Dortmund/Ennepetal. Mit dem 8:1-Sieg beim FC Hollywood der Oberliga stellt der TuS Ennepetal einen neuen Rekord auf. Westerhoff verspürt eine gewisse Genugtuung.
Fast genau neun Jahre lang war der 7:1-Sieg aus der Saison 2015/16 gegen den SV Zweckel der höchste Sieg des TuS Ennepetal in der Fußball-Oberliga Westfalen. Seit diesem Wochenende aber ist dieses Ergebnis zwar immer noch rekordverdächtig, nach dem 8:1 (4:1)-Sieg der Ennepetaler beim TuS Bövinghausen aber nur noch der zweithöchste Sieg in der Oberliga. Das Team von Trainer Sebastian Westerhoff fegte mit hoher Effektivität und ohne Gnade über das hinweg, was von dem großen Projekt TuS Bövinghausen übrig geblieben ist. Der in den vergangenen Jahren kometenhafte Aufstieg des Klubs aus dem Dortmunder Nordwesten erlebte am Samstag auf eigenem Platz den vorläufigen Tiefpunkt.
Nicht nur das Ergebnis, sondern auch die Art und Weise, wie sich der TuS Bövinghausen auch noch bei großem Rückstand präsentierte, hinterließen viele Zweifel an der Oberligatauglichkeit der Mannschaft. Erste Konsequenzen ließen nach dem Debakel gegen den TuS Ennepetal nicht auf sich warten.
Trainer Baris Özbek und der Verein trennten sich noch am Abend des Spiels einvernehmlich voneinander. Nach vier Niederlagen zum Start in die Saison steht das im Sommer wieder einmal neu formierte Team damit ohne Trainer da. „Ich erreiche die Mannschaft nicht, kann ihr nicht weiterhelfen. Das sind gute Jungs, aber die Oberliga ist eben ein anderes Kaliber. Und da fehlt es einigen auch an der Qualität“, so der 37-jährige Ex-Profi.
Ennepetal verdaut frühen Rückschlag
Oberliga-Qualität hingegen bewies der TuS Ennepetal am Samstagabend in Dortmund. „Wir haben das einfach sehr gut gemacht und haben auch trotz der hohen Führung nicht nachgelassen“, sagte Kapitän Marius Müller nach dem historischen Sieg. Für ihn persönlich war es ebenfalls ein außergewöhnlicher Abend, schließlich traf Müller gleich vierfach, was ihm zuvor in der Oberliga noch nie gelungen war.
Bövinghausen - Ennepetal 1:8 (1:4)
TuS Ennepetal: Weusthoff - El Youbari, Bimpeh, Frölich, Gallus (59. Meckel), van der Heusen (59. Pinner), Hupka, Goles (75. Siepmann), Müller, Binyamin (68. Shabani), Vaitkevicius (61. Reyes Mellado).
Tore: 1:0 Noguchi (5.), 1:1 Müller (9.), 1:2 Müller (28.), 1:3 Binyamin, 1:4 Vaitkevicius, 1:5 Reyes Mellado (70.) 1:6 Müller (74.), 1:7 Siepmann (79.), 1:8 Müller (89., Strafstoß).
So geht es weiter: Am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) empfängt Ennepetal Victoria Clarholz im Bremenstadion.
Dabei ging das Spiel aus Ennepetaler Sicht überhaupt nicht gut los. Ibuki Noguchi hatte sich nach einem langen Ball auf die linke Seite im Dribbling durchgesetzt und traumhaft aus rund 18 Metern in den Winkel getroffen. Fünf Minuten waren da gerade erst gespielt. „Ungünstiger hätte es nicht losgehen können, wir wollten eigentlich so lange wie möglich die Null halten“, sagt Marius Müller. Er selbst war es aber, der den frühen Rückstand erst ausglich und nach 28 Minuten in eine Führung drehte. Noch vor der Pause bauten Ben Binyamin (33.) mit einem sehenswerten Distanztreffer und David Vaitkevicius (43.) die Ennepetaler Führung aus.
Westerhoff verspürt Genugtuung
Sonderliche Gegenwehr kam da schon nicht mehr vom Gegner, wie auch in der zweiten Halbzeit. „Man muss auch sagen, dass sie sich nicht sonderlich clever angestellt haben“, sagt Marius Müller. Bövinghausen lief selbst nach dem 5:1 für Ennepetal durch den eingewechselten Lilian Reyes Mellado (70.) und dem 6:1 durch Müller noch offensiv an und offenbarte viele Räume für den TuS, der diese konsequent nutzte, auch wenn die letzten beiden Treffer durch Standards erzielt wurden. Stefan Siepmann traf zum 7:1 nach einem Eckball (78.) und Müller legte seinen vierten Treffer per Strafstoß nach (89.). „Sie sind in sich zusammengefallen“, so Müller.
„Sieben Punkte sind schon ein Brett, es hätten aber tatsächlich auch noch mehr sein können.“
Für Ennepetals Trainer Sebastian Westerhoff ist der deutliche Sieg über Bövinghausen durchaus mit einer Portion Genugtuung verbunden. „Ja, da bin ich ganz ehrlich. Das ist ein Verein, der für mich in der Art und Weise, wie er sich aufstellt und nach außen gibt, nichts in der Oberliga zu suchen hat und anderen Vereinen, die es verdient hätten, einen Platz wegnimmt“, sagt er deutlich.
Ennepetal startet deutlich besser als erwartet
Während beim TuS Bövinghausen nun die Frage im Raum steht, ob der Verein die Saison in der Oberliga überhaupt beenden wird, steht der TuS Ennepetal nach dem Auftaktprogramm mit starken Gegnern bei sieben Punkten. „Sieben Punkte sind schon ein Brett, es hätten aber tatsächlich auch noch mehr sein können“, sagt Marius Müller.
Nach den Partien gegen die klanghaften Namen VfL Bochum, SV Lippstadt, RW Ahlen oder nun auch Bövinghausen warten nun mit Clarholz und Finnentrop eher die Hausmannskost der Oberliga. „Da müssen wir uns jetzt als Team zeigen und dürfen uns von dem Ergebnis nicht blenden lassen“, schaut der Ennepetaler Spielführer bereits voraus. Zurückschauen auf dieses Spiel in Bövinghausen werden er und alle anderen, die es mit dem TuS Ennepetal halten, in den kommenden Jahren vermutlich noch oft genug.