Ennepetal. Wenn es normal laufen würde, hätte Andreas Sander aktuell Schnee unter den Füßen. Eine Krankheit ohne genaue Diagnose hält den Ennepetaler aber auf.
Wenn alles normal gelaufen wäre, würde Andreas Sander in wenigen Wochen in die neue Weltcup-Saison starten. Doch in diesem Jahr ist wenig so gelaufen, wie das für den Ennepetaler Skirennfahrer in den vergangenen Jahren eben normal war. Sander ist krank, eine genaue Diagnose gibt es allerdings nicht. Klar ist nur, dass der Blick in die Zukunft aktuell für den 35-jährigen Vize-Weltmeister getrübt ist. Detaillierte Aussichten sind im Nebel rund um seine seltene Erkrankung kaum zu erkennen.
Momentan geht Andreas Sander nicht vieles leicht von der Hand. „Ich muss mir meinen Alltag schon genau einteilen, damit ich alles schaffe“, sagt der Wahl-Allgäuer. An Sport oder gar an Leistungssport ist in diesen Wochen nicht zu denken für Sander, der sich eigentlich nun auf den Gletschern in Europa auf den anstehenden Winter im Weltcup vorbereiten würde. Wenn da diese mysteriöse Erkrankung nicht wäre.
Aktuell kaum Veränderungen bei Sanders Gesundheit
Bei aller Ungewissheit rund um die Krankheit, die dem gebürtigen Ennepetaler die Energie raubt, ihm schnell die Kraft und die Konzentration raubt. Normal ist aktuell nicht viel im Leben des Leistungssportlers. „Wenn ich zu viel mache, beispielsweise zu viel mit meinen Jungs tobe, dann bin ich richtig platt. Ich muss geduldig bleiben und darf mich nicht überschätzen“, weiß Sander. Eine Aussicht auf Besserung sei erst einmal nicht in Sicht. „Es wird aktuell nicht besser, aber auch nicht schlechter“, sagt er.
Was genau die Krankheit ausgelöst hat, ist ebenso unklar wie der weitere Heilungsverlauf. Schon am Ende der vergangenen Saison fühlte sich Sander schneller erschöpft als gewöhnlich, ein viraler Infekt im Frühjahr tat dann wohl sein Übriges. Zumindest vermuten das die Ärzte, bei denen Andreas Sander seitdem in Behandlung ist.
Sanders Kraftwerke laufen auf Sparbetrieb
Fakt ist, dass die Mitochondrien, die „Kraftwerke der menschlichen Zelle“, bei Sander nicht so viel Energie produzieren, wie es eigentlich üblich ist. Der sogenannte ATP-Wert, der den Wert von Adenosintriphosphat misst, ist beim Ennepetaler zu niedrig, sein Körper kann die durch Nahrung aufgenommene Energie schlechter umwandeln - wodurch Sander deutlich schneller erschöpft.
„Ich will wieder so gesund werden, dass ich ein aktives Leben führen kann.“
Für einen Leistungssportler wie Andreas Sander, der in diesem Winter in seine 14. Weltcup-Saison starten wollte, ist das kaum zu ertragen. Denn auch in seiner Freizeit liebt Sander den Sport und die Bewegung. Auch jetzt ist er, natürlich in deutlich abgespeckter Form, immer wieder in Bewegung. „Mit dem E-Bike oder auf leichten Wanderungen bin ich aktuell unterwegs“, sagt er. An die Belastungen einer Abfahrtsstrecke, wo Sander bei Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 160 km/h unter voller Belastung ist, wo jeder Aussetzer bei der Konzentration gefährlich sein könnte, ist noch lange nicht zu denken. Den geplanten Saisonstart Anfang Dezember im US-amerikanischen Beaver Creek wird er bei aller aktuell möglichen Voraussicht verpassen.
Das denkt Sander über ein Karriereende
Es kann aber auch sehr schnell gehen. Das hofft Sander zumindest, das sagen ihm aber auch die Ärzte. Sobald es grünes Licht gibt und die Krankheit behandelt werden kann, will Sander bereit sein. Die Muskeln sind schnell wieder aufzubauen, über die Technik verfügt der für die SG Ennepetal startende Fahrer so oder so. Was durch die längere Auszeit fehlt, sind die Sicherheit und das Fahrgefühl auf den Skiern.
Wann es aber soweit sein wird, ist weiter ungewiss. Sander denkt nicht mehr in Tagen oder Wochen, wie er es zu Beginn seiner Erkrankung im Frühjahr noch getan hat. Und was ist mit einem möglichen Ende seiner Laufbahn? „Daran verschwende ich keinen Gedanken“, sagt er. Viel mehr steht aber aktuell nicht die Karriere im Skirennsport, sondern seine grundsätzliche Gesundheit im Fokus. „Ich will wieder so gesund werden, dass ich ein aktives Leben führen kann“, wünscht sich Andreas Sander. Oder: Dass einfach alles wieder normal läuft.
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