernt. „Sie waren schon mit Drei beim Bewegungsangebot in Wetter“, erinnert sich Mutter Kirsten.

Viele Halle, viele Fahrten: Eltern Bösel werden zum Taxi

Für sie und Mann Roger ist die Leidenschaft ihrer Söhne auch mit einer Menge Aufwand verbunden. Weil beide noch kein Auto haben und jeweils viermal in der Woche in unterschiedlichen Vereinen und Sporthallen trainieren, spielen die Eltern oft Taxi. Vier bis fünf Stunden verbringen sie dabei im Auto, bei starkem Verkehr auch schon einmal mehr. Zu den Auswärtsspielen in der A-Jugend-Bundesliga geht es nur selten mit. „Wir haben Familie in Magdeburg, deswegen werden wir dort wohl auch mitfahren“, sagt Vater Roger.

Robert Bösel spielt Handball beim CVJM Gevelsberg gemeinsam mit seinem Vater Roger. Bruder Henning ist ebenfalls als Handballer aktiv.
Robert Bösel beim Siebenmeter im Kreisliga-Spiel des CVJM Gevelsberg gegen die RE Schwelm II. © WP | Fabian Vogel

Bei Henning Fritz sind die Fahrten nicht ganz so weit wie bei seinem Bruder, mitunter geht es aber bis nach Emsdetten. Da fahren die Eltern, wenn es denn zeitlich mit den anderen Spielen passt, auch mal mit. Und wenn es nicht passt, wird auch nicht gewartet, bis sich die Familie abends wieder zusammenfindet. „Ich bekomme dann am Telefon immer erzählt, wie das Spiel gelaufen ist“, sagt Mutter Kirsten und lacht.

Spielen alle drei Bösels noch einmal zusammen?

Sie selbst hatte nie etwas mit dem Handball zu tun, ehe sie ihren heutigen Mann Roger kennenlernte. Handball ist dann aber auch für sie relativ schnell zum Lebensmittelpunkt geworden. „Wenn mal spielfrei für alle ist, muss ich mir immer erst überlegen, was ich jetzt mit der freien Zeit anfangen soll“, sagt sie. Bei so vielen Spielen oder Turnieren und Trainingseinheiten kommt das aber ohnehin nur selten vor.

Eine Handball-Familie

Vater Roger Bösel ist mit 48 Jahren einer der Oldies beim Handball-Kreisligisten CVJM Gevelsberg. Dort spielt er bereits seit Jahrzehnten im Tor.

Seit dieser Saison spielt auch sein Sohn Robert mit einem Zweitspielrecht beim CVJM. Seine Handballkarriere begann er einst in Wetter, ehe er zur HSG Herdecke-Ende und dann zum VfL Eintracht Hagen wechselte.

Der 15-jährige Henning Fritz steht bei der JSG EN-ergy in der B-Jugend-Regionalliga zwischen den Pfosten.

Vielleicht kommt es in zwei Jahren, wenn Henning Fritz ebenfalls im Herrenbereich spielen kann, auch noch zum Auftritt aller drei Bösels in einer Mannschaft. Entscheidend dafür ist dabei zum einen der Weg von Robert und die Gesundheit von Vater Roger. „Der Plan ist, dass mich Henning hier beim CVJM ablösen wird“, sagt er. Wie es für Robert weiter geht, ist indes fraglich. „Wir werden sehen, wie er sich entwickelt“, sagt Hagens Koordinator Grgic. Und was sagt der Youngster selbst? Nicht viel. Aber für ein Interview hat er an diesem Sonntag ohnehin nicht viel Zeit. Schließlich muss er Handball spielen.

Dieses Mal ohne seinen Vater. Der hat Knie, sitzt aber am Zeitnehmertisch. Und ballt bei guten Aktionen seines Jungens auch schon einmal die Faust unterm Tisch.

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