Gevelsberg. Als Trainer der Frauenelf des FC SW Silschede ist Ali Salame am Seitenrand ein Lautsprecher. Wie er agiert und plötzlich den Hebel total umschaltet.
Sobald das Spiel angepfiffen ist, befindet sich Ali Salame wie in einem Tunnel. Der Trainer ist total auf das fokussiert, was vor ihm auf dem Platz passiert. Davon lässt er sich im wahrsten Sinne des Wortes mitreißen. Der Trainer der Frauenelf des FC Schwarz-Weiß Silschede geht mit, nicht nur emotional, sondern auch immer wieder an der Seitenlinie. Wer ihn vor und nach dem Spiel sieht, würde nicht vermuten, dass er ein so Anheizer ist. Denn dann gibt er sich als Ruhepol.
Er ist schon lange Zeit als Trainer aktiv, begann in der Jugend als Helfer einer E-Jugendmannschaft. Damals noch bei den schon länger aufgelösten Sportfreunden Geweke aus Haspe. Nach einer Station beim FC Gevelsberg-Vogelsang übernahm er erneut eine jüngere Jugend, bei Blau-Weiß Haspe, mit der er 2016 zum FC SW Silschede wechselte und seitdem im Waldstadion verwurzelt ist. Für die Frauenmannschaft ist er seit November 2022 verantwortlich und bildet gemeinsam mit Alessa Geis das Trainergespann. In den Saisons 2022/23 und 2023/24 schaffte das Team erst an den letzten Spieltagen den Klassenerhalt in der Bezirksliga. Das kostete Spielerinnen und Trainer einiges an Nerven. Doch vor allem Salame gab sich immer ruhig – selbst nach deutlichen Niederlagen.
Ganz selten wird er in der Kabine laut
„Ich nehme die Last mit und mache es in meinen eigenen vier Wänden mit mir aus. Es bringt auch nichts, die Spielerinnen die Anspannung spüren zu lassen, sonst werden sie nervös. Natürlich mache ich mir selbst Gedanken, möchte das aber möglichst für mich in Ruhe machen“, sagt er dazu. Ihm sei es wichtig, in einem ruhigen Umfeld zu arbeiten, sonst komme man nicht voran. Daher ist er im Vorfeld einer Partie stets bemüht, einen ruhigen Ton zu bewahren. „Ich bin nur zweimal innerhalb der zwei Jahre in Kabine lauter geworden. Da hatte ich das Gefühl, dass die Spielerinnen es brauchen“, weiß Salame ganz genau. Einmal, als Silschede im Kreispokal gegen Westfalia Hagen rausflog und einmal bei den Hallenmasters 2024, als das Team nicht gut in das Turnier startete.
„Ich nehme die Last mit und mache es in meinen eigenen vier Wänden mit mir aus.“
„Sonst bin ich eher ruhig und versuche, in die Köpfe der Spielerinnen zu gelangen. Mental mehr Arbeit, sich selbst Sachen zutrauen, letzte Prozente rausholen“, beschreibt es der Coach. Er arbeitet dabei auch mit ausgesuchter Musik, die er im Hintergrund von seinen Ansprachen abspielen lässt. Für viel Motivation, um „Feuer zu machen“, wie er es nennt, gab‘s etwa mal Rockiges von „Two Steps from Hell“. Das nutzte er einmal, bevor am allerletzten Spieltag der Klassenerhalt gelang – also mit Erfolg.
Wenn er den Druck herausnehmen möchte, ohne aber die Spannung für das Spiel zu verlieren, nutzt er epische Musik. „Du merkst es tatsächlich, dabei kommt der Puls runter und du weckst noch einmal die Erinnerung auf die wichtigen Sachen vor Anstoß“, erzählt Salame und ergänzt: „Anfangs war ich so tief in den Herzen der Spielerinnen, da liefen sogar Tränen. Im positiven Sinne.“
Wie in einem Tunnel während des Spiels
Und dann geht‘s los. „Alles, was während eines Spiels neben oder hinter mir passiert, kriege ich gar nicht mit. Ich konzentriere mich auf die 90 Minuten. Ich erwarte diesen Fokus auch von der Mannschaft auf dem Platz. Sie soll gleichzeitig spüren: Da steht jemand, der an uns glaubt und möchte, dass wir alles rausholen. Denn nach den 90 Minuten können wir nichts mehr regeln“, schildert er.
Seine Zurufe sind stets motivierend: „Es bringt nichts, wenn ich die Spielerinnen fertig mache. Ich möchte ja ihre bestmögliche Leitung sehen.“ Die Mannschaft spornt dies an, das habe er schon einige Male als Rückmeldung bekommen. Das freut ihn. Ebenso, dass er noch nie von den Schiedsrichtern verwarnt wurde, wenn er immer mal wieder die Coachingzone entlang der Seitenlinie verlässt.
Lautes Organ hilft Salame während des Spiels
Bei den Halbzeitansprachen und nach dem Spiel wird es wieder ruhig. „Ich versuche, den Druck auf mich nehmen und die Mädels nicht zu verunsichern. Die Worte können aber schon vorsichtig mahnend sein“, sagt der 30-Jährige. Hauptsächlich spricht er, Kollegin Alessa Geis schaltet sich aber ebenfalls ein. Dafür ist die 33-Jährige während des Spiels kaum zu hören. Salame ruft im Spiel nicht dauerhaft. Wenn er und Geis sich einschalten, sollen die Spielerinnen schon auf ihre Hinweise achten. „Durch mein lautes Organ hören sie mich. Aber sie haben auf dem Feld am Ball Entscheidungsmacht. Wenn es mal nicht klappt, bleibe ich positiv“, betont der Coach. Positive Worte sind vor allem bei Jugendlichen und jungen Spielerinnen wichtig.
Wenn die Spiele und die Abschlussrede vorbei sind, ist Salame erleichtert. Denn sein Einsatz ist anstrengend. „Ich bin ich voller Adrenalin geladen. Es ist nicht ohne. Das spüre ich hinterher, wenn meine Stimme weg ist“, verrät er. Und: „Ins Schwitzen komme ich schon. Das hat den Vorteil, dass ich dabei ein paar Kalorien verbrenne“, sagt er lachend.